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I'm missing half of me when we're apart.
-One Direction
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Ella

Ella?", hörte ich sie fragen. „Hey", brachte ich zögerlich hervor. Ich bereute bereits jetzt, sie angerufen zu haben. „Ähm, hey?" Shawns Schwester lies das Hey eher wie eine Frage klingen. „Wie geht's dir?", fragte ich sie. Ich mochte die Kanadierin und irgendwie wollte ich nicht den Kontakt mit ihr verlieren. Sie war eine der wenigen Personen, die mich noch nicht verletzt hatten, und sie war einfach ein Herzensguter Mensch.

„Eigentlich ganz gut und dir?" Ich sah sie vor mir, wie sie die Stirn in Falten legte und ihre Augen sich verengten. „Es ist..." Ich stockte kurz. „okay, denke ich." Wir hatten kaum ein Wort miteinander gesprochen, doch dieses Gespräch war jetzt schon seltsam. Es war komisch, mit der Schwester meines Fake-Freundes und gleichzeitig Ex' zu telefonieren. Was hatte ich mir dabei gedacht? Innerlich klatschte ich mir mit der Hand an die Stirn.

Ein unangenehmes Schweigen entstand. „Wie läuft's mit Nora?", brach ich es letztendlich. Das Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens konnte ich praktisch hören. „Es ist fantastisch. Ich mag sie wirklich sehr und Shawn hat es auch total gut aufgenommen. Zwar hatte ich am Anfang echt Angst vor seiner Reaktion, aber er war total entspannt." Shawn. Natürlich sprach sie ihn an. „Das freut mich für dich, Liyah.", brachte ich gezwungener Maßen hervor.

„Oh Gott, Ella. Ich bin so dämlich. Ich- Es tut mir so leid, dass ich ihn angesprochen habe." Die Bestürzung konnte ich aus ihrer Stimme heraus hören. „Schon in Ordnung, Liyah. Er ist immer noch dein Bruder." Ich versucht, es so klingen zu lassen, als wäre wirklich alles okay. „Trotzdem! Tut mir so unendlich leid." „Schon okay. Lass uns über was anderes reden." Ich machte eine kurze Pause.
Sollte ich Manuel ansprechen? Ich wollte ihr nicht auch noch Schmerzen hinzufügen, aber gleichzeitig interessiere mich sein Zustand.

„Klar!", riss die Kanadierin mich aus meinen Gedanken. „Wie ist es in Manchester?", hakte sie nach. Ich wollte ihr nicht von dem Vorfall in der Wohnung erzählen. „Ist ganz okay hier und eigentlich gar nicht so schlecht, mal wieder zu Hause zu sein." Schon wieder. Zu Hause. Ich hatte kein zu Hause mehr, denn dein zu Hause ist bei den Personen, die du liebst und die dich lieben. Das hatte ich einfach nicht.

„Das freut mich für dich.", hörte ich sie mit gepresster Stimme sagen. „Ist alles in Ordnung, Liyah?", fragte ich sofort. Sie schwieg, doch ich konnte mir vorstellen, wie sie Gedanken versunken auf ihrer Unterlippe herum kaute. „Liyah?", hakte ich erneut nach. „Ähm, sorry, was hast du gesagt?" Sie klang verwirrt und schien, auf einmal völlig neben der Spur zu sein.

„Ich wollte wissen, ob alles in Ordnung ist. Wir können auch aufhören, zu telefonieren, wenn ich dich gestört habe.", meinte ich, doch dann hörte ich schon eine Stimme ihren Namen sagen. Seine Stimme. „Ich... ich wusste nicht, dass er vorbeikommt.", hauchte sie leise. „Kein Problem. Ich ruf dich bald wieder an, ja? Du kannst natürlich auch anrufen, wenn du willst.", versuchte ich, die ganze Situation nicht noch seltsamer werden lassen.

„Es tut mir so leid, Ella.", hauchte sie leise. Ich wollte gerade anfangen, zu sprechen, als ich erneut Shawns Stimme hörte. „Du telefonierst mit Ella?" Seine Stimme war schneidend und ich bekam etwas Angst. Er klang verwundert, aber auch verärgert. Noch etwas, das ich nicht ganz einordnen konnte, klang in seiner Stimme mit.

Von Aaliyah kam nur ein Nuscheln. „Bye, Liyah.", meinte ich noch schnell, bevor ich auflegte. Fuck, fuck, fuck. Er hatte nicht einmal zwei Sätze gesagt, doch ich war schon wieder komplett fertig. Ich sehnte mich nach ihm, alles in mir schrie danach, ihm zu vergeben, aber diese schreckliche Angst in mir erlaubte es mir nicht.

Meine Atmung beschleunigte sich und meine Sicht wurde unklarer, aber ich konnte mich beruhigen. Ich versuchte, mir gut zuzureden, was diesmal tatsächlich funktionierte. Es war schrecklich, was für eine Auswirkung Shawn auf mich hatte, obwohl er sich hunderte Kilometer von mir entfernt befand. Und verdammt, es machte mir höllische Angst.

Ich fühlte mich abhängig von ihm, als wäre er das, was ich bräuchte, doch das konnte nicht sein. In seiner Gegenwart fühlte ich mich nicht wohl, war unsicher und panisch. Das konnte und wollte ich mir nicht antun. Shawn hatte mich viel zu fest in der Hand, denn obwohl ich bei unserer letzten Begegnung Angst hatte, wollte ich ihm verzeihen und diesem ganzen Leid ein Ende setzen.

Ich bemerkte gar nicht, dass mein Handy die ganze Zeit klingelte. Schon drei verpasste Anrufe von Aaliyah. Es gab nur zwei Optionen: entweder sollte sie mich von Shawn anrufen oder Shawn rief mich von ihrem Handy aus an. Das war das einzig logische, doch irgendwie hatte ich Angst, dass ihr etwas passiert war. Es war Schwachsinn, Shawn würde seiner Schwester nie etwas tun. Vielleicht war das auch nur meine Ausrede, warum ich ranging.

„Liyah?" Ich hielt das Handy an mein Ohr und wartete auf die Stimme der Kanadierin, doch natürlich war es Shawn, der das Telefon in der Hand hielt. „Wow, hätte nicht gedacht, dass du rangehst.", meinte er leise. „Shawn, du dummer Vollidiot! Gib mir mein scheiß Handy wieder, sie ruft dich schon an, wenn sie mit dir reden will!", keifte Aaliyah im Hintergrund.

„Ich dachte, vielleicht wäre etwas mit Liyah." Ausgesprochen klang das noch banaler und verzweifelter als in meinem Kopf, doch Shawn nahm es anscheinend Ernst. „Du dachtest doch nicht etwa, dass ich meiner Schwester weh tun würde oder?" Er klang perplex und verletzt. „Ich hätte auch nicht gedacht, dass du mir weh tust.", hauchte ich leise.

„Shawn, du gottverdammtes Arschloch! Gib mir jetzt sofort mein Handy und lass Ella in Ruhe, verdammt! Wie kannst du-" Ich legte schnell wieder auf und schmiss mein Handy in die hinterste Ecke des Zimmers. Aaliyah war verdammt frech gewesen, sie hatte ihren Bruder ja förmlich angeschrien und total beleidigt.

Mein Handy klingelte erneut, doch ich ignorierte es - zumindest versuchte ich das. Ich schmiss mich nach hinten und landete auf der Matratze. Mit meinen Händen fuhr ich mir durch die blauen Haare und seufzte genervt und erschöpft. Ich war verdammt müde, es wurde mir gerade einfach alles zu viel. Ich hatte das Gefühl, zu fallen. Tatsächlich tat ich das sogar: ich fiel in einen unruhigen, aber traumlosen Schlaf.

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Sorry, dass es doch so lange gedauert hat, aber erst war ich ein wenig unmotiviert und jetzt gerade geht es mir nicht sonderlich gut - fragt bitte nicht - trotzdem wollte ich das Kapitel endlich zu Ende schreiben und veröffentlichen 💙

Wie gehts euch allen so?☺️

true love | shawn mendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt