I really hate saying sorry.
But when I do, I honestly do mean it.
-unknown
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Ella„Also, was ist los?", hakte er nach, nachdem er sich neben mich auf den Hotelboden gesetzt hatte. Ich legte meine Hände in meinen Schoß und lehnte meinen Kopf an die Wand hinter mir. „Ich kann's dir nicht sagen", murmelte ich leise, doch er verstand mich. „Weil du mir nicht mehr vertraust?" „Auch, ja." Mein Blick huschte zu meinem früheren besten Freund. Was war nur aus uns geworden? Vor ein paar Monaten war noch alles okay und jetzt saßen wir auf dem Boden eines Hotelzimmers in Manchester und ich konnte ihm nicht einmal von meinem Problem erzählen. Das war doch bescheuert.
„Es ist nicht der einzige Grund?", fragte er und ich konnte die Hoffnung in seinen Augen sehen. Ich schüttelte nur meinen Kopf. „Weißt du, auch wenn ich ein Arsch bin, war ich eine ganz schön lange Zeit dein bester Freund. Ich hab dir immer zugehört und war immer für dich da und das hat sich nicht geändert. Ich kann und will nicht abstreiten, dass ich in letzter Zeit echt kein guter Freund, nicht einmal ein guter Mensch, war, aber ich hoffe wirklich, dass du mir das irgendwann verzeihst und wir zumindest wieder befreundet sein können."
Meine Augen huschten zu ihm und ein leises und ganz zaghaftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, bevor ich kurzerhand meinen Kopf auf seine Schulter legte. Er war anscheinend genauso überrascht, wie ich, denn erst wollte er zurück weichen, ließ es dann doch.
Eine Weile sagte niemand etwas, bis ich die Stille durchbrach. „Kannst du dich noch an die Zeit erinnern, in der ich nichts gefühlt habe?" Meine Stimme war nur ein leises Hauchen. „Meinst du, als ich fast vor Sorge umgekommen bin?" Auch Dylan sprach leise, doch er klang um einiges gefasster als ich. „Genau, die Zeit."
Ich war damals 15, als ich das Gefühl hatte, nichts mehr spüren zu können. Es war wie eine innere Leere. Gefühle von außen waren noch da - Berührungen konnte ich spüren, aber jegliches Gefühl innen drin war weg. Da war kein Schmerz mehr, aber auch keine Freude. Da war einfach nichts mehr, alles war weg und das war der Zeitpunkt, an dem ich mir das erste Mal von außen körperliche Schmerzen hinzugefügt hatte. Damals hatte ich die Hoffnung, Schmerz zu fühlen und tatsächlich klappte es auch. Es tat weh, aber es war eher wie eine Erlösung für mich. Es war trotzdem nicht richtig.
„Ich hab es dir nie erzählt...", murmelte ich eher zu mir selbst als zu ihm. „Was?" Dylan lehnte seinen Kopf an meinen. Statt ihm zu antworten, hielt ich ihm meine Hand hin. „Schau am Handgelenk.", meinte ich nur schlicht. Vorsichtig hob er seine Hände und griff nach meinem linken Handgelenk. „Schau genau hin.", hängte ich noch flüsternd hinten dran.
Dylan zog scharf die Luft ein, woraus ich schloss, dass er die Narben entdeckt hatte. „Hast du die dir damals hinzugefügt?" „Eine davon." Langsam zog er mein Handgelenk weiter nach oben, um die Narben genauer zu betrachten. „Und die andere?" Er hob seinen Kopf und augenblicklich spürte ich seine Augen auf mir. „Kurz bevor die Sache mit Wincent eskalierte. Ich dachte, ich hätte es verdient."
Ich hob meinen Kopf von seiner Schulter und sah ihm direkt in die Augen. „Als hättest du so etwas verdient. Oh honey, es tut-" „Wag es nicht, diesen Satz auszusprechen. Ich will kein Mitleid, ich will nur, dass du es weißt." Und da wurde mir klar, dass unser Vertrauen zwar einen Knacks hatte, aber immer noch vorhanden war. Wir waren immer noch die beiden Außenseiter von früher.
„Ich wollte es nicht aus Mitleid sagen, ich wollte es sagen, weil es mir leid tut, dass ich es nicht verhindert habe. Ich hätte mehr für dich da sein müssen, mehr auf dich aufpassen müssen, als ich es getan hab." „Dylan, lass es. Es war meine Entscheidung und das ist nicht deine Schuld." Er nuschelte irgendetwas unverständliches, bevor er meinen Arm wieder losließ.
„Willst du es nochmal tun?", fragte er dann. „Nein, will ich nicht." Das war nicht einmal gelogen. Ich wollte es nicht noch einmal tun, aber ich konnte nicht versprechen, dass ich es nicht doch noch einmal tat. Die letzten zwei Male war es mein letzter Ausweg, doch ich hoffte, dieses Mal einen anderen zu finden.
Ich wusste nicht, wie lange wir noch so auf dem Boden saßen und nichts sagten. Die Stille war nicht wirklich unangenehm, sie war eher erdrückend - so als müssten wir beide noch etwas sagen, aber wir wollten dem anderen nicht noch mehr Stoff zum Nachdenken geben.
Irgendwann stand ich auf und ging auf meine Stiefel zu, die ich dieses Mal ohne Probleme anziehen konnte. „Wo willst du hin?" Dylan saß immer noch am Boden und schaute mich verwundert an. „Ich will raus.", gab ich ihm schlicht als Antwort. Die Stadt wurde langsam in das dunkelrote Licht der Abendsonne getaucht. „Kann ich mitkommen?"
„Ich kann dich wohl kaum davon abhalten."Wir verließen das Hotel und liefen schweigend durch die Straßen von Manchester. Es herrschte reges Treiben. Die Leute waren ausgelassen, hatten ihren Spaß. Glückliche Pärchen liefen Händchen haltend an uns vorbei, größere Gruppen, die vermutlich in irgendeinem Club wollten, kamen uns entgegen und einzelne Leute, die einfach nur so unterwegs waren liefen uns über den Weg.
Vor einem kleinen Pub blieb ich stehen. Ich kannte ihn nicht und er sah auch nicht so besonders aus, aber ich hatte irgendwie das dringende Bedürfnis, mal wieder so richtig viel Alkohol zu trinken. Deshalb öffnete ich die Tür und ließ mich an der Bar nieder. Dylan folgte mir einfach nur schweigend und setzte sich neben mich.
Ich bestellte mir ein Bier bei der Barkeeperin und wandte mich dann an Dylan. „Du kannst auch zu Noah gehen, wenn du willst. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich brauche keinen Aufpasser mehr." Ich versuchte, zu lachen, doch es misslang mir total. Die Frau mit blonden Haaren gab mir mein Bier und wandte sich dann an Dylan, der aber nichts trinken wollte.
Ich nahm einen Schluck und lehnte mich dann auf den Tresen. Ziemlich sicher würde ich noch eine Weile hier bleiben. Ich bemerkte Dylans Blick von der Seite und hörte auch seine Worte. „Wir werden ja sehen, ob du einen Aufpasser brauchst oder nicht." Doch es war mir egal.
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Ey Leute, zwei Kapitel an einem Tag! 🥳
Denkt ihr, der Abend geht gut aus?
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true love | shawn mendes
Fanfiction[Teil zwei zu 𝗙𝗮𝗸𝗲 𝗟𝗼𝘃𝗲] Sowohl Ella als auch Shawn kannten nur ein Gefühl: Schmerz. Die Welt des Kanadiers brach zusammen und die Welt der Britin ging unter. Sie fielen gleichzeitig, aber allein. Schaffen sie es, ihre gemeinsame Welt wieder...