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All the lights couldn't put out the dark
Runnin' through my heart
Lights up and they know who you are
Know who you are
Do you know who you are?
-Harry Styles
–––
Ella

Als mein Flug aufgerufen wurde, erhob ich mich schwerfällig von meinem Platz, bevor ich mich bereit machte, um in das Flugzeug einzusteigen. Ich würde Kanada heute verlassen. Es ging einfach nicht mehr, ich hielt es hier nicht mehr aus. Die letzten drei Wochen waren eine reine Qual für mich.

Zwei Wochen lang war ich noch mit dem Vertrag meines Buches und einem Cover beschäftigt. Mit Liam hatte ich mich sehr schnell einigen können und auch das Aussuchen des Covers ging wirklich schnell, da ich genaue Vorstellungen hatte, die eine Graphic Designerin von CPI sehr umgesetzt hatte. Es war ein Mädchen, das verlassen und einsam auf einem Feld stand. Das Bild war an sich perfekt und wunderschön, doch ihr Gesichtsausdruck verriet ihre Gefühle und ihren Schmerz. Es war wirklich schön geworden.

Außerdem hatte ich mit Andrew gesprochen. Wir hatten uns darauf geeinigt, den Vertrag so weiterzuführen. Andrew hatte mich eher dazu gedrängt und von Shawns Karriere geredet, die ich damit zerstören würde, und was weiß ich noch kaputt gehen würde. Es blieb mehr am Ende eigentlich gar nichts anderes übrig, als dem ganzen zuzustimmen und weiterhin so zu tun, als wäre ich unglaublich glücklich mit Shawn.

Jetzt durfte ich aber erstmal nach Hause, nach Manchester. Erst in einem Monat musste ich wieder zu Shawn und ich war sehr erleichtert darüber. Ich könnte es nicht ertragen, ihn jetzt zu sehen. Meine Gefühle spielten verrückt, meine Gedanken drehten sich im Kreis. Ich wollte Shawn wirklich verzeihen, aber es ging einfach nicht. Es tat so weh, es zerrte an mir.

Ich gab der Frau am Schalter mein Flugticket und meinen Reisepass. Sie scannte beides ein und ließ mich dann vorbei gehen. Ich war einer der ersten Passagiere, die in dem Gang warteten, bevor sie ins Flugzeug stiegen. Der Flug wurde von Shawn bezahlt, genauso wie auch mein Studium weiter von ihm finanziert wurde. Bei dem Gedanken daran, dass ich immer noch so abhängig von dem Sänger war, fühlte ich mich augenblicklich unwohl. Ich wollte es gar nicht sein, aber zu meinen Eltern zu gehen, kam auch nicht in Frage.

Nach weiteren zehn Minuten, die mir beinahe endlos erschienen, durften wir endlich das Flugzeug betreten. Ich flog erste Klasse, da das ganze ja von Shawn bezahlt wurde und Andrew das Ticket gebucht hatte. Meinen kleinen Koffer packte ich nach oben in die Handgepäckablage und setzte mich dann auf den Platz am Fenster, der für diesen Flug mir gehörte.

Als alle Passagiere saßen und die Sicherheitsanweisungen durchgesprochen worden waren, setzte das Flugzeug sich in Bewegung und machte sich auf den Weg zum Rollfeld. Ich zog mir meine Kopfhörer auf und stellte Musik an. Als ich Spotify öffnete, fiel mir Love me or leave me ins Auge, aber auch Señorita. Ich nahm mir vor, sobald ich gelandet war, Camila anzurufen. Wir hatten in letzter Zeit nicht viel miteinander gesprochen, da sie Shawn weiterhin auf seiner Tour begleitete und ich versucht hatte, mich bestmöglich in Toronto abzulenken.

Eine Weile starrte ich noch auf den Bildschirm meines Handys und die dort angezeigten Lieder, sodass ich gar nicht bemerkte, dass das Flugzeug bereits los geflogen war. Meinen Blick wandte ich von dem Bildschirm ab und starrte stattdessen auf die Erde, die unter mir immer kleiner wurde. Meine Hand legte ich ans Fenster und verfolgte mit den Augen, wie alles unter mir verschwand und ich letztendlich nur noch Wolken sah.

Langsam löste ich meine Hand von der Fensterscheibe. Ich beachtete die Songs von Shawn nicht weiter und machte mir dann The Void von Parkway Drive an.

It's alive, can you feel it taking hold again?
In your mind, all your demons are rattling chains
Welcome to a world of pain"

Ich schloss meine Augen und gab mich ganz der Musik hin. Es war laut und sie schrieen in mein Ohr, doch es war so beruhigend. Das klingt komisch und es ist auch komisch, aber das Geschrei und das ganze Laute an Metal beruhigte mich immer so enorm. Manchmal rastete ich aus - auf Konzerten oder zu Hause -, aber manchmal beruhigt es mich auch einfach nur. Die Sänger schreien dann für mich meinen Schmerz hinaus, wenn ich nicht schreien kann.

Nachdem das Lied zu Ende war, blieb ich bei Parkway Drive, wechselte aber von The Void zu Shadow Boxing.

„All my life I've been told the same old
Don't step out, don't test the mould
We know your kind, yeah we know you
So much better than you know yourself
See, the ones that won't engage me
Are the same trying to cage me
But I can't sit still and I won't be tame
When the lights go out
Better know your enemy"

Sie sagten immer, dass man seinen Feind kennen sollte, doch mein größter und schlimmster Feind war ich selbst. Ich kannte mich selbst, aber irgendwie auch nicht. Es machte keinen Sinn und es wird nie Sinn machen, aber wer wusste denn bitte wirklich, zu 100 Prozent, wer er war?
Wir konnten uns alle etwas vormachen. Wir konnten uns sagen, wer wir sein wollten, aber waren wir wirklich so? Ich wusste nicht, wer ich war. Ich wusste ja nicht einmal, wer ich sein wollte.

Das Licht im Flugzeug wurde gedämmt und ich war erst in der Versuchung, das Licht über mir anzuschalten, aber ich hielt in der Bewegung inne. Das Licht vertrieb die Dunkelheit in mir auch nicht.
Also ließ ich die Lampe aus und schloss meine Augen, in der Hoffnung noch etwas schlafen zu können.

Die Stimme des Piloten riss mich aus meinem Schlaf, doch ich war nicht verärgert darüber. Seit der Trennung von Shawn hatte ich ständig Albträume. Sie variierten immer. Manchmal war es nur Shawn, der mir weh tat, manchmal waren es Wincent und Shawn zusammen. Erneut riss mich der Pilot aus meinen Gedanken. Er forderte die Passagiere dazu auf, die Sitze wieder aufzurichten und die Sicherheitsgurte zu schließen. Er bedankte sich dafür, dass wir diese Airline gewählt hatten und wünschte uns einen schönen Aufenthalt in Manchester oder einen angenehmen Weiterflug.

Nachdem wir gelandet waren und die Frau neben mir endlich aufgestanden war, beeilte ich mich, aus dem Flugzeug zu kommen. Bei der Gepäckausgabe musste ich zu meinem Vorteil musste ich nicht lange warten und auch die Passkontrolle ging schnell vorbei. Als ich durch den Ausgang trat, suchte ich mit meinen Augen nach einem dunkelhaarigen Lockenkopf. „Ella!", hörte ich ihn rufen und drehte mich um. Er kam auf mich zu und ich fiel ihm um den Hals. Es war schön, endlich mal jemanden, der mir vertraut war, wiederzusehen.

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Weil -SWEETBUTSPICY wieder da ist, gibt es auch mal wieder ein neues Kapitel🥴💗

Beim Schreiben hab ich die ganze Zeit Harry Styles' Album Fine Line gehört... hust roto_rota hust...

true love | shawn mendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt