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I don't know why I treat people better than they treat me.
-Post Malone
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Ella

Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem Bett. Ich starrte an die weiße Decke und hatte keine Ahnung, wo ich war. Langsam ich richtete ich mich auf und fasste mir dann an den Kopf. Schmerz durchzog diesen.

Zuerst konnte ich mich an nichts erinnern, doch mit der Zeit kamen die Erinnerungen an den gestrigen Abend wieder. Fuck, dieser Typ hatte mich angefasst. Er hätte mich vergewaltigen können - er hätte es ziemlich sicher getan.

Ein Schauer lief über meinen Rücken und ich fühlte seine Hände an meinem Körper. Ich begann, zu zittern und merkte wie meine Atmung wieder flacher wurde.

Die Tür der Zimmers wurde aufgemacht und Dylan kam mit einer Tüte in der Hand hinein. „Hey Elli. Ich hab hier 'ne Kopfschmerztablette für dich und hab Essen geholt. Alles okay bei dir?" Er redete einfach darauf los, was meinem Kopf nicht wirklich weiterhalf.

Ich griff nach der Tablette und der Flasche Wasser, die er mir reichte. Nachdem ich beider geschluckt hatte, murmelte ich: „Danke" „Kein Problem. Ich hab Essen aus dem Café geholt, in dem wir sonst immer gefrühstückt haben. Hast du Hunger?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich, aber danke."

Dylan begann, etwas zu essen, während ich noch vollkommen überfordert auf dem Bett saß. „Wie bin ich hierher gekommen?", fragte ich. Das war das einzige, an das ich mich nicht erinnern konnte.

„Naja, also nachdem du den Pub verlassen hast, hab ich bezahlt und bin dir nach gelaufen. Ich hab dich bestimmt eine Stunde gesucht, bis ich dich vollkommen zusammengekauert auf dem Boden an irgendeinem Gebäude gefunden habe. Du hast nur wirres Zeug geredet und ja, dann hab ich dich halt zurück ins Hotel gebracht."

Seine Erklärung machte Sinn und ich nickte verstehend mit dem Kopf. Ein Glück wirkte die Tablette schon und mein Kopf dröhnte nicht mehr vollkommen.

Ich hoffte, dass Dylan die Sache mit Shawn nicht noch ansprechen würde und zu meinem Glück tat er es tatsächlich nicht. Er aß einfach nur schweigend sein Croissant. Ich griff nach meinem Handy, das auf dem Nachttisch lag.

Das Licht schlug mir entgegen und ich kniff erst ein wenig die Augen zusammen, aber nach kurzer Zeit ging es wieder. Ich hatte eine neue Nachricht. Shawn.

Shawn: Zwar nicht die Nachricht, die ich mir erhofft hatte, aber wenigstens etwas. Ich hoffe, es geht dir gut. Wir sehen uns bald.
Shawn

Ps: Ich hasse dich nicht.

Ich schluckte schwer und versuchte, ruhig zu bleiben. Was war das? Das machte keinen Sinn und irgendwie fühlte ich mich durch dieses ‚Wir sehen uns bald' bedroht. So als müsste ich ihn wieder sehen. Und leider war es auch so.

Andrew hatte mir gemailt. In spätestens drei Wochen musste ich wieder zurück. Ich war noch überhaupt nicht lange hier, aber das interessierte sie ja nicht.

Mein Handy schmiss ich aufs Bett, bevor ich tief seufzte und somit Dylans Aufmerksamkeit auf mich zog. „Alles okay?" Ich nickte mit dem Kopf und zwang mir ein Lächeln auf. „Natürlich. Es ist alles okay." „Ach komm, Ella, wem versuchst du hier etwas vorzumachen?"

Wenn ich seine Frage ehrlich beantworten müsste, würde ich sagen, mir selbst. Ich wusste selbst, dass nicht alles okay war, aber ich hatte die Hoffnung, dass es vielleicht irgendwann doch so wird, wenn ich es mir nur oft genug sage, wenn ich es mir einrede. Ich wollte überhaupt nicht meine Freunde, die paar, die es noch waren, belügen sondern viel mehr mich selbst.

Wenn man zugibt, dass es einem schlecht geht, bricht so schnell alles zusammen. Man bricht selbst zusammen. Das wollte ich nicht, deshalb belog ich mich selbst. Ich hoffte einfach, dass doch ein Funke an meinen Worte wahr war.

„Du musst nicht drüber reden, aber belüg dich nicht selber." Dylan kannte mich einfach viel zu gut. Trotzdem konnte ich nicht auf seine Worte hören. Ich versuchte, es mir einzureden.

„Ich gehe mal davon aus, dass du heute nicht mehr zu deinen Vorlesungen gehst", sagte er. Fuck, die Uni! „Wir könnten deine Sachen in eure Wohnung bringen, dann musst du dir kein Hotelzimmer mehr leisten. Ich werde heute auch die Stadt verlassen, also werd ich nicht mehr anwesend sein."

Ich nickte. „Okay, lass uns die Sachen nachher hinbringen. Es sind ja nicht sonderlich viele." Auch Dylan nickte mit dem Kopf, bevor er von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte, aufstand. Er packte die Tüte mit dem Essen für mich in meinen Rucksack, bevor er mich auffordernd ansah.

Ich erhob mich aus dem Bett und ging ins Bad. Nachdem ich geduscht und mich fertig gemacht hatte, fühlte ich mich auf seltsame Art und Weise nicht mehr so schlecht. Immer noch Längen entfernt von gut oder gar okay, aber nicht mehr so schlimm, wie bisher.

Wir verließen das Hotelzimmer, nachdem ich meine Sachen zusammengesammelt hatte. Ich checkte unten an der Rezeption aus bezahlte für die Zeit, in der ich das Hotelzimmer verwendet hatte.

Wir fuhren mit einem Taxi zu der Wohnung, die ich mir eigentlich mir Noah teilte. Die ganze Fahrt verlief schweigend. Als wir ausstiegen, bezahlte ich auch den Fahrer und schleppte dann meine Sachen wieder in die Wohnung.

Ich brachte sie direkt in mein Zimmer und ließ mich dort auf mein Bett fallen. Meine Augen schlossen sich beinahe wie automatisch und ich war kurz davor, wieder ins Land der Träume abzudriften, als es an der Tür klopfte.

„Komm rein!", rief ich, woraufhin die Tür aufging und wie zu erwarten Dylan reinkam. Er setzte sich auf meine Bettkante und musterte mich mit einem besorgten Blick.

„Pass auf dich auf, ja?" Er sah mich eindringlich an. „Mach ich doch immer." Ich lachte, doch es klang falsch - es war ja auch falsch.
„Das ist mein Ernst, Elli. Pass auf dich auf, versprich es mir.", forderte er.

„Jaha, ich versprech's." Ich hob die Hand zum Zeichen, dass ich nicht die Finger verkreutzte. „Okay, gut. Ich muss gleich los zum Bahnhof." Er legte eine Hand auf mein Bein und ein Schauer überfuhr mich. Meine Brust wurde eng, bis ich realisierte, dass es nur Dylan war.

„Okay, wir sehen uns dann... irgendwann." Dylan nickte, bevor er sich umdrehte und aus dem Zimmer ging. Die Enttäuschung auf seinem Gesicht konnte ich nicht sehen.

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true love | shawn mendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt