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Die trüben Kerzen neben dem Grab waren das Einzige, was den Saal erhellte, als die Zwerge ihn mit gesenkten Köpfen und schweren Herzen betraten, Thorin und Kili gingen ganz vorn. Die Trauer lag schwer über den beiden, als sie vor dem leblosen Körper zum Stehen kamen.

Ich stand mit Gandalf, Beorn und Radagast ein paar Meter entfernt und beobachtete die Zwerge und Bilbo bei ihrer Totenwache. Um uns herum standen Dain und sein Heer, Fackeln in den Händen. Stille Tränen rollten meine Wangen hinunter und ich hätte auch gern ein paar letzte Gedanken und Worte an Fili gerichtet, wollte aber seine Familie nicht stören.

Dass ich nicht neben ihm lag und meine Freunde auch meinen Tod betrauerten, grenzte an ein Wunder. Nach Azogs gescheitertem Versuch, mich umzubringen, war ich ziemlich schnell bewusstlos geworden und erst zwei Abende darauf wieder aufgewacht. Ich hatte eine Menge Blut verloren und obwohl Balin, Oin und Gandalf alles gaben, um mich zu heilen, hatten die anderen die Hoffnung, ich könnte überleben, aufgegeben.

Nur Kili nicht. Er saß die ganze Zeit an meinem Bett, schlief und aß so gut wie nichts, und wartete darauf, dass ich die Augen aufschlug. So hatte Gandalf es mir zumindest erzählt. Ich erinnere mich noch daran, was für große Schmerzen ich hatte, als ich aufwachte.

Ich wusste nicht, wie lange ich schon in dieser einsamen Dunkelheit schwebte, als ich das erste Mal Stimmen aus ihren Tiefen hörte. Aufmerksam sah ich mich um, konnte aber nichts als schwarze Leere entdecken. Vorsichtig stand ich vom Boden auf. "Hallo?", rief ich. "Kann mich jemand hören?"

Die Stimmen redeten weiter, aber verstehen konnte ich nur Wortfetzen. "... Tia... Ruhe... Kampf... Balin Morgenfrüh..."

"...nicht weg, Thorin!"

"Kili..."

Kili? Kannte ich diesen Namen nicht irgendwoher? Und die anderen... Balin, Tia, Thorin... Irgendwo hatte ich das schon mal gehört, doch mir wollte einfach nicht einfallen, wo. Da ich mir aber sicher war, diese Leute zu kennen, beschloss ich, sie um Hilfe zu bitten. Ich formte die Hände vor meinem Mund zu einem Trichter und rief, so laut ich konnte: "Kili!"

Keine Antwort.

Nochmal! "Kili! Thorin!"

"Tia?", antwortete eine der Stimmen, sie klang weit entfernt. Tia... Das bin ich. Das ist mein Name! Jetzt begann ich mich auch daran zu erinnern, wer Thorin und Kili waren. Alles fiel mir wieder ein: Die Reise zum Erebor, Thorins Drachenkrankheit, die Schlacht gegen die Orks, Filis Tod, der Kampf gegen Azog, die anderen Zwerge...

"Kili!", rief ich wieder. Aber in der Dunkelheit konnte ich nichts sehen, ich war ganz allein. "Kili!" Diesmal antwortete er nicht.

Kraftlos ließ ich mich auf den Boden sinken und zog die Knie an meinen Körper, legte den Kopf auf sie. Ich würde hier nie rauskommen...

Du musst!, sagte ich mir. Du kannst hier nicht ewig festsitzen. Beweg dich gefälligst! Also stand ich auf und lief einfach los. Ich wusste nicht, wohin, ich lief einfach. Irgendetwas sagte mir, dass es das Richtige war, und mit dieser Gewissheit beschleunigte ich meine Schritte, bis ich sogar rannte. "Kili!", rief ich wieder. "Thorin! Ki-"

Plötzlich fiel ich. Statt auf dem Boden aufzuschlagen, wurde es hell um mich herum. Stöhnend kniff ich die Augen zusammen und als ich sie langsam wieder öffnete, war alles vor mir verschwommen und Geräusche traten nur gedämpft an mich heran.

Etwas bewegte sich neben mir.

"Kili", krächzte ich wieder. "Kili..."

Die Geräusche, die sich als Stimmen herausstellten, wurden deutlicher. "... hier! Ich bin bei dir, Tia."

↬ 𝐓𝐈𝐀 // 𝐊𝐢𝐥𝐢, 𝐓𝐡𝐞 𝐇𝐨𝐛𝐛𝐢𝐭 *not yet edited*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt