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"Balin, da kommen wir nicht durch", sagte ich, als vor uns eine riesige Gruppe Orks auftauchte und uns den Weg versperrte. Balin hielt den Wagen nicht an und auch Thorin lenkte seinen Widder zielstrebig weiter auf die Orks zu.

"Ähm, Jungs..."

Kili ließ sein Schwert über den steinernen Reifen gleiten, sodass es Funken sprühte. Seinen freien Arm legte er um mich und sagte: "Gut festhalten, Prinzessin."

"Sag mir nicht, dass wir da durch fahren!"

Er grinste nur.

"Na schön", seufzte ich, hielt mich an Kili fest und rief: "Leg mal einen Zahn zu, Balin!" Besser, wir fuhren sie alle über den Haufen, als dass der Wagen stehenblieb und sie uns umzingelten, oder nicht?

Durch die Menge zu fahren ging schneller als gedacht, wenn auch etwas holprig, vor allem, wenn durch den Zusammenprall mit dem Wagen den Orks einige Gliedmaßen abgetrennt wurden. Ich wollte aufatmen, klammerte mich aber noch enger an Kili fest, als mehrere von diesen Trollwesen vor uns erschienen.

Kili riss die Augen auf und rief: "Vorsicht!", doch Balin lenkte den Wagen gelassen über einen kleinen Fels, sodass wir kurz über die Trolle hinwegflogen und ihnen dabei die Köpfe abrissen. Mit weit offenen Augen und Mündern sahen wir über die Schulter zurück, bis Balin rief: "Augen nach vorne, Jungs!" Bei einem kurzen Seitenblick von mir fügte er schnell hinzu: "Und Mädels!"

"Heiliger- was ist das denn?!" Ungläubig starrte ich auf das große Ding, das auf uns zukam. Es sah den Trollviechern etwas ähnlich, war aber riesiger und gemeiner. Mit einer scharfen Kurve schaffte Balin es, um das Vieh herumzulenken, dadurch fuhren wir aber einen Hang hinunter.

"Festhalten!", rief Balin unnötigerweise, denn ich klammerte mich bereits wie eine Irre an Kili fest. Was denkt der denn - dass ich jetzt vom Wagen springe?!

Unten angekommen fuhren wir auf einem zugefrorenen See weiter.

"Nachladen!" Dwalin drehte sich zu uns um und Kili und ich reichten ihm neue Munition für... was auch immer diese Mordwaffe war, die er da hatte und mit Leidenschaft abfeuerte.

Ich sah als erste, dass der Riesentroll uns folgte, und schrie: "Vorsicht!", noch während er brüllend zu uns aufs Eis sprang. Dass es dabei einbrach, hinderte ihn nicht daran, uns zu verfolgen.

"Erledige ihn! Los, mach! Schieß!", brüllte Dwalin Kili an. Dieser war überfordert. "Wohin?!"

"In seine Juwelen!"

Kili drehte sich zu ihm um und sah Dwalin mit einem ungläubigen Blick an. "So etwas hat er doch gar nicht!"

Der Troll hob seine riesige Hand, um sie auf uns niedersausen zu lassen. Gerade noch rechtzeitig nahm ich dem unachtsamen Kili seinen bereits gespannten Bogen weg und schoss dem Troll in die Hand, wodurch er diese zurückzog. Dann gab ich Kili mit den Worten "Pass doch auf, Idiot!" seinen Bogen zurück und spannte meinen eigenen. Als auch noch Bofur mit seinem blinden Troll auf das Eis sprang, um uns den Rücken freizuhalten, konnte ich nachvollziehen, wieso Dain uns verrückt genannt hatte. Aber ein gewisses Maß an Verrücktheit war in solchen Zeiten sicher auch nicht verkehrt.

Vor uns waren weitere Orks, einige von ihnen wurden von einem dieser Trolle über den See getragen. Dwalin schoss sie mit seinen Pfeilen ab, bekam dabei Unterstützung von Kili und mir.

"Noch ein paar mehr, du haariges Igelschwein!", rief der ältere Zwerg dabei. Igelschwein...?

In der ersten Sekunde jubelten wir darüber, den Troll und seine Orks zu Fall gebracht zu haben, in der nächsten wurden die beiden vordersten Widder am Gespann von zwei Wargen gerissen. Weitere dieser wolfähnlichen Tiere verfolgten uns, auf ihren Rücken saßen bewaffnete Orks.

"Ich kümmere mich um sie." Ich stand auf und verwandelte mich, noch ehe einer meiner Freunde protestieren konnte. Mit einem lauten Brüllen sprang ich vom Wagen und riss dabei einen Ork von seinem Warg, tötete ihn innerhalb weniger Sekunden.

"Tia, hinter dir!" Kili schoss einen Pfeil auf den Warg, welcher gerade versucht hatte, mich anzugreifen. Das tötete ihn nicht, ließ ihn aber zurückweichen, sodass ich ihn anspringen und meine Zähne in seine Kehle schlagen konnte. Reglos lag er auf dem mit Schnee und Eis bedeckten See. Ich ließ von ihm ab und rannte meinen Freunden hinterher, denen weitere Warge folgten.
Ich stürzte mich auf einen, der Anstalten machte, Fili anzuspringen, und tötete den Ork, ließ den überrumpelten Warg achtlos im Schnee zurück.

"Komm wieder rauf, schnell!", rief Kili und wehrte einen Ork mit seinem Schwert ab. Ich kümmerte mich um dessen Warg, dann rannte ich so schnell ich konnte auf den Wagen zu und sprang, hielt mich mit meinen Krallen am Holz fest, um bei meinem waghalsigen Sprung während einer solchen Fahrt nicht wieder hinunterzustürzen. Ich verwandelte mich zurück und würgte von dem Geschmack des Blutes in meinem Mund. "Das ist so ekelhaft!", jammerte ich und wischte mir über die Lippen.

"Nimm's mir nicht böse", sagte Kili, der mich dabei beobachtete, "aber ich habe kein Problem damit, noch ein bisschen auf unseren ersten Kuss zu warten." Ich funkelte ihn nur kurz an, konzentrierte mich dann wieder auf unsere Angreifer. Ein weiterer Widder wurde gerissen, der Wagen wurde langsamer.

"Da kommen noch mehr!" Kili zeigte auf die Warge hinter uns. Ich spannte meinen Bogen und schoss einen von ihnen ab.

"Wir sind viel zu schwer", sagte Dwalin zu seinem Bruder. "So schaffen wir es nicht."

"Schneidet die Seile durch", sagt Balin nach kurzer Überlegung. "Reitet zum Rabenberg." Entsetzt sah ich ihn an.
"Nein, Balin..." Dwalin schüttelte den Kopf, aber Balin lächelte nur. "Meine Tage als Widderreiter sind vorbei... Durin sei mit euch, Bruder." Dwalin nickte, schenkte seinem Bruder einen letzten Blick. Dann machten wir uns daran, die Seile durchzuschneiden. Fili kletterte auf den vordersten Widder, Kili und Dwalin nahmen die dahinter. Ich saß bei Kili mit drauf, legte meine Hände dabei um seine Hüfte.

Vor uns erschien eine Brücke, auf ihr konnten wir Thorin sehen. Wir ritten den Hang hinauf und folgten dem Zwergenkönig zum Rabenberg. Dort mussten wir uns gegen einige Orks zur Wehr setzen, das war aber bald erledigt.

Mein Herz pochte laut und hart gegen meine Brust, mein Mund wurde trocken, mein Atem flach. Wir waren dabei, Azog zu töten... Jeder von uns war ein begabter Kämpfer, doch Azog der Schänder war ohne Zweifel skrupellos, grausam und abgrundtief böse. Er war ebenfalls bereit, uns den Garaus zu machen.

Zitternd festigte ich meinen Griff um Kili. Wir sahen die anderen von ihren Widdern springen und auf Nahkampf übersteigen, taten es ihnen gleich. Ich wehrte den Schlag eines Orks ab, stieß mein Schwert in seine Brust. Als der Platz bis auf uns und die Orkleichen leer war, ging ich, weiterhin zitternd, auf Kili zu. Dieser nahm meine Hand und zog mich hinter Thorin und den anderen her, welche bereits ihren Weg fortgesetzt hatten.

↬ 𝐓𝐈𝐀 // 𝐊𝐢𝐥𝐢, 𝐓𝐡𝐞 𝐇𝐨𝐛𝐛𝐢𝐭 *not yet edited*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt