11. Überwachung & Fürsorge in der Praxis - Leila berichtet

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Alles scheint irgendwie weit entfernt und ich fühle mich so leicht und dennoch so müde. Von meiner Hand geht eine sanfte Wärme aus, sie strömt in meinen Körper, lässt mich entspannen. In einer monotonen Regelmäßigkeit dringt ein Piepen an meine Ohren. Plötzlich reißt die wohltuende Wärme an meiner Hand ab, ich öffne langsam und vorsichtig die Augen. Rayk tippt auf dem Monitor herum, der neben mir steht, sein Blick wandert wieder zu mir: „Hey, da bist du ja wieder! Wie geht es dir?" Er nimmt wieder meine Hand und die Wärme ist wieder da. Ich lächle ihn an: „Gut, denke ich..." Mein Blick wird fragend. „Es ist alles gut verlaufen, wir müssen noch die Ergebnisse aus dem Labor abwarten. Wie ich befürchtet hatte, ist die Entzündung auch in deiner Gebärmutter schon angekommen. Ich habe einige Proben entnommen und gespült. Nun heißt es Ausruhen und weiter Antibiotika nehmen. Ich hoffe, dass wir das damit in den Griff bekommen.", er drückt sanft meine Hand. Ich nicke ihm erschöpft zu. „Wie lange?" Er schaut besorgt: „Ich kann es dir nicht genau sagen, das hängt davon ab, wie wir die Entzündung in den Griff bekommen." Tränen steigen mir in die Augen und ich wende mich ab. Das Piepen des Monitors beschleunigt sich. Er greift mein Kinn und zwingt mich, ihn anzuschauen: „Wir bekommen das in den Griff, okay? Mach dir keine Sorgen!" Ich schluchze leise auf. Seine Finger streichen vom Kinn zu meiner Halsschlagader, wo sie kurz verweilen. Er führt die Bewegung über mein Schlüsselbein und meinen Arm zu meiner Hand fort. Ein sanfter Druck, ein intensives Streicheln. Ich bekomme eine Gänsehaut. Wieder drückt er meine Hand: „Die Praxis öffnet gleich, ich muss mich nun erstmal um meine anderen Patientinnen kümmern. Ich schaue immer mal nach dir und du bist an die Überwachung angeschlossen. Wenn irgendetwas ist, meldest du dich!" Er zeigt zum roten Klingelknopf, der neben mir liegt. „Und du stehst nicht alleine auf, hörst du?" Ich nicke zaghaft und schaue an die Decke. Wieder ein Griff an meinem Kinn: „Hast du das verstanden?" „Ja, ich habe es verstanden.", flüstere ich. Sein Blick verdüstert sich etwas, bevor er mir noch ein schiefes Lächeln schenkt und verschwindet. In meinem Bauch fühlt es sich an, als würde ein Schwarm Hummeln darin eine Party feiern. Ein tiefes Vertrauen wechselt sich mit einer leisen Unsicherheit ab. Dieser Wechsel zwischen Dominanz und liebevoller Fürsorge stürzt mich in ein Gefühlschaos.

Rayk berichtet

Als ich vor die Tür des Aufwachraumes trete, raufe ich mir die Haare. Was tut sie bloß mit mir. Am liebsten würde ich sie gar nicht aus den Augen lassen, aber ich kann auch nicht einfach die Praxis schließen. Ich atme tief durch und höre meine Sprechstundenhilfe Lucy ein fröhliches „Guten Morgen" rufen. Erstaunt schaut sie mich an und mustert mich: „Du bist ja schon da? Was ist los, du siehst erschöpft aus?" Ich informiere sie kurz über den Stand der Dinge. Gemeinsam werfen wir einen Blick in die Termine von heute. Zum Glück ist nicht allzu viel geplant. Heute Vormittag sind es nur 4 Patientinnen, die zur Vorsorge geplant sind. Lucy verspricht mir, Leila im Auge zu haben und ich mache mich an die Vorbereitungen für meine Patientinnen. Der Vormittag vergeht recht schnell, meine Gedanken wandern jedoch immer wieder zu Leila. Zwischen den Patientinnen schaue ich immer wieder nach ihr, die meiste Zeit verschläft sie allerdings. Meine Mittagspause verbringe ich an ihrem Bett. Gemeinsam essen wir eine Kleinigkeit, die Lucy uns besorgt hat. Ich hatte gar nicht bemerkt, welchen Hunger ich habe. Leila schafft nur wenige Bissen und trinkt zudem kaum etwas. Sie wirkt immer noch sehr erschöpft und ist leicht kaltschweißig. Keine guten Zeichen, denke ich bei mir. „Du musst etwas trinken!", ich halte ihr ein Glas Wasser hin und sie nippt wieder nur daran. Kurzentschlossen schließe ich eine weitere Ringer an, um die Flüssigkeitsversorgung sicherzustellen. Mein Hand legt sich auf ihre Stirn. Sie hat Fieber. Schnell hole ich ein Fieberthermometer. „Leg dich mal bitte auf die Seite!", weise ich sie an und halte kurz ihren Blick, während ich mir Handschuhe überstreife. „Ich möchte einmal Fieber messen!", ich lege ein gutes Stück Dominanz in meine Stimme und sie dreht sich folgsam zur Seite. Vorsichtig ziehe ich ihren Slip ein Stück herunter, spreize ihre Pobacken und führe das mit Vaseline eingeschmierte Thermometer rektal ein. Sie seufzt leise, protestiert jedoch nicht. Während der Messung stabilisiere ich ihr Becken und nach drei Minuten entferne ich das Thermometer wieder: „39,3°C, du hast Fieber!", stelle ich beunruhigt fest. Ich ziehe den Slip wieder hoch, „Du kannst dich wieder auf den Rücken drehen, wenn du möchtest." Sie rollt sich in Embryonalstellung zusammen und decke sie sanft zu. Schon ist meine Pause wieder vorbei. Ich drücke nochmal kurz Leilas Hand und widme mich dann dem Nachmittagsgeschäft.

Nach zwei weiteren Patientinnen schrillt plötzlich der Alarm los. Leilas Herzfrequenz ist angestiegen und ich eile zu ihr. Sie schläft zwar, ist jedoch sehr unruhig. Ich lege erneut eine Hand auf ihre Stirn, kaltschweißig. Das Fieber ist offenbar noch gestiegen. Lucy kommt mit dem Fieberthermometer und ich drehe Leila erneut auf die Seite, um es einzuführen. In einem kurzen Wachmoment versucht sie zu protestieren, da ist das Thermometer schon an Ort und Stelle und ich fixiere ihr Becken, damit sie sich nicht zurückdreht. Nach kurzer Zeit stelle ich das Ergebnis fest: 40,1° C. Das ist nicht gut, das ist gar nicht gut! Denke ich mir. Ich drehe Leila wieder auf den Rücken. „Lucy, kannst du die Termine am späten Nachmittag versuchen zu canceln?" Sie nickt und ist schon auf dem Weg raus, als sie mir ein „Soll ich das für morgen auch gleich machen?" über die Schulter zu wirft. „Das wäre gut, Danke!" Ich widme mich wieder Leila, die wieder eingeschlafen ist. Routiniert hänge ich ihr eine weitere Ringer und eine Antibiose an. Mit einem mulmigen Gefühl und einem letzten Blick auf die schlafende Leila verlasse ich das Zimmer, um mich meiner nächsten Patientin zu widmen.

Lucy ist ein Engel und hat es geschafft, fast alle Termine für heute und morgen zu verschieben, so dass ich heute nur noch eine Patientin habe. Als ich es endlich geschafft habe, setze ich mich wieder zu Leila und nehme ihre Hand in meine. Sie scheint noch immer erhöhte Temperatur zu haben, aber sie schläft deutlich ruhiger. Lucy steckt ihren Kopf zur Tür herein: „Brauchst du mich heute noch?" fragt sie. Ich schicke sie nachhause und gebe ihr auch für morgen frei. Dankbar lächelt sie mich an und verabschiedet sich. Ich spüre, wie die Anspannung etwas von mir abfällt. Während der Sprechstunde musste ich mich immer wieder dazu zwingen, mich auf die jeweilige Patientin zu konzentrieren und nicht in Gedanken zu Leila zu wandern.

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