15. Guter Morgen? - Leila berichtet

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Ich wache auf und fühle mich sofort geborgen. Ich liege in Rayks Armen, die mich fest umschlungen halten. Er schläft noch, ich spüre seinen regelmäßigen Atem in meinem Nacken. Ich versuche mich noch etwas zu entspannen, schließe die Augen. Wenn es bloß nicht so warm wäre. Und dieser Druck auf der Blase hindert mich ebenfalls daran, nochmal einzuschlafen. Behutsam löse ich mich aus Rayks Umarmung und verschwinde ins Badezimmer. Erleichterung. Ich horche in mich, fühle mich deutlich besser als gestern. Keine Schmerzen und auch nicht mehr diese bleierne Müdigkeit. Herrlich. Ich putze mir die Zähne und klatsche mir etwas Wasser ins Gesicht, bevor ich das Bad wieder verlasse. Mit einem Blick ins Schlafzimmer stelle ich fest, dass Rayk noch selig schläft. Er lächelt im Schlaf. Mein Körper schreit nach frischen Klamotten und nach Kaffee. Neben dem Schlafzimmer entdecke ich in der Abseite einen Wäscheständer mit einigen mittlerweile trockenen T-Shirts. Perfekt, ich schlüpfe in ein weißes Shirt mit einem Surfaufdruck, zum Glück reicht es mir über den Hintern, so dass das sexy Netzhöschen verdeckt ist. Ich behalte es notgedrungen noch an.

Auf dem Weg in die Küche schaue ich mich etwas in der Wohnung um. Es gefällt mir, wie Rayk sich hier eingerichtet hat. Ein etwas nordischer Stil, schlicht und gemütlich. Der Wohnbereich ist offen gehalten und reicht bis zum Dachstuhl, der teilweise noch eine Galerie beherbergt. Was dort oben wohl noch ist? Diese Entdeckungsreise muss noch warten, bis ich die Kaffeemaschine überzeugt habe, mir einen Latte Macchiato aufzubrühen. Der Vollautomat ist zum Glück selbsterklärend. Mit einer dampfenden Tasse in der Hand überlege ich, wie Rayk wohl seinen Kaffee am liebsten mag. Ich entscheide mich für einen Cappuccino und bringe das duftende Heißgetränk ins Schlafzimmer. Im Türrahmen bleibe ich stehen und beobachte, wie Rayk sich im Schlaf räkelt und die Decke etwas wegstrampelt. Er schläft nur in seinen Shorts, so dass der Blick auf seine muskulöse Brust frei wird. Ich ziehe scharf die Luft ein, als ein einsamer Schmetterling sich in meinem Magen bemerkbar macht. Wow, denke ich, reiße dann aber den Blick von ihm und stelle die volle Tasse vorsichtig auf den Nachttisch. Rayk kommt zu sich und flattert mit den Lidern. „Guten Morgen", flöte ich ihm entgegen, „gut geschlafen?" „Guten Morgen! Danke der Nachfrage, ja, und du? Wie geht's dir?" „Viel besser!", ich lächle ihn an und reiche ihm die Tasse: „Käffchen?" „Oh, an den Service könnte ich mich gewöhnen!"

Rayk berichtet

Kaffeeduft lockt mich aus meinen Träumen zurück ins Leben. Leila steht neben dem Bett und sieht einigermaßen fit aus. Sie trägt eines meiner T-Shirts, welches ihr etwas zu lang ist. Es steht ihr! „Willst du noch einen Moment zurück ins Bett kommen?", frage ich sie grinsend und richte mich auf. Sie schlüpft unter die Decke und so sitzen wir nebeneinander im Bett und genießen den Kaffee. Es ist, als würden wir uns schon ewig kennen. In Gedanken lasse ich die letzten Tage Revue passieren, als sie mich aus meinen Gedanken reißt: „Hey, was macht denn die Sorgenfalte auf deiner Stirn?!" „Ach, ich hab nur nachgedacht... alles gut. Frühstück?" Ihr scheint es tatsächlich besser zu gehen, das werde ich später aber nochmal genauer checken. Sie nickt und springt wohl etwas zu schnell aus dem Bett. Ihre Hand wandert auf ihren Unterleib. „Schmerzen?", mein Röntgenblick gleitet über sie. „Nur zu schnell aufgestanden!", versucht sie abzulenken. Ich beobachte, wie sie deutlich vorsichtiger aus dem Zimmer schleicht. Das muss jetzt warten, sage ich mir und stehe ebenfalls auf. Mit der Zahnbürste im Mund helfe ich Leila beim Herrichten eines kleinen Frühstücks und springe anschließend kurz unter die Dusche. Ich schlüpfe in meine Jeans und ein Poloshirt und frottiere mir die nassen Haare.

Leila hat sich auf der Couch zusammengerollt und sieht nicht mehr ganz so fit aus. Meine Sorgen wachsen: „Raus mit der Sprache, was ist los? Hast du Schmerzen?", sie nickt vorsichtig. „So ein Ziehen beim Aufstehen eben und jetzt leichte Krämpfe. Vielleicht bekomme ich auch einfach nur meine Tage..." Unmöglich, denke ich mir. Die Schmerzen haben definitiv andere Gründe! Ihre Menstruation ist frühestens in einer Woche. Ich richte den Infusionsständer mit der Antibiose her und gebe ihr auch gleich ein krampflösendes Mittel über den Zugang. „Es sollte gleich besser werden. Ich schaue mir das nach dem Frühstück nochmal an! Der Salbenstreifen muss ohnehin gewechselt werden." Ich schaue ihr tief in die Augen. Sie errötet und weicht meinem Blick aus. Dieses Mal lasse ich ihr das noch durchgehen.

Als die Infusion durchgelaufen ist, stöpsele ich sie ab und reiche ihr einen Arm, den sie dankbar nimmt und sich zur Frühstückstheke führen lässt. Mit einem Toast in der Hand scheint sie sich in andere Welten zu träumen. Ich hole sie ins Hier und Jetzt zurück: „Ich werde nachher nochmal in die Praxis müssen, heute Nachmittag habe ich noch zwei Patientinnen.", beginne ich. „Okay, ich habe auch schon keine Schmerzen mehr.", nuschelt sie zwischen zwei Bissen. „Ja, das ist das Schmerzmittel, ich werde trotzdem gleich nochmal nachschauen!" Meine Stimme ist eine Spur dunkler, als geplant, was ihr schon wieder eine Röte ins Gesicht zaubert. Ich lege meine Hand auf ihre: „Ich bin ganz vorsichtig...", sie nickt fast unmerklich.

Leila berichtet

Diese ständigen Andeutungen einer weiteren Untersuchung machen mich ganz verrückt. Ein Stück weit habe ich Angst, dass es wieder so unangenehm wird, auf der anderen Seite erregt mich der Gedanke daran auch. Das verwirrt mich. Ich spüre ein tiefes Vertrauen in Rayk und bei seiner dunklen Stimme durchzieht ein wohliges Kribbeln meinen Unterleib. Mir wird ganz warm dabei und mein Gesicht flammt auf. Ich hoffe nur, dass meine Röte nur innerlich ist. Sein verschmitztes Grinsen belehrt mich jedoch eines Besseren. Überdeutlich spüre ich plötzlich den Fremdkörper in meiner Vagina, der Salbenstreifen ist mir von einer Sekunde auf die andere sehr bewusst. Wieder reißt Rayk mich aus meinen Gedanken: „Satt?" Ich nicke und helfe ihm beim Abräumen des Tisches.

„Ruh dich noch etwas aus, ich bin gleich wieder da!", sagt er im Gehen und verlässt die Wohnung in Richtung Praxis.

Meine Gedanken kreisen um das, was gleich geschehen wird und um das bereits Erlebte. Ich spüre, wie mein Herzschlag beschleunigt, bei dem Gedanken an die Untersuchungen. Es kann doch nicht sein, dass mich so etwas erregt, schimpfe ich mich innerlich aus und rolle mich auf der Couch zusammen. Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwache, steht Rayk vor mir. Die Jeans ist einer weißen Praxishose gewichen und er grinst mich süffisant an, als ich mich etwas strecke: „Na, noch etwas geschlafen? Bereit für die Untersuchung?" „Hmhm", murmele ich unsicher und ergreife seine Hand, die mir aufhilft.

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