10. Die erste Spiegelung - Rayk berichtet

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Bevor ich schnell unter die Dusche springe, setze ich mir noch einen Kaffee auf. Meine Gedanken kreisen um den bevorstehenden Eingriff und um Leila, wie sie da im Bett lag und schlief. Mein Herz macht einen kleinen Sprung. Ich steige aus der Dusche, schlinge mir ein Handtuch um die Hüfte und werfe auf dem Weg in die Küche noch einen kurzen Blick auf Leila. Sie schläft etwas unruhig. Der Kaffee tut gut, ich fühle mich nun deutlich fitter, merke jedoch, dass die Nacht nicht sonderlich ergiebig war. Ich schlüpfe in mein Praxisoutfit und überprüfe noch kurz die Vorbereitungen im Behandlungsraum und starte den Computer. Kurz darauf klingelt Björn auch schon an der Tür, ich begrüße ihm mit einem Handschlag: „Mensch, super, dass das so spontan klappt, danke dir!"

Ich zeige ihm kurz den Behandlungsraum, so dass er sich vertraut machen kann und verschwinde dann, um Leila zu holen.

Leila liegt noch immer im Bett und schläft, sanft streiche ich ihr über die Wange und wecke sie vorsichtig. „Guten Morgen!" sage ich leise, als ihre Lider sich langsam öffnen. „Ich bringe dich nun rüber in die Praxis, möchtest du vorher nochmal auf die Toilette?", vorsichtig taste ich ihren Puls, der merklich höher ist als sonst. Sie schaut mich mit ängstlichen Augen an, nickt aber dann. Ich helfe ihr auf und schiebe sie in Richtung Badezimmer. Kurz darauf gehen wir langsam rüber in die Praxis: „Ein Freund von mir, Björn, wird mich heute unterstützen", beginne ich zu erklären. „Er ist Anästhesist und wird sich um dich kümmern und dafür sorgen, dass du keine Schmerzen hast." Sie ergreift meine Hand, sie ist eiskalt und schweißnass, dann bleibt sie plötzlich stehen und schaut zu mir hoch: „Ich hab Angst davor!", „Hey, das brauchst du nicht haben, ich bin ganz vorsichtig und passe gut auf dich auf!", versuche ich sie zu beruhigen und streiche ihr über den Rücken. Ich wische vorsichtig die Träne weg, die ihre Wange herabkullert und schließe sie fest in meine Arme. Sie schluchzt leise und ich bugsiere sie langsam, Schritt für Schritt in die Praxis. Björn kommt uns ein Stück entgegen, ich nicke ihm zu und flüstere nur: „Diazepam, bitte!" Schnell bereitete er das Medikament vor und injiziert es ihr über den Zugang. Dankbar schaue ich ihn an und wir lagern Leila mit vereinten Kräften auf dem Stuhl. Sie ist nun sichtlich ruhiger.

Leila berichtet

Als Rayk mich behutsam weckt, fühle ich mich deutlich besser. Leider wird dieses Gefühl schnell von meiner Angst vor dem Eingriff überschattet. Rayk versucht alles, um mich zu beruhigen und kümmert sich wirklich rührend. Kurz vor der Praxis nimmt er mich in seine Arme und ich sauge tief seinen Duft ein, der mich wenigstens etwas beruhigt. Trotzdem ist meine Angst da und wird noch verstärkt, als er mir mitteilt, dass er den Eingriff nicht alleine vornimmt. Langsam schiebt er mich in die Praxis und ehe ich mich versehe, spritzt dieser Björn mir irgendwas, was mich unglaublich müde macht. Ich nehme am Rande wahr, dass er sich mir vorstellt, bevor die beiden mich auf den Stuhl bugsieren. Ich höre Rayks ruhige Stimme zwischen meinen Beinen: „Ich werde dir jetzt das Höschen ausziehen und dich vorbereiten, das kann gleich etwas kalt werden, okay?" Ich nicke und spüre, wie er meinen Slip herunterzieht und meine Beine in den Schalen fixiert. Björn nimmt meine Hand und schließt derweil eine Infusion an, bevor er mir Elektroden auf die Brust und den Rücken klebt: „Die sind zu deiner Überwachung, wir wollen sicher sein, dass es dir jederzeit gut geht!", er lächelt mir zu. Nachdem er auch das Blutdruckmessgerät und das Pulsoximeter angebracht hat, spüre ich, wie es um meine Schamlippen kalt wird. Rayk scheint den Bereich großflächig zu desinfizieren. Mein Herz beschleunigt sich und mir bricht der Schweiß aus, sofort legt sich Björns Hand beruhigend auf meinen Arm. „Hey, ganz ruhig atmen, ich werde dir jetzt etwas geben, damit du gut schlafen kannst, okay?", er wischt mir eine Träne weg und widmet sich meinem Zugang.

Rayk berichtet

Nachdem ich den Bereich um ihre Vagina ausreichend desinfiziert habe, decke ich die Instrumente auf und schlüpfe in die sterilen Handschuhe. Ich stelle Blickkontakt zu Leila her und lächle sie an: „Bereit?", sie nickt vorsichtig, dann schließt sie die Augen. Vorsichtig entferne ich zunächst die Tamponade und hoffe, dass die Salbe ausreichend gewirkt hat. Das Piepsen von Leilas Puls beruhigt sich merklich, so dass ich beginne, ihr das große Spekulum einzuführen. Ganz weggetreten ist sie offenbar nicht, denn sie stöhnt leise im Halbschlaf auf, als ich es langsam weiter öffne. Bevor ich die Zervix für die Hysteroskopie vorbereite, bringe ich eine weitere Spülung ein, um keine Bakterien in die Gebärmutter einzuschleppen. Der Muttermund ist leicht geöffnet und ein blutiges Rinnsal ist zu sehen. „Ich beginne jetzt mit der Dehnung des Muttermundes!", Björn nickt mir zu. Vorsichtig führe ich den ersten Hegarstift ein, um den Muttermund vorzudehnen und auf das dickere Hysteroskop vorzubereiten. Er gleitet noch relativ leicht in die Öffnung und auch der zweite bereitet keine Probleme. Bei dem dritten Stift beschleunigt sich Leilas Puls leicht und sie stöhnt leise auf. Björn reagiert sofort und erhöht die Dosis an Sedativa. Vorsichtig schiebe ich den Stift weiter vor und entferne ihn wieder. Bei dem letzten Stift lasse ich mir noch mehr Zeit, ich möchte ihr keine Verletzungen zufügen und ihr Muttermund ist wirklich sehr eng. Schließlich greife ich zum Hysteroskop und fahre den Stuhl noch etwas zurück, um besser sehen zu können. Langsam, Millimeter für Millimeter schiebe ich das Instrument vor, bis ich endlich in ihrer Gebärmutter angekommen bin. „Ich bin drin, wie geht es ihr?", mein Blick schweift zu Björn. Er nickt, alles okay. Dann hefte ich meinen Blick auf den Bildschirm. Die Gebärmutter ist auch entzündet, verdammt, ich hatte es befürchtet! Vorsichtig nehme ich einige Proben, bevor ich auch hier eine Spülung einbringe, damit die Entzündung möglichst rasch im Griff ist. Behutsam entferne ich das Instrument wieder. Bevor ich auch das Spekulum schließe, bringe ich einen weiteren Salbenstreifen ein. Puh, das wäre geschafft. Björn hat die Medikamente perfekt dosiert, denn Leila kommt bereits langsam zu sich. Ich streife die Handschuhe ab und tätschele ihr die Oberschenkel: „Du hast es schon geschafft, Leila, wir bringen dich gleich nach nebenan in den Überwachungsraum!" Mit Bedacht hebe ich sie aus dem Stuhl und trage sie hinüber zum vorbereiteten Krankenbett, Björn schiebt Monitor und Infusionsständer hinter uns her. Sie hat schon wieder die Augen geschlossen, als ich sie sanft zudecke. Es ist erst 07.30 Uhr, so dass ich noch eine Weile bei ihr bleiben kann, bevor die ersten Patientinnen kommen. Ich bedanke mich bei Björn, der sich kurz darauf verabschiedet und nehme dann wieder Leilas Hand in meine.

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