*Update* Kapitel 11

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„Bist du dir sicher, dass ich dich alleine lassen kann?", wollte Richard wissen, als wir vor meiner Haustür standen.

„Ja! Mach dir keine Sorgen um mich", sagte ich so überzeugend, wie ich es in diesem Moment hinbekam. Innerlich tobte allerdings ein Tornado in mir, der alle meine Gefühle wild durcheinander wirbelte. Am Liebsten hätte ich mich einfach in Richards Arme geworfen, damit er mich festhielt um dem Sturm ein Ende zu machen. Denn was der menschliche Hulk vorhin gesagt hatte, ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Warum hielt er mich denn bitte für eine Hexe?

„Das ist leichter gesagt als getan, Nim", hörte ich Richard plötzlich sagen und zuckte leicht zusammen, als er mir meine Jacke über die Schulter legte.

„Ich meine, du bist gestern gegen einen Couchtisch gedonnert und hast dir eine Gehirnerschütterung zugezogen. Dann macht dich vorhin dieser Kerl auch noch blöd an und du scheinst mir seitdem wirklich verwirrt und unsicher. Als hätte er dich aus den Schuhen gehauen und stündest jetzt ganz verdutzt daneben. Es ist also nicht so einfach, dass ich mir keine Sorgen machen soll", meinte er und hielt dabei meine Hand. In seinen Augen konnte ich sehen, dass er sich wirklich Gedanken um mich machte und jetzt wusste ich, dass meine Gefühle für ihn weit über Freundschaft hinausgingen. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn kurz.

„Danke, dass du dir Sorgen machst! Aber ich brauche jetzt einfach ein bisschen Zeit für mich, okay? Ich ruf dich später an", sagte ich, wobei ich mich von ihm lösen wollte, doch Richard hielt mich weiterhin fest. Für ein paar Sekunden fühlte ich mich geborgen und wusste, dass ich bei ihm immer in Sicherheit sein würde. Er würde niemals zulassen, dass mir etwas passierte. Schließlich löste er sich von mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Bis später", flüsterte er und wartete, bis ich ins Haus gegangen war. Sobald die Tür geschlossen war, lehnte ich mich an sie und sank auf dem Boden zusammen. Nach ein paar Minuten hörte ich, wie der Motor des Maseratis gestartet wurde und Richard davonfuhr.

~

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, stand ich schließlich auf und ging in die Küche. Dort fing ich an aufzuräumen, als mir plötzlich der Geruch von Menthol in die Nase stieg.

„Hallo Maybell", sagte ich, als ich mich zu ihr umdrehte. Sie lächelte mich kurz von der anderen Seite der Küche an, bevor sie sich auf einen der Barhocker setzte.

„Nim, es tut mir so leid. Ich hätte vorhin nicht einfach verschwinden sollen", meinte sie.

„Kannst du das nicht am Besten, einfach verschwinden? Weißt du, warum machst du das jetzt nicht auch wieder und lässt mich einfach in Frieden", sagte ich zu ihr, da ich einfach nur allein sein wollte. Also ließ ich sie zurück und ging in Richtung Wohnzimmer.

„Hey! Jetzt warte doch mal, Nim! Du kannst mich doch nicht einfach so stehen lassen!", rief sie mir nach, doch ich ging einfach weiter. Was konnte sie mir schon antun?

„Desine!", hörte ich Maybell rufen und hatte sofort das Gefühl, jeder einzelne Knochen meines Körpers würde zu einem Eisblock gefrieren.

„Du hörst anscheinend nur zu, wenn man dich dazu zwingt, oder?", fragte sie, als sie vor mir auftauchte.

„Warum tust du das? Und wie machst du das überhaupt?", wollte ich von ihr wissen und war froh, dass sie mir zumindest nicht meine Stimme genommen hatte. Allerdings wunderte es mich etwas, dass ich meinen Mund überhaupt bewegen konnte.

„Fragen über Fragen", meinte Maybell. „Ich wollte dir vorhin im Café schon etwas erzählen, aber da kam uns Dimitri dazwischen."

„Dimitri? War das dieser Möchtegern Türsteher?", unterbrach ich sie. Doch irgendwie fand ich, passte der Name wie die Faust aufs Auge zu ihm.

Nachtwandler I - HexentanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt