*Update* Kapitel 19

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"Maybell, was...", doch mitten im Satz brach ich ab. Denn so recht glauben konnte ich die Szene nicht, die sich vor meinen Augen abspielte.

Ich hatte mit einem wild um sich schlagenden Richard gerechnet und einer Maybell, die über ihm stand und versuchte ihn mit irgendeinem Zauber zu heilen.

Doch sicherlich nicht damit, dass Richard seelenruhig auf der Couch lag, während Maybell im Sessel saß und ihr Kreuzworträtsel weiter löste. "Mmh... Maybell?"

"Ja, Nim?", erwiderte sie und sah mich über den Rand ihrer Lesebrille fragend an.

"Unterbrich mich ruhig, wenn ich etwas Falsches sagen sollte, aber hat Richard nicht gerade noch unter höllischen Schmerzen, als würde der Teufel höchst persönlich seine Seele wollen, um sein Leben geschrien?", fragte ich sie, bevor ich langsam auf die zuging. Wie auf eine Katze, die man nicht verschrecken wollte.

Maybell nahm ihre Brille ab und lächelte mich an. Was ihr allerdings zum ersten Mal das Aussehen einer uralten Frau gab, denn sie sah müde und blass aus. Sofort fing ich an, mir Sorgen um die alte Psychoomi zu machen. "Du hast vollkommen Recht, Kleines. Bis vor ein paar Sekunden hatte er auch noch starke Schmerzen. Allerdings kannst du das Ganze mit deinem Aufnahmeritual von vorhin vergleichen. Sein Schmerz musste sich, wie eine Pyramide zuspitzen, damit sie mit einem Schlag verschwinden können", erklärte sie mir. "Aber glaub mir, wärst du 30 Sekunden eher durch diese Tür gestürmt, hätten wir dir eine krasse Show bieten können."

Maybell massiert sich ihre Schläfen und schloss kurz die Augen. "Geht es dir gut?", fragte ich sie, wobei ich jetzt neben ihr stand und meine Hand auf ihre Schulter legte. Sie schenkte mir ein müdes Lächeln uns tätschelte meine Hand. "Ich habe gerade sehr viel Magie anwenden müssen. Auf meine alten Tage ist das nicht mehr so einfach... als ich noch eine Junghexe war, hätte mein Körper dieses Maß an Magie leicht verkraften können. Doch jetzt bin ich müde... so müde...", murmelte sie und sank in sich zusammen. Was pure Panik in mir auslöste, da sie im ersten Moment den Eindruck machte, als wäre sie gestorben. "Maybell! Hey, Maybell! Wach auf", rief ich und versuchte sie wach zu bekommen, doch sie öffnete ihre Augen nicht. Als ihr Kopf dann auch noch seltsam nach hinten fiel, entwischt meiner Kehle für einen kurzen Moment ein quieckender Angstschrei.

Denn es sah aus, als hätte sie sich das Genick gebrochen. Als nach ein paar Sekunden jedoch ein leises Schnarchen aus ihrer Kehle kam, ließ ich mich auf die Couch sinken. Um dann gleich wieder aufzusprungen, denn ich hatte Richard vollkommen vergessen. "Beruhig dich, Nim! Nur keine Panik...", versuchte ich mein in Wallung gekommenes, mit Adrenalin durchtränktes Blut wieder zu beruhigen. Es funktionierte allerdings nicht wirklich gut. "Da hilft nur noch eins... Schokolade!"

Tatsächlich schien die Tafel Schokolade zu helfen, als ich eine halbe Stunde später auf der Schaukel in unserem Garten saß und ins Leere starrte. Der sanfte Wind in Kombination mit der Stille hüllten mich für einen Moment in den Mantel der Entspannung. Naja, bis das Miauen einer Katze, mich aus meinem Dämmerzustand holte.

Die Augen der Katze schienen mich regelrecht hypnotisieren zu wollen, so sehr starrte sie mich an. Allerdings kam mir das hellbraun ihrer Augen sehr bekannt vor. Nur wo hatte ich es schon einmal gesehen?

Gerade als sich das Bild in meinem Kopf zusammen setzen wollte, rannte sie ins Haus. "Hey, böse Katze!", rief ich ihr nach, bevor ich ebenfalls ins Haus rannte.

Als ich im Wohnzimmer ankam, stand da keine Katze mehr, sondern die Frau vom Friedhof. "Wie kommst du denn hier rein... moment...", sagte ich und hob meine Hand. "Bitte sag mir nicht, dass du dich in eine Katze verwandeln kannst..."

"Nim, wieso soll ich es dir sagen, wenn du es selbst schon gesagt hast?", wollte sie mit einem Zwinkern wissen, bevor sie sich neben Maybell stellte und ihr leicht auf den Kopf schlug. "Hey, aufwachen! Du hast genug geschlafen!", blaffte sie die Schlafende an. "Na los!"

Mit ernster Miene trat ich neben Maybell an den Sessel und verschränkte die Arme. "Was fällt dir ein, Maybell so anzuschreien?", blaffte ich sie nun an. "Du kommst einfach in mein Haus und..."

"Nim, lass gut sein. Das ist schon okay!", meinte Maybell plötzlich und stand auf. "Aber mit welcher Ehre habe ich deinen hohen Besuch verdient, Maélys? Ich..."

"Du kennst sie?", unterbrach ich sie.

"Natürlich kenne ich sie. Sie ist meine Enkelin. Maélys Rosarot Wallace."

"Verdammt Grandma! Musst du mich anderen Leute immer mit vollen Namen vorstellen? Das wirft nur unnötige Fragen auf", meinte Maélys und sah Maybell vorwurfsvoll an. "Es tut mir...", fing sie an, doch ich unterbrach sie.

"Moment, aber das muss ich einfach wissen. Du heißt wirklich 'Rosarot' mit Zweitnamen?", fragte ich, während ich versuchte nicht sofort lautstark los zu lachen. Was mir verdammt schwer fiel, da sich mein innere Schweinehund bereits auf dem Boden kringelte.

Maélys verdrehte nur die Augen "Siehst du, was ich meine?", zischte sie Maybell zu, die nur abwehrend ihre Hände hob. "Hey, lass deine Wut nicht an mir aus. Marabell hat dir den Namen gegeben", meinte sie. "Aber jetzt mal zum Wesentlichen zurück. Warum bist du hier? Doch bestimmt nicht um mich zu besuchen?"

"Da hast du verdammt recht. Hätte es sich vermeiden lassen, wäre ich niemals hierher gekommen", stellte Maélys klar und ich spürte, wie sich plötzlich eine Spannung zwischen den Beiden aufbaute. Doch dem ganzen schenkte ich nur kurz meine Aufmerksamkeit, da ich wieder zu den Namenskombinationen der Beiden kam. Maybell Akazie und Maélys Rosarot... wer die wohl beraten hatte?

Ich meine, waren Maybell und ihre Tochter Marabell so auf Akazienhonig gewesen, dass sie die Welt durch die rosarote Brille gesehen hatten?
Welchen Zweitnamen wohl Marabell hatte? Vielleicht Zwieback?

"... hör endlich auf, mir das vorzuwerfen!", holte mich die laute Stimme von Maybell zurück in die Realität. Ich kam mir vor, als stünde ich in Mitten eines brennenden Hauses. Denn die Luft zwischen Großmutter und Enkelin brannte, wie ein loderndes Feuer. Also übernahm ich die Rolle des löschenden Wassers.

"Schluss jetzt!", rief ich und stellte mich zwischen sie. "Könnten wir das, was auch immer hier gerade abläuft, vielleicht an einem anderen Ort weiter diskutieren. Vielleicht ist euch das noch nicht aufgefallen, aber neben euch liegt ein Mann, der dem Tod heute noch einmal von der Schippe gesprungen ist. Er muss sich erholen und braucht absolute Ruhe. Die bekommt er aber nicht, wenn ihr weiter so rumschreit. Also werden wir den Familienstreit in die Küche verlegen!"

"Wie auch immer"

"Ist ja schon gut", kam es von Maybell und Maélys, bevor wir aus dem Wohnzimmer gingen.

In der Küche setzte ich mich auf einen der Barhocker, während Maélys sich an die Wand lehnte und Maybell auf einem der Stühle am Esstisch Platz nahm. "Also... Maélys, vielen Dank das du Richard und mir auf dem Friedhof das Leben gerettet hast.", "Keine Ursache.", "Und dann würde mich ebenfalls interessieren, was du hier machst. Denn anscheinend ist euer Verhältnis innerhalb der Familie nicht gerade rosig..."

Und jetzt gab es kein Halten mehr und ich bekam den Lachflash meines Lebens.

Nachtwandler I - HexentanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt