*Update* Kapitel 17

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Nachdem Richard das erste Klingeln seines Handys ignorierte hatte, es aber jetzt erneut störte,  blieb uns nichts Anderes übrig, als die Rumknutscherei zu beenden. Sonst hätten wir noch Stunden so weiter gemacht.

Doch als Richard sich von mir lösen wollte, versuchte ich ihn daran zu hindern. Woran ich allerdings kläglich scheiterte.

"Nim, ich muss da wirklich ran gehen", meinte er, doch bevor er den Anruf entgegen nahm, flüsterte er mir noch Etwas ins Ohr.

"Sollte es nicht dringend sein, dann machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben."

Ein kalter Schauer zog sich über meinen Körper und mir wurde schlagartig heiß.

"Ach ja. Bevor ich es vergesse", meinte er, zog eine Taschentuchpackung aus seiner Jackentasche und warf sie mir zu. Dann ging er mit einem Lächeln davon und nahm das Gespräch an.

Ich sah ihm nach, während ich die Packung öffnete und ein Tuch heraus nahm. Eher automatisch wischte ich mir über das Gesicht, wobei ich mehr über meine geschwollene Lippen fuhr. Bisher hatte mich noch keiner so geküsst,  wie es Richard getan hatte. Ich spürte immer noch seine Lippen auf meinen und seine Hände,  die über meinen Rücken strichen. Mit einem breiten Grinsen wandte ich mich zum Grab meiner Eltern.

"Wow... das war ja vielleicht mal eine Show", hörte ich eine Stimme und blickte nach rechts. Dort stand Dimitri StClair und lächelte mir entgegen.
"Hallo, Nim", sagte er, bevor er seine Hand hob. Ich spürte, wie es mich von den Füßen riss und ich wie ein Ball durch die Luft flog. Für einen kurzen Augenblick fühlte ich die Freiheit eines Vogels und genoss es. So komisch sich das auch anhörte.  Doch das Gefühl verschwand, als ich gegen einen Baum prallte. Sofort wich die Luft aus meiner Lunge und lauter Sternchen tanzten vor meinen Augen.

Ich muss wohl für einen Augenblick ohnmächtig gewesen sein, denn als ich meine Augen öffnete, lag Dimtri auf dem Kiesweg und Richard stand über ihm. Wie er es geschafft hatte, diesen Schrank von Mann umzuwerfen, war mir ein Rätsel. Doch als Dimitri seine Hand hob und Richard nun durch die Luft flog, konnte ich mir darüber nicht länger Gedanken machen. Richard knallte gegen einen Grabstein, der unter seinem Aufprall zerbröckelte. Danach blieb er liegen und rührte sich nicht mehr.

Langsam richtete ich mich auf, was nicht ohne Schmerzen in meinem gesamten Körper von Statten ging und lehnte mich einen Moment an den Baum. In der Zwischenzeit hatte sich auch Dimtri aufgerappelt und lächelte mich an. "Mach dir keine Sorgen um deinen Freund. Er ist nur ohnmächtig", rief er mir zu, bevor er auf mich zukam. Ich glaubte ihm allerdings kein Wort. Deshalb musste ich es irgendwie schaffen,  an dem Schrank vorbei zu kommen.

"Was wollen Sie von mir, Dimitri?", versuchte ich ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
"Oh, du weißt meinen Namen. Das erspart mir die nervige Vorstellungsrunde. Allerdings scheinst du nicht zu wissen, was ich bin. Denn sonst würdest du dich mir nicht in den Weg stellen", meinte er und stand nun noch wenige Meter von mir entfernt. "Kommen Sie nicht näher!", quieckte ich mehr, als dass ich es sagte. "Ich kann Karate...!" Dimtri fing schallend an zu lachen. "Nim, du bist eine Hexe. Allerdings noch ohne dem Wissen, wie man Magie einsetzt. Was es uns Jägern verdammt einfach macht, euch Junghexen zu fangen", sagte er bestimt und ich konnte nicht leugnen, dass er recht hatte. Meine Magie war vollkommen nutzlos. Ich konnte ja nicht einmal Richard vor ihm retten.

"Deinem Gesicht nach zu urteilen, ist dir gerade klar geworden, dass du als Hexe überhaupt nicht taugst. Also wirst du jetzt einfach mit mir kommen und dir wird nichts passieren", sagte er, während er mir seine riesige Hand entgegen streckte.

Doch bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte, was ich tun sollte, sprang eine schwarze Katze zwischen uns. Mit einem Katzenbuckel und einem gestreubten Fell, fauchte sie in Dimitris Richtung. Dann setzte sie zu einem Sprung an und verbiss sich in seiner Hand. Er schrie laut auf. Mir gab dieses kleine Ablenkungsmanöver die Gelegenheit, um zu Richard zu rennen. Zwar schmerzte mein Körper bei jedem Schritt, aber das war mir egal. Ich musste einfach wissen, ob Richard noch am Leben war.

Als ich bei Richard angekommen war, kniete ich mich neben ihn und atmete beruhigt aus, denn er öffnete in diesem Moment seine Augen.
"Geht es... geht es dir gut?", fragte er und versuchte sich aufzusetzen, doch da sah ich die Schnittwunde an seiner rechten Seite. Sie fing unterhalb seiner Achsel an und zog sich bis knapp in die Mitte seines Bauches. Ich musste kurz lächeln,  denn er machte sich anscheinend mehr Sorgen um mich, als um die Tatsache,  dass er eine blutende Wunde hatte. Die, wie ich gerade feststellte, sehr stark blutete.
"Du bist ein Idiot! Du machst dir Sorgen um mich, wo du fast am Verbluten bist?", sagte ich zu ihm. "Du solltest dich nicht zu viel bewegen. Allerdings müssen wir dich auch schnellstmöglich in ein Krankenhaus bringen."

"Kein Krankenhaus", meinte Richard und setzte sich auf. "Bring mich einfach zu mir nach Hause. Du wirst das schon hinbekommen", meinte er mit einem Lächeln,  doch ich sah ihn misstrauisch an. Warum wollte er nicht in ein Krankenhaus gebracht werden?

Doch als ich das Blut sah, was sein weißes Hemd mittlerweile rot gefärbt hatte, blieb mir keine andere Wahl. "Schaffst du es bis zum Auto?", wollte ich wissen, während ich ihm auf die Beine half. "Hey, ich muss jetzt den starken Mann markieren. Also ja, ich schaffe es bis zum Auto", erwiderte er. Allerdings war das Lächeln,  was er aufsetzte vom Schmerz gepeinigt. Bevor wir los gingen, warf ich noch einen Blick zu Dimtri,  doch er war verschwunden. Stattdessen saß die schwarze Katze auf dem Kiesweg und schien auf uns zu warten. "Wir sollten jetzt aber wirklich los, Nim. Sonst kannst du mich einbuddeln und sparst dir die Anfahrt", meinte Richard und wollte schon alleine los gehen. Doch ich war nach drei Schritten bei ihm und versuchte ihn so gut es ging zu stützen. Was sich als nicht so leicht herausstellte, denn bei jedem Schritt jaulte mein gesamter Körper auf. Das zusätzliche Gewicht von Richard, machte es nicht einfacher. "Du hast meine Frage nicht beantwortet. Geht es dir gut, Nim?", flüsterte Richard schließlich, als wir schon fast bei meinem Auto angekommen waren. "Ja, es geht mir gut. Aber dir nicht. Lass mich dich doch in ein Krankenhaus bringen, die...", versuchte ich ihn ein letztes Mal zu überzeugen. Doch Richard löste sich von mir und blieb stehen. "Kein Krankenhaus, Nim! Du würdest nicht verstehen warum!", meinte Richard, wobei er versuchte etwas lauter zu werden. Was sein Zustand aber nicht zulies. "Dann versuch es mir zu erklären! Ich kann dir nicht so helfen, wie es die Ärzte tun können. Ich will... ich will doch nur nicht, dass du stirbst!", rief ich ihm zu, wobei mir ungewollt Tränen über die Wangen liefen. "Jetzt wo ich weiß, dass ich dich liebe... Du Idiot!"

Nachtwandler I - HexentanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt