Kapitel 17

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Habe beschlossen doch nicht so mies zu sein, das nächste wird aber wieder dauern....

Der Perspektivenwechsel von bisherig 1.-Person Singular zu 3.Person Singular und zurück ist gewollt....

→ Viel Spaß :D

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[Kapitel 17]

Die Ebene lag still in der vollmond-erhellten Nacht. Silber glitzerte der Tau auf den Blättern, schlafende Vögel saßen auf den Ästen. Unter der riesigen, ausladenden Linde lag die Wölfin und betrachtete das Spiel des Mondlichts. Ihr blau-grau-beiges Fell wurde beinahe liebevoll vom herannahenden Wind gestreift. Ihre Augen selbst schienen aus Mondlicht gefertigt zu sein, so hell und klar strahlte das Grau.

Zweige raschelten über ihr und sie musste nicht aufblicken um sich ihrem schwarz-gefiedertem Wächter bewusst zu sein. Die Rabe war eine ungewöhnlich große Erscheinung und Barksley wunderte sich, was ihr Bewusstsein ihr wohl mitteilen wollte. Nichtsdestotrotz war es seit langem einer ihrer friedlichsten Träume und es wollte die angenehme Atmosphäre nicht mit Sorgen zerstören.

Urplötzlich fegte der Wind wie ein Donnerschlag über die Ebene, eine große Wolke schob sich vor den vollen Mond und ließ die Wiese in Dunkelheit fallen.

Die Pupillen der Wölfin weiteten sich, passten sich an die veränderten Lichtverhältnisse an. Sofort spitzen sich die feinen Ohren und ihre Muskeln spannten sich unter dem seidigen, wenn auch zerrupften Pelz.

Von der anderen Seite der Wiese her trat ein Bär auf sie zu, ein massiger Kodiak. Zugleich nahm sie ein bekanntes Sirren war, dass sich tief in ihr schlummerndes Bewusstsein grub. Und sie entspannte sich wieder.

Es war der Eyaphé.

Picolas.

Mein Wächter wurde unruhig als sich das massige Wesen näherte und plusterte sich drohend auf. Ich wusste die Geste zu schätzen, fürchtete aber, dass der vergleichsweise winzige Beschützer nichts gegen den Ankommenden ausrichten könnte.

Dann stand er vor mir und unsere Nasen berührten sich in einer stillen Begrüßung.

Der Rabe krächzte ungehalten und sprang auf einen der tieferen Äste, mich, seinen Schützling, nicht aus den Augen lassend. Der Bär war derweil um den kleinen Körper meiner Wölfin herum getreten und kuschelte sich an meine Seite, umschloss mich dabei beinahe vollständig.

„Wie geht es dir?", in meinem Kopf hatte Picolas Stimme das angenehm, tiefe Grummeln des Bäres angenommen.

„Ich lebe...", mein Murmeln ging in dem unbefriedigten Grummeln des Bären unter. Ich spürte, wie er sich bereit machte noch mehr zu sagen und legte unwillig den Kopf auf meine Pfoten. Die Nacht war so friedlich und ich hatte kein Bedürfnis diese Illusion schon so früh wieder zu zerstören.

„Sei still, Picolas", seufzte ich, „Ich habe nicht oft meinen Frieden. Lass ihn mir, zumindest in meinen Träumen."

Hinter mir stieß er schwer die Luft aus, hielt sich aber an meine Bitte und schwieg. Seine Körperwärme ging in mich über und mit einem leichten schaudern schloss ich die Augen.

Ein Schaudern der guten Art.

Um uns herum nahm die Nacht wieder seine natürlichen Geräusche auf. Äste knackten, Halme wiegten sich im Wind und alle Nachtschwärmer nahmen ihre Aktivitäten erneut auf.

An diesem Morgen erwachte ich nicht mit einem Schrecken, nicht mit dem Wissen, dass ein Hexer in meinem Zimmer wartete. Nein, ganz langsam glitt ich in meinen Körper und wurde mir meiner Umgebung bewusst. Noch immer lag ich in die Decke gewickelt, die nach dem Hexer rochen, doch das waren auch schon alle Erinnerungen an ihn.

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