Do you still love me?

Kapitel 4

»Wieso ist dein Englisch so gut?«, fragte er irgendwann.

»Ich hab bis vor fünf Jahren in England gewohnt. Dann ist meine Mutter gestorben und mein Vater wollte einen Neuanfang in Deutschland.«, erklärte ich ihm. Spätestens sollte er es jetzt bemerkt haben, dachte ich. Aber ich hatte mich geirrt.

»Oh okay. Das tut mir leid. Es kommt mir fast so vor, als wärst du meine erste Freundin. Ihre Mutter ist auch gestorben. Ihr Vater und sie sind auch damals nach Deutschland gezogen... Aber sie würde niemals rauchen, kiffen oder trinken.«, erzählte er mir traurig. »Du siehst ihr ziemlich ähnlich. Ich vermisste sie am Anfang sehr. Manchmal frage ich mich heute noch, was sie so macht und ob es ihr gut geht. War wohk wunschdenken, dass ich dachte du wärst sie.«
WIE BLÖD KANN MAN NUR SEIN?, schrie ich ihn innerlich an. Ich bin sie du Depp!

»Das tut mir leid...«, sagte ich un hatte Tränen in den Augen und war fast davor zu weinen.

»Weinst du?«, fragte er erstaund.

»Nein!«, rief ich sofort. »Ich gehe ins Bett. Man sieht sich morgen.«

»Gute Nacht.«, erwiderte Harry und blieb alleine auf dem Sofa sitzen.

Ich ging in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Wieso war er so blöd und erkannte mich nicht?

Ich blieb eine gange Weile so liegen schließlich bis ich mich zu meiner Komode bewegte. Ich kramte in ihr herum und zog ein Fotoalbum heraus.
LONDON 2007-2009

Ich strich über den Einband und nahm es auf mit auf meinen Hängesessel, in den ich mich unter der Woche kuschelte. Ich schlug die erste Seite auf und sah ein Bild von meiner Mutter und mir. Es stammte aus dem Januar 2007. Ich war damals erst 11 (glaube ich) und strahlte glücklich in die Kamera. Meine Mutter wirkte total glücklich und hatte einen Arm um mich gelegt. Ich blätterte um. Es kamen Klassenfotos, Fotos mit meinen Freunden, Fotos mit meiner Mutter, Fotos mit meinem Vater, Fotos von unserem altem Haus und Fotos mit Harry. Inzwischen war ich im Jahre 2009 angekommen. Ich fand ein Bild, auf dem Harry und ich uns küssten und noch eins und noch eins. Es gab wohl gefühlte hunderte. Ich überblätterte diese schweremherzens und fand das letzte Bild meiner Mutter... Jedenfalls das letzte an dem sie lebte... Ich hatte damals darauf bestanden, ein Foto von ihr im Sarg zu machen. Ich wollte sie in Erinnerung behalten, von meinem ersten Moment an, bis zu ihrem letzten. Jetzt war es endgültig um mich geschehen. Ich vermisste alles so. Ich fing an zu weinen. Und blätterte die Seiten noch durch, bis ich wohl irgendwann eingeschlafen war.