Es dauerte eine ganze Woche und einiges an gutem Zureden vonseiten Dracos, ehe er sich wieder dazu überwinden konnte, das Haus zu verlassen.
Er schob seine Arbeit vor. Quälende Kopfschmerzen, die ihn schon seit Tagen plagten und sogar das Wetter, doch irgendwann konnte er sich nicht mehr in seinen Gemächern verstecken und beschloss, in seiner Lieblingsbar Zuflucht zu suchen. Wie immer tauchte er beinahe unbemerkt zwischen den hiesigen Gästen unter - einzig der Barkeeper stellte ihm wortlos seinen bevorzugten Drink hin, mit dem er sich in eine dunkle Ecke verkroch. Erst in diesem rauschenden Lärm, der ihn hier umgab, fand er die lang ersehnte Ruhe und er schloss erleichtert die Augen.
Als Lucius sich erneut umsah, fürchtete er, unter Wahnvorstellungen zu leiden. Entweder das, oder aber er wurde von seinen Schandtaten sogar bis hierher verfolgt. Mitten in der Bar stand doch tatsächlich Hermine Granger und schien nach etwas zu suchen.
Als sich ihre Blicke trafen, schien sie es auch gefunden zu haben. Je näher er diesen braunen Lockenkopf auf sich zu wandern sah, desto eher hatte er das Bedürfnis, die Flucht zu ergreifen. Lucius wollte sich gar nicht ausmalen, was für einen Schaden eine Szene in der Öffentlichkeit anrichten könnte, selbst, wenn sie sich in einer Muggelbar befanden.
Er beschloss, seinen Zauberstab griffbereit zu halten und wappnete sich gegen jeden Vorwurf, den sie ihm an den Kopf werfen konnte.
Doch zum wiederholten Male überraschte ihn Hermine Granger.
Anstelle einer Drohung oder wilder Anschuldigungen grüßte sie ihn höflich:
"Guten Abend Mister Malfoy. Hätten Sie vielleicht einen Augenblick Zeit?"
Er wies sie mit einer Handgeste an, sich zu setzen.
"Guten Abend Miss Granger. Darf ich fragen, was Sie hierher führt? Wie haben Sie mich überhaupt gefunden?"
In der Tat läge hier ein außerordentlicher Glückstreffer vor, wenn sie ihn nur durch Zufall gefunden hatte. Miss Granger setzte sich und antwortete dann mit einem sachten Lächeln.
"Mister Malfoy, Sie sind lange nicht so undurchschaubar, wie Sie sich gerne geben. Der Barkeeper hat mir verraten, dass Sie hier regelmäßig sind und dann habe ich eben heute mein Glück versucht."
"Sie wissen schon, dass ich durchaus über die übliche Eulenpost, das Flohnetzwerk und meine Unternehmen erreichbar bin, oder? Sie müssen mir nicht an einem Freitagabend wie ein Steuereintreiber auflauern", antwortete er in der Hoffnung, seine Abweisung deutlich genug ausgedrückt zu haben. Diese überfallartigen Begegnungen und Treffen zehrten an ihm. Er hatte Überraschungen noch nie gemocht und war immer gerne auf alles vorbereitet.
"Entschuldigung. Zugegeben, es handelt sich hier um eine etwas spontane Entscheidung. Außerdem sollte man gewisse Konflikte lieber persönlich besprechen."
Noch immer ließ Miss Granger nicht erkennen, in welche Richtung dieses Gespräch verlaufen würde. Vielleicht war sie sich selbst noch nicht sicher.
"Das kommt ganz auf den gewünschten Ausgang des Konflikts an. Abgesehen davon, dass sich einige Differenzen auch beseitigen lassen, indem man sie lange genug ignoriert. "
Er wollte diese Konversation so schnell wie möglich beenden, doch Granger ließ sich partout nicht abschütteln. Stattdessen amüsierte sie sich nun über ihn:
"Haben Sie etwa Angst vor mir, Mister Malfoy? Keine Sorge, ich beiße nicht."
"Sie sollten sich eher darum sorgen, ob ICH beiße, meine liebe Miss Granger. Ich weiß Ihre Aufdringlichkeit nicht gerade zu schätzen. Könnten Sie daher mit Ihrem Anliegen auf den Punkt kommen?", warf er uncharmant zurück und durchbohrte sie mit einem verachtungsvollen Blick. Er prallte an dieser dreisten Person einfach ab.

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Happy Hour
Hayran KurguLucius Malfoy möchte eigentlich nur seinen Drink genießen und Hermine will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Es ist also keine Überraschung, dass so eine Begegnung die Happy Hour dezent stören könnte. _____________________________________________...