19

424 27 5
                                    


Als sie gemeinsam in Lucius' Wohnung ankamen, kontrollierte Hermine zuerst einmal, ob sie noch in einem Stück war. Natürlich vertraute sie in die Fähigkeiten ihres Begleiters, aber Seit-an-Seit-Apparieren machte sie seit jeher etwas paranoid. Hoffentlich nahm Lucius das nicht persönlich. Sie löste sich von seinem Arm und wieder einmal fiel ihr auf, wie wenig sie der Körperkontakt zu ihm störte. Währenddessen betrachtete Lucius sie und schenkte ihr ein undurchsichtiges Lächeln. Erst dann sah sich Hermine endlich gründlich um und erkannte, dass sie sich in einem Wohnzimmer befanden. Wieder war es geschmackvoll eingerichtet, doch die Farbpalette hatte sich verändert. Es war noch immer hell und leicht gehalten, doch auch wärmere Farben und Rottöne waren zu finden. Noch vor einigen Monaten hätte sie niemals geglaubt, dass es sich hier um Lucius Malfoys Wohnzimmer handelte, doch inzwischen fand sie, dass es zu ihm passte. Auf einmal tauchte Minty neben ihnen auf und hielt ein Tablett mit zwei Tassen Kaffee in ihren dürren Fingern. Hermine hatte gar nicht mitbekommen, wie Lucius die Getränke geordert hatte und fragte sich, wie er das wohl bewerkstelligt haben mochte. Sie bedankte sich bei der kleinen Hauselfe und nahm dann dankbar ihren Kaffee entgegen - Lucius tat es ihr gleich. Es war offensichtlich, dass er sich zumindest in ihrer Gegenwart um einen höflichen Umgang mit seinen Bediensteten bemühte. Das wusste sie zu schätzen.

„Das Wohnzimmer ist wirklich sehr schön, Lucius. Wer hat es eingerichtet?", fragte Hermine interessiert. Sie konnte es sich nicht vorstellen, dass er selbst stundenlang durch Kataloge und Einrichtungshäuser stöberte.

„Ich selbst habe meine persönlichen Vorstellungen und Präferenzen geäußert und ein Angestellter hat dann die Laufarbeit übernommen. Ich habe keine Zeit für so etwas", bestätigte er ihren Verdacht.

„Na, ich hoffe, der Ärmste hat einen Gefahrenzuschlag bekommen. Ich stelle es mir nicht einfach vor, für dich zu arbeiten, geschweige denn, dein Appartement einzurichten. Entweder du bist unzufrieden oder eines deiner Habseligkeiten versucht sich an einem Mordanschlag. Wo hast du eigentlich die Pflanze versteckt?"

„Sie ist genau hinter dir!"

Tatsächlich zuckte Hermine kurz zusammen und fuhr herum. Natürlich war hinter ihr nichts, abgesehen von einem äußerst gemütlich aussehenden Sessel. Sie verpasste ihm dafür, dass er ihr so einen Schrecken eingejagt hatte, einen spielerischen Schlag gegen die Schulter.

„Du hundsgemeiner Gauner! Das bekommst du zurück. Vergiss nicht, George Weasley gehört praktisch zu meiner Familie!"

Wenn Lucius auch nur einen Funken Verstand hatte, nahm er diese Drohung ernst. Und tatsächlich hob er abwehrend die Hände, lachte aber gleichzeitig auch.

„Verzeih mir. Ich werde in absehbarer Zeit keine Bonbons oder anderweitige Süßigkeiten von dir annehmen", entschuldigte er sich gut gelaunt. Hermine staunte, wie anders er doch sein konnte, wenn er sich wohlfühlte. Sie empfand einen Hauch von Stolz, dass er in ihrer Gegenwart so gelöst und fröhlich war. Harry und Ron würden vor Schreck von ihren Stühlen fallen, wenn sie Lucius so sehen könnten.

Doch sie musste sich auch noch etwas anderes eingestehen:

Ein Lächeln stand ihm. Nicht das wölfische Grinsen, das er aufsetzte, wenn er einen Gegner genau dort hatte, wo er ihn haben wollte und ihn einfach noch etwas zappeln ließ. Nein, ein freundliches, warmes Lächeln, das ihn in einen ganz anderen Menschen verwandelte. Ginny hatte recht, er war ein attraktiver Mann, aber erst in solchen Momenten gefiel er Hermine erst so richtig. Am Anfang hatte sie noch ein wenig an ihrem Verstand gezweifelt, doch dieser Lucius tauchte in letzter Zeit immer öfter auf und jedes Mal fühlte es sich ein bisschen weniger wie eine Fata Morgana an. Sie machte sich keine Illusionen, er würde sich nie komplett ändern, aber das wollte sie auch nicht.

Happy HourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt