Happy Hour

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Liebe Hermine,

falls du die nächsten Tage die Schlagzeile „Lucius Malfoy erwürgt Angestellten" lesen solltest, tut es mir jetzt schon leid. Nein, eigentlich nicht. Wofür zahlt man seinen Angestellten ein exorbitantes Gehalt, wenn man nichts als Chaos als Gegenleistung erhält? Du erahnst ja nicht den Zustand, in dem ich eine meiner Zweigstellen in Italien vorgefunden habe. Wer hält sich denn bitteschön einen Erkling in seinem Büro? Diese Kreatur hat mich einen meiner besten Umhänge gekostet. Aber genug von mir. Ich hoffe, dein gestriger Theaterbesuch war ein Erfolg und du hattest einen schönen Abend. Und ja, ich glaube dir auf Anhieb, dass Ronald eine derartige Dummheit begangen hat. Genau genommen bin ich nicht im Geringsten überrascht. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Ich hoffe, die Lektüre sagt dir zu.

Lucius

Lucius Malfoy!

Bist du des Wahnsinns? Das Buch muss ein Vermögen gekostet haben! Aber vielen Dank dafür, ich habe mich unheimlich gefreut und bin bereits beinahe damit durch. Habe ich letzte Nacht geschlafen? Nein. Bin ich heute vollkommen erschlagen und bereue alle meine Lebensentscheidungen? Auf alle Fälle! Aber das war es wert! Mein Theaterbesuch war leider mäßig. Die Aufführung war wie angekündigt modern, was an und für sich kein Problem ist. Aber einfach das Ende eines klassischen Stücks umzuschreiben ist durchaus gewagt. Nein, es ist dreist und vermessen und ich kann dem Regisseur eine derartige Ignoranz nicht verzeihen. Aber immerhin hatte ich einen lustigen Abend mit Ginny. Ich soll dir übrigens liebe Grüße ausrichten, sie kann es kaum erwarten, dich „in die Mangel zu nehmen", wie sie es so schön ausgedrückt hat. Keine Sorge, ich werde dich beschützen. Und ja, eigentlich sollte ich von Ron auch nicht überrascht sein. Immerhin kenne ich den Mann seit er elf Jahre alt ist. Aber jetzt zu dir:

Bitte versuche, von einem Mord abzusehen. Ich würde es mehr als bedauern, wenn unser Treffen am Sonntag ausfallen würde. Auch wenn ich deine Frustration verstehen kann! Ein Erkling klingt schon recht dramatisch. Was ist nur in diese Leute gefahren? Ich hoffe sehr, dass deine restliche Woche zumindest erträglich und erfolgreich wird. Denk daran, wenn du jemandem dort einen Unverzeihlichen an den Hals jagen solltest, bekommst du später keinen von Mollys Keksen. Und glaub mir, das willst du nicht! Ich freue mich schon auf das Wochenende.

Hermine

Liebe Hermine,

ich werde mein Bestes geben. Ich hoffe jedoch, dass eine fristlose Kündigung noch im Bereich des Akzeptablen ist, denn sonst habe ich schlechte Nachrichten. Richte Ginny bitte aus, dass sie nicht schlimmer als ein wütender Erkling sein kann, der es ganz und gar nicht zu schätzen weiß, dass er in einem kleinen, stickigen Büro eingesperrt war. Obwohl ... Ich denke, ich nehme deinen Schutz nur zu gerne an. So sehr es mich freut, dass das Buch Anklang gefunden hat, umso mehr bedauere ich es, dass die Inszenierung von Hamlet missglückt war. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was für ein unsinniges Ende man sich als Alternative aus den Fingern gesogen hat.

Hab noch einen schönen Abend und versuche, etwas Schlaf nachzuholen. Auch ich freue mich auf unser Treffen am Sonntag.

Lucius

Es war bereits Samstag Nachmittag, als Lucius endlich wieder im Manor ankam und einfach nur noch ins Bett wollte. Seine Woche war ermüdend und unerquicklich gewesen. Er wusste schon, warum er diese Reise so lange aufgeschoben hatte und gleichzeitig war er mehr als froh, sie endlich getan zu haben. Die meisten Zweigstellen und Tochterfirmen waren in einem guten Zustand, aber gerade die Einrichtung mit dem Erkling hatte fast alle seine Nerven gekostet. Nicht zu vergessen einen hervorragenden Anzug samt Umhang. Diese Kreatur war schnell und zielsicher, das musste er ihr lassen. Doch damit hatte der Ärger ja noch lang nicht geendet. Irgendwie musste er dieses verbotene Wesen zurück nach Deutschland befördern, ohne dass die Behörden etwas davon mitbekamen. Es war im schließlich gelungen, aber der Verantwortliche würde nun mit den Konsequenzen leben müssen.