Diesen Sonntagabend hatte Lucius sich zur Gänze freigehalten. Nach einer aufreibenden Woche brauchte er etwas Ruhe und Entspannung. Das Feuer in der Bibliothek prasselte, sein Lieblingstee stand bereit und er hatte sich einige Bücher herausgesucht, in denen er herumstöbern wollte. Es war beinahe Mitternacht, als Minty die Bibliothek betrat.
"Ein Brief für Master Lucius", piepste sie schüchtern und mit hängenden Ohren. Kein Wunder, immerhin hatte er sie angewiesen, dass er heute keine Briefe oder auch nur irgendjemanden empfangen wollte.
Er seufzte laut auf und wollte schon seinen Unmut äußern.
"Bitte vergebt Minty! Aber der Brief kam von Miss Granger und da hat Minty gedacht..."
Tennisballgroße Augen starrten ihn angsterfüllt an.
Sofort verflog seine Frustration und er nahm den Brief entgegen.
"Ist schon gut, Minty. Das hast du richtig gemacht. Briefe von Miss Granger möchte ich ab sofort immer entgegennehmen."
Die Hauselfe machte noch einen kurzen Knicks und verschwand dann eilig. Lucius freute sich schon auf eine erneute geistreiche Korrespondenz mit Hermine, doch die Nachricht fiel eher kurz aus:
Bist du noch wach?
Hermine
Das war ungewöhnlich. Er griff schon zu Feder und Pergament, entschied sich dann jedoch anders. Stattdessen ging er zu seinem Kamin und nutzte das Flohnetzwerk. Es dauerte nicht lange, bis er Schritte und schließlich auch Hermines Stimme hörte:
"Lucius? Was machst du denn hier?"
Er war sich nicht ganz sicher, aber die junge Hexe klang aufgebracht. Endlich tauchte auch ihr Gesicht im Kamin auf.
"Ist alles in Ordnung, Hermine? Ist etwas passiert?"
"Nicht doch. Eigentlich ist es furchtbar albern. Ich habe dich doch nicht geweckt, oder?", versuchte sie Lucius zu beruhigen, doch ihre Fröhlichkeit klang aufgesetzt.
Er drängte jetzt ungeduldig auf eine Antwort:
"Nein, ich habe beim Lesen die Zeit vergessen. Hermine, was ist los?"
Kurz schwieg Hermine und befürchtete fast schon, sie würde einfach verschwinden.
"Wie schon gesagt, es ist dumm", kam endlich von ihr.
"Das glaube ich nicht. Du bist die letzte Person auf Erden, die ich als dumm bezeichnen würde."
Er war von der Wärme in seiner Stimme selbst überrascht und schenkte ihr ein Lächeln.
"Ich habe heute meine Arbeit an dem Vergessenszauber beendet und alles an die Tränkemeisterin geschickt. Ich sollte erleichtert sein, aber ich hab einfach nur Angst", gestand sie auf einmal und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
"Warte einen Augenblick, ich komme zu dir."
Noch bevor Hermine protestieren konnte, apparierte er in ihr Wohnzimmer. Präzise landete er neben ihrem Kamin und jagte der jungen Hexe einen Heidenschrecken ein.
"Um Himmels Willen Lucius, willst du mich umbringen?", quietschte sie und sprang auf ihre Füße.
"Zumindest nicht heute", gab er mit einem Schmunzeln zurück und musterte sie prüfend. Sie sah zwar etwas zerzaust aus, aber sonst schien es ihr gut zu gehen.
Nein, nicht wirklich. Die Augen waren gerötet und es waren noch Spuren von Tränen auf ihrem Gesicht zu sehen. Sie hatte ganz klar geweint.
Er räusperte sich kurz:
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Happy Hour
FanfictionLucius Malfoy möchte eigentlich nur seinen Drink genießen und Hermine will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Es ist also keine Überraschung, dass so eine Begegnung die Happy Hour dezent stören könnte. _____________________________________________...