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Es war furchtbar still in diesem Zimmer. Keiner der Anwesenden brachte ein Wort über die Lippen und am liebsten wäre Hermine gerade aus dem Fenster gesprungen. Ihre Eltern hatten die Tränke anstandslos getrunken, die Zauber wurden gewirkt und jetzt starrten die beiden sie einfach nur mit großen Augen an. Ihre Mutter hatte fast augenblicklich nach der Hand ihres Mannes gegriffen und jetzt klammerten sich die beiden aneinander, bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.

Natürlich war das alles überwältigend. Aber langsam schlich sich die Angst ein. Nein, Panik.

Was, wenn sie einen Fehler gemacht und ihren Eltern Schaden zugefügt hatte?

"Hermine?", kam es endlich vorsichtig von ihrer Mutter.

"Um Himmels Willen, Hermine!"

Mit diesen Ausruf sprang Jean Granger von ihrem Platz auf und schloss ihre Tochter mit einer Wucht in die Arme, die sie beide beinahe umwarf.

Auch in ihren Vater kam jetzt wieder Leben und er schloss sich der Umarmung an.

Das Gefühl, endlich wieder ihre Eltern zurückzuhaben, überwältigte Hermine. Hemmungslos weinte sie an der Schulter ihrer Mutter und klammerte sich wie ein kleines Kind an sie. Konnte es ihr wirklich gelungen sein? Hatte sie wirklich ihre Eltern zurück?

Ihre Mutter blieb geduldig und hielt sie so lange fest, wie sie es brauchte.

Als sich Hermine endlich wieder ein wenig beruhigt hatte, lösten sie sich voneinander. Staunend betrachtete ihre Mutter sie und wechselte fassungslose Blicke mit ihrem Mann.

"Schätzchen, hast du dich verändert! Was ist passiert?", wollte sie verständlicherweise wissen.

Die nächsten zwei Stunden verbrachte Hermine damit, ihren Eltern alles zu erklären. Was sie getan hatte und warum. So oft sie nur konnte, entschuldigte sich Hermine, bis ihr langsam die Worte ausgingen. Doch ihre Eltern hörten nur zu, weinten, wenn Hermine weinte und nahmen sie immer wieder in den Arm. Nein, sie waren nicht glücklich darüber, dass man so eine Entscheidung für sie getroffen und ihr Gedächtnis gelöscht hatte. Doch sie liebten ihre Tochter dennoch und würden es vielleicht irgendwann auch verstehen, warum sie das getan hatte.

Wie betrunken lief Hermine an diesem Abend kopflos zu ihrem Hotel.

Sie war erschöpft und doch schrecklich aufgekratzt. In diesem Zustand verfasste sie eine Reihe eiliger Briefe, um die Jungs und die Weasleys auf den neusten Stand der Dinge zu bringen. Es waren keine Meisterwerke, aber immerhin war jeder daheim beruhigt. Dann fiel ihr noch eine weitere Person ein, die vielleicht Interesse am Verlauf dieses Tages hatte.


Lieber Lucius,

müde, durcheinander, aber unendlich glücklich darf ich dir schreiben, dass heute alles gutgegangen ist. Meine Eltern haben ihr Gedächtnis anscheinend restlos zurückerhalten und wir haben den ganzen Tag geredet. Natürlich gefällt ihnen der Gedanke nicht, dass ihre Tochter ihnen einfach so das Gedächtnis gelöscht und sie nach Australien geschickt hat, aber sie haben mir verziehen und lieben mich immer noch. Ich werde mindestens eine weitere Woche in Australien bleiben. Aber ich wollte mich bereits jetzt für deine Hilfe und Unterstützung bedanken. Das weiß ich wirklich zu schätzen und ich bin froh, dass wir uns vor einigen Monaten in dieser Bar begegnet sind.  Danke für alles!

Ich hoffe, es geht dir gut und du hast noch eine gute Woche.

Deine Hermine


Natürlich würden diese Briefe länger als sonst brauchen - Eulen waren bei so einer Strecke keine Option - und sie spürte eine neue Ungeduld in sich aufsteigen. Waren ihre Worte angemessen? War sie zu aufdringlich? Natürlich nicht, der Brief an Lucius war harmlos und beinhaltete nichts als ein paar freundliche Worte.

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