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Es war weit nach Mitternacht, als Hermine endlich in ihr Bett fiel. Viel zu früh klingelte ihr Wecker und scheuchte sie auf die Beine. Sie war derartig zerschlagen, dass sie sogar kurz überlegte, sich einfach krankzumelden. Fast die ganze Nacht war sie wachgelegen und hatte partout keinen Schlaf finden können. Sie war normalerweise nicht der Typ für so ein Gefühlschaos und das ärgerte sie am meisten. Das war auch der Grund, warum sie sich ins Ministerium schleppte und so viel Kaffee orderte, wie sie ohne einen Herzinfarkt zu riskieren, trinken konnte. Sie brauchte Ablenkung. Es hatte Vorteile, wenn man den Arbeitsplatz mit seinen besten Freunden teilte, denn Punkt zwölf Uhr mittags steckte Ron seinen Kopf zur Tür rein.

„Hey, Mine. Es ist Fütterungszeit, kommst du? Wir wollten zu diesem einen neuen Sandwichladen. Der soll richtig gut sein! Oder soll ich dir was mitbringen?"

„Nein danke, Ron. Das letzte Mal, als du mir Essen mitgebracht hast, hat es zwei Wochen später auf meinem Schreibtisch den Macarena getanzt. Ich komme in einer Minute!"

„Ja, das hab ich nicht ganz durchdacht... Sorry dafür nochmal. Bis gleich!", entschuldigte sich Ron bereits zum zehnten Mal und verschwand mit einem Schulterzucken.

Hermine hatte nicht beabsichtigt, so harsch zu sein, aber sie war vollkommen übermüdet, gestresst und hatte vom Kaffee Herzrasen. Das Mittagessen würde ihr guttun. Eine halbe Stunde später saßen sie wieder alle in Hermines Büro, dieses Mal jedoch mit Sandwiches bewaffnet.

„Warum bin ich schon wieder in meinem Büro? Ich dachte, man macht Pause, damit man ein bisschen... na ja, Pause machen kann."

Hermine konnte ihre schlechte Laune noch immer nicht ganz unterdrücken. Die beiden Jungs hatten sie, kaum dass das Essen auch nur in Sicht gewesen war, wieder in den kleinen, mit Akten vollgestopften Raum geschleift.

„Hier können wir wenigstens ungestört reden, ohne dass Janine es sofort wieder gefühlt ans schwarze Brett hängt", meinte Ron nur kauend und schien sich mehr auf sein Steaksandwich zu konzentrieren, als auf alles andere. Tatsächlich gab es hier nicht einmal eine Janine, zumindest nicht mehr. Sie war bereits seit Jahren ein geflügeltes Wort für die Tratschsucht mancher Kollegen geworden und tat damit vermutlich den Janines dieser Welt Unrecht.

„Was ist denn ach so geheim, dass die anderen nicht einmal in der Nähe sein dürfen?", hakte Hermine nach und hasste es, dass sie den beiden mal wieder alles aus der Nase ziehen musste.

„Na ja, wie gehts dir denn so, Hermine?", wollte jetzt Harry besorgt wissen und ignorierte sein Sandwich komplett. „Gut?", wehrte sie nur ab und machte sich jetzt über ihr eigenes Essen her. Sollte Harry doch verhungern.

„Nichts für ungut, Hermine, aber du schaust aus, als hätte dich ein Hippogreif als Sitzkissen verwendet. Ist alles in Ordnung?"

Ron war charmant wie immer. ‚Wie konnte es nur sein, dass ihre Beziehung nicht funktioniert hatte?', fragte sich Hermine zynisch und überlegte, wie viel sie wohl verraten konnte. Vielleicht bekam sie jetzt jedoch die Gelegenheit, zu sehen, wie die beiden von ihren Stühlen fielen. Sie beschloss, das Risiko einzugehen. Und mit irgendjemandem musste sie einfach reden. Jetzt war nur die Frage, wie sie den großen Schocker in Szene setzen sollte, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen.

Hermine entschied sich für den direkten Weg - einfach, aber hoffentlich wirkungsvoll:

„Lucius hat mich gestern Nacht auf die Stirn geküsst und jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll."

Rons Sandwich wäre beinahe auf den Boden gefallen, wenn Hermine es nicht mit einem schnellen Zauber gerettet hätte.

Beide Jungs saßen mit aufgerissenen Mündern vor ihr und Harry holte zwar immer wieder Luft, aber er sagte dann doch nichts.

Happy HourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt