Seit einer halben Stunde stand Lucius nun in seinem Weinkeller und überlegte, ob er überhaupt einen Wein mitbringen sollte. Die Höflichkeit gebot diese Geste eigentlich, aber gleichzeitig würde es wieder dieses leidige Thema aufwerfen, das er für gewöhnlich akribisch vermied. Immerhin hatte er eine ungefähre Ahnung, was es zu essen gab. Ein französischer Chardonnay würde gut zu Lachs passen. Seine eigene Unschlüssigkeit trieb Lucius fast in den Wahnsinn und er erkannte sich selbst kaum wieder. Entnervt entschied er sich für den Wein und beschloss, diesen Abend wie einen gewöhnlichen gesellschaftlichen Anlass zu behandeln.
Punkt sechs Uhr abends apparierte er in Hermines Wohnzimmer, das bereits köstlich duftete. Der Esstisch war schon gedeckt und sogar kunstvoll dekoriert. Die Hexe hatte sich wirklich Mühe gegeben, aber von ihr fehlte jede Spur.
„Ich bin gleich so weit!", ertönte es da aus der Küche und Lucius konnte das Klirren von Geschirr hören. Dann ein ungehaltenes Fluchen.
Er folgte dem Lärm und fand Hermine zwischen den Scherben eines ehemaligen Tellers stehen. Kurz starrte sie das Chaos resigniert an, als machte sie das Porzellan persönlich für ihr Unglück verantwortlich. Lucius wollte ihr schon zur Hand gehen, als sie schließlich ihren Zauberstab zog und die Spuren ihrer Ungeschicklichkeit mit einer kleinen Handbewegung beseitigte. Der Teller war leider jenseits jeglicher Reparatur.
„Guten Abend, Lucius. Es tut mir leid, dass du das sehen und vor allem hören musstest", begrüßte sie ihren Gast schließlich und lächelte ihm kurz zu. Er konnte gar nicht anders, als es zu erwidern. „Guten Abend. Mach dir keine Gedanken. Darf ich anmerken, dass es bereits absolut köstlich duftet? Mach dir also nicht allzu große Sorgen." Er kannte Hermine inzwischen gut genug und wusste, dass sie eine absolute Perfektionistin war, die selbst immer die höchsten Ansprüche an sich stellte. „Danke, aber warte mit dem Lob lieber, bis du davon gekostet hast", schnaubte Hermine noch immer etwas entnervt und widmete sich kurz dem Lachs, der sich abgesehen von seinem Ableben bester Gesundheit erfreute. Der erste Gang, wie Lucius vermutete, wartete bereits liebevoll angerichtet in kleinen Schälchen und er war gespannt, was ihn erwartete.
„Wie wäre es, wenn wir uns schon einmal hinsetzen und mit der Vorspeise beginnen?", schlug Hermine etwas außer Atem vor und brachte das Essen ins Wohnzimmer.
Dem konnte Lucius definitiv nicht widersprechen. Nachdem seine Gastgeberin die Schälchen abgestellt hatte, zog er einen Stuhl zurück und ließ sie Platz nehmen.
„Ich habe mich für eines meiner Lieblingsvorspeisen entschieden. Orecchiette-Salat mit Erdbeeren, Mozzarella und Basilikum", erklärte Hermine und klang etwas nervös. Unbegründeterweise, denn der Salat sah fantastisch aus. Die roten Erdbeeren und das grüne Basilikum verliehen dem ersten Gang Farbe und Abwechslung. Er freute sich aufrichtig darauf. „Ich bedanke mich, Hermine. Es sieht köstlich aus. Bon appétit."
„Bon appétit", wünschte auch Hermine und gemeinsam begannen sie, zu essen. Es schmeckte tatsächlich genauso vorzüglich, wie es aussah. Einzig die Atmosphäre war etwas gezwungen. Sie beide schwiegen, aßen und suchten nach einem Gesprächsthema. Immer wieder warf ihm Hermine besorgte Blicke zu, als hätte sie Angst, dass es ihm nicht schmecken könnte. „Der Salat ist hervorragend!", versuchte Lucius, sie ein wenig zu beruhigen. „Danke!" Hermine errötete leicht, aber schien sich ein wenig zu entspannen.
„Wie steht es eigentlich mit den Geschäften?", startete sie dann einen zaghaften Versuch, ein richtiges Gespräch zu beginnen.
Lucius konnte es kaum glauben - waren sie wirklich wieder an diesem Punkt angelangt? „Ich musste heute leider meinen Sekretär entlassen und in der Themse versenken. Er wusste einfach zu viel", erwiderte er daraufhin trocken und labte sich an Hermines geschocktem Gesichtsausdruck.

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Happy Hour
أدب الهواةLucius Malfoy möchte eigentlich nur seinen Drink genießen und Hermine will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Es ist also keine Überraschung, dass so eine Begegnung die Happy Hour dezent stören könnte. _____________________________________________...