Die nächsten Tage hörte Lucius nur sporadisch von Hermine. Sie hielt ihn mit knappen Briefen auf dem Laufenden, was bereits mehr war, als er erwartet hatte. Immerhin kam die Angelegenheit mit ihren Eltern jetzt rasant in Bewegung und er schätzte es, dass sie ihn nicht völlig vergaß. Zudem war er selbst ein wenig okkupiert.
Draco war für wenige Wochen im Lande und residierte währenddessen im Manor. Natürlich freute sich Lucius, dass sein Sohn wieder einmal im Haus war, doch gleichzeitig schwebte ein gewisses Gespräch wie ein Damoklesschwert über ihm.
An dem darauffolgenden Freitagabend zog er sich daher in seine Bibliothek zurück, um etwas Ruhe zu finden. Draco besuchte gerade Freunde, weshalb er seine Pflichten als Vater und Gastgeber nicht verletzen würde, wenn er sich ganz unsozial verschanzte.
Doch das war ihm wieder einmal nicht vergönnt. Lucius ließ beinahe sein Buch fallen, als Draco einfach so und ohne anzuklopfen in die Bibliothek polterte.
"Ist etwas passiert? Ich dachte, du wärst bei Freunden!", wollte er sofort alarmiert wissen. Er neigte wirklich dazu, von dem Schlimmsten auszugehen. Doch sein Sohn lachte nur und setzte sich in den Sessel, der Lucius gegenüberstand.
"Nein, keine Sorge, Vater. Aber das Treffen war langweilig und ich habe mich davongeschlichen."
"Draco! Das gehört sich nicht!" Lucius konnte sich den leichten Tadel nicht verkneifen. Dennoch war er erleichtert, dass anscheinend alles in Ordnung war.
"Machst du Witze? Blaise hat sich nach einer halben Stunde mit der Ausrede verabschiedet, dass seine Tochter krank ist. Der Mann könnte sich nicht einmal um einen Flubberwurm kümmern, geschweige denn um ein Kind. Mieseste Lüge aller Zeiten!", schimpfte sein Sohn vor sich hin, während er sich ein Glas Whiskey einschenkte.
Aber der Junge hatte recht. Zabini hatte definitiv seine Vorzüge - Verantwortungsbewusstsein gehörte ganz sicher nicht dazu.
"Er hat einmal einen Kaktus innerhalb eines Monats verenden lassen", erinnerte sich Lucius vage und schüttelte den Kopf. "Wie kann man einen Kaktus in nur vier Wochen zugrunde richten? Allein schon der Gedanke, Blaise könnte ein echtes Kind haben, erschreckt mich mehr als unsere Ahnengalerie im zweiten Stock."
Draco verschluckte sich beinahe an seinem Drink und lachte laut auf. Sie beide mieden diesen Teil des Manors akribisch und Lucius hatte es sogar in Betracht gezogen, ihn zu verriegeln. Die Porträts dort beherbergten ein paar der unangenehmsten Gestalten des Malfoy-Stammbaums, inklusive seines eigenen Vaters. Dennoch brachte er es nicht übers Herz, sie zu entfernen - es fühlte sich falsch an und brach mit zu vielen Traditionen.
"Sag mal Vater, was hast du eigentlich dem Tagespropheten angetan, dass er eine derartige Vendetta gegen dich führt?", riss Draco ihn aus seinen Gedanken.
Lucius stöhnte genervt auf und schenkte sich nun ebenfalls ein Glas ein. Eigentlich hatte er dieses Thema vermeiden wollen, in der Hoffnung, dass der Medienrummel an seinem Sohn vorbeigezogen war. Aber natürlich war es das nicht.
"Ich hatte eigentlich gehofft, dass du in den Staaten von dem ganzen Chaos einigermaßen verschont wurdest. Hat dich der Tagesprophet in irgendeiner Weise behelligt?"
"Was denkst du denn, Vater?", schnaubte sein Sohn verächtlich und seine Miene verfinsterte sich.
"Ich bin dein Sohn, Malfoyerbe und ein bekannter Todesser. Natürlich sitzt man mir im Nacken, seitdem ich auch nur einen Fuß auf englischen Boden gesetzt habe. Ich hatte wirklich gehofft, dass der ganze Mist langsam vorbei ist."
Altbekannte Schuldgefühle verpassten Lucius einen Tritt. Fieberhaft überlegte er, wie er wenigstens seinen Sohn aus der Schusslinie befördern könnte.

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Happy Hour
FanfictionLucius Malfoy möchte eigentlich nur seinen Drink genießen und Hermine will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Es ist also keine Überraschung, dass so eine Begegnung die Happy Hour dezent stören könnte. _____________________________________________...