Wenn vor zehn Jahren jemand die Dreistigkeit besessen hätte, Lucius Malfoy zu prophezeien, dass er sich um das Wohlergehen zweier Muggel sorgen würde... nun ja, diese Person hätte kein sehr angenehmes Ende gefunden. Aber nun saß er hier und empfand Erleichterung, als er Hermines Worte las. Diesen zufolge waren ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt und die Grangers erfreuten sich nicht nur bester Gesundheit, sondern hatten ihrer Tochter zudem verziehen.
Dennoch verspürte er einen Hauch von Bedauern, für das er sich ein wenig schämte. Es war eine niedere Empfindung, die ihm nicht zustand. Aber nun, da Hermine ihre Eltern zurückerlangt hatte, benötigte sie weder seine Bibliothek, noch seine weitere Unterstützung. Ein schmerzhafter Gedanke, wie er sich selbst zugestand.
Genau in diesem Augenblick klopfte eine weiße Eule an seinem Fenster an. Das Tier war ihm gänzlich unbekannt und es war mit einer zusammengerollten Zeitung versehen. Er ließ den zugegebenermaßen auffallend schönen Vogel in sein Arbeitszimmer und entlohnte ihn mit einem Eulenkeks. Dankbar schuhute die Eule, ließ ihre Lieferung fallen und verschwand wieder durch das Fenster.
Lucius rollte das Papier auseinander und ihm sprang eine Schlagzeile des Tagespropheten förmlich entgegen. Er selbst hatte dieses Schmierblatt schon vor langer Zeit abbestellt und dieser sonderbaren Post lag nichts bei, was einen Hinweis auf den Absender lieferte. Natürlich untersuchte er die Zeitung sofort auf etwaige Flüche, aber sie schien harmlos zu sein.
Dann erst fiel ihm der Inhalt der Schlagzeile auf. Wieder einmal bestand gesteigertes öffentliches Interesse an Hermine und ihrem Aufenthalt. Ganz England war nun gnädigerweise darüber informiert, dass sich die Hexe in Australien aufhielt, um das Gedächtnis ihrer Elter wiederherzustellen. Lucius kam nicht umhin, die investigative Arbeit des Tagespropheten zu bewundern - wie hatten diese Aasgeier es geschafft, an derart private Informationen zu gelangen?
Natürlich, Hermine galt als Kriegsheldin und auch ihre jetzige Arbeit als Aurorin machte sie zu einer Person öffentlichen Interesses. Dennoch erschien ihm dieses Maß an Aufmerksamkeit, das vonseiten des Tagespropheten auf ihr ruhte, verdächtig. Für gewöhnlich genoss Lucius es, wenn er recht hatte - in diesem Fall bedeutete es allerdings, dass noch mehr Arbeit auf ihn wartete.
Eine kurze Korrespondenz mit den richtigen Leuten bestätigte ihn. Er hatte die Personalliste des Tagespropheten zuvor nur oberflächlich durchleuchtet und es hatte keine Auffälligkeiten gegeben. Bei genauerer Betrachtung jedoch offenbarte sich eine bekannte Person - beziehungsweise deren Sohn. Anscheinend hatte der Junge geheiratet und den Namen seiner Frau angenommen. Das erklärte zumindest, warum er ihm nicht schon vor Wochen aufgefallen war. Er war mit der Familie Clandine nicht gerade im Guten auseinandergegangen. Eine unschöne Angelegenheit. Aber es war bestimmt kein Zufall, dass die Presse jetzt noch mit einer derartigen Hartnäckigkeit, die fast schon an Besessenheit grenzte, von ihm berichtete. Nein, eine Vendetta gegen ihn gestartet hatte, unter der Draco ebenfalls zu leiden hatte. Das alles erklärte auch das gesteigerte Interesse an Hermine.
Dummer Junge.
Lucius war nicht mit vielen charakterlichen Vorzügen gesegnet, da machte er sich keine Illusionen. Er war kein guter Mensch. Aber der Schutz derer, die ihm wichtig waren, zählte schon immer zu seinen Prioritäten. Lange Zeit hatte es sich hierbei nur um Narzissa und Draco gehandelt, doch irgendwie hatte sich auch Hermine in diesen kleinen Kreis geschlichen.
Lucius informierte seinen Sekretär, dass er doch bitte all seine Termine auf morgen verschieben möge und widmete sich seiner neuen Agenda. Es dauerte nur ein paar Stunden, da hatte er schon alle nötigen Informationen, um in Aktion zu treten.
Es brauchte nur ein paar wenige Briefe und er würde bald wieder unbehelligt vor die Tür gehen können.
In freudiger Erwartung dessen nahm er sich den Nachmittag frei und beschloss, seine Bibliothek zu erweitern.

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Happy Hour
FanfictionLucius Malfoy möchte eigentlich nur seinen Drink genießen und Hermine will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Es ist also keine Überraschung, dass so eine Begegnung die Happy Hour dezent stören könnte. _____________________________________________...