Lucius' Finger strichen immer wieder ungeduldig über das Blatt Pergament, das vor ihm lag. Er war unschlüssig über seine weitere Vorgehensweise und dieser Zustand gefiel ihm nicht im Geringsten. Es waren noch nicht einmal zwölf Stunden nach dem letzten Gespräch mit Hermine vergangen und doch fraß ihn die Ungeduld beinahe auf. Er quälte sich durch seine Arbeit und nicht einmal eine ausgedehnte Mittagspause konnte seine nicht vorhandene Konzentration retten. Zwei Stunden später schmiss er schließlich frustriert das Handtuch und machte sich auf den Heimweg - im besten Falle war er hier lediglich eine Platzverschwendung.
Doch im Manor angekommen sah er sich mit derselben Problematik konfrontiert. Nur mit den Hauselfen als Gesellschaft hielt er es dort auch schon bald nicht mehr aus und seine Wohnung war erst recht keine Option. Alles dort erinnerte ihn an den gestrigen Abend. Da fiel ihm ein Brief in die Hände, der ein Mahnmal für eine weitere Verpflichtung darstellte. Sie war ihm lästig und am liebsten hätte er sie einfach ignoriert, jedoch war sie nicht nur eine Notwendigkeit, sondern würde ihm vielleicht auch noch die ersehnte Ablenkung verschaffen. Hohes Risiko und hoher Profit im Falle eines Gelingens. Er würde Hermine bei ihrem nächsten Treffen auf alle Fälle etwas zu erzählen haben, so viel stand fest.
Zwei Tage später hatte Lucius allen Grund, glücklich und zufrieden zu sein, doch er war es nicht. Noch immer hatte er nicht die richtigen Worte für einen Brief an Hermine gefunden. Außerdem wollte er sie nicht bedrängen. Sie war eine Frau, die ihren Freiraum schätzte. Außerdem hatte sich ihr fassungsloses, fast schon schockiertes Gesicht geradezu in sein Gedächtnis gebrannt. Inzwischen bereute er seine Geste der Zuneigung zutiefst und fürchtete, dass er dieser für ihn so wertvollen Freundschaft Schaden zugefügt hatte. Lucius beschloss, zunächst strategisch vorzugehen und ihr ein Buch zu schicken. Während ihrer Abwesenheit war eine vielversprechende Neuauflage erschienen, die sie sicherlich interessierte.
Es war bereits früher Abend, als er beschloss, sich in seine Wohnung zurückzuziehen und hoffentlich etwas Entspannung zu finden. Dass er dort für Hermine leichter erreichbar war, als im Manor, war ein angenehmer Nebeneffekt. Kurze Zeit später war hielt er zwar ein Buch in seinen Händen, doch er nahm kaum wahr, was er da gerade las. So ungern er es zugab: Er wartete eigentlich auf Hermines Reaktion und als er endlich hörte, wie jemand durch seinen Kamin kam, musste er sich beherrschen, nicht erleichtert aufzuseufzen. Seine normale Reaktion war eigentlich immer der Griff zu seinem Zauberstab gewesen, doch diese Zeiten waren scheinbar vorbei. Hustend und ein wenig strauchelnd tauchte die lockenköpfige Hexe schließlich in seiner Zweitbibliothek auf und klopfte sich entnervt den Ruß von den Klamotten.
„Guten Abend, Hermine! Was verschafft mir die unerwartete Freude?", gelang es ihm, sie mit gleichmütiger Stimme zu begrüßen. „Guten Abend, Lucius. Eigentlich wollte ich mich nur kurz für das Buch bedanken und... na ja. Danke! Ich habe mich sehr gefreut."
Etwas peinlich berührt stand sie jetzt vor ihm und entfernte etwas nichtvorhandenen Ruß von ihrer Hose. Selbst in ihrer Verlegenheit war sie absolut bezaubernd. „Das freut mich sehr. Darf ich dir etwas anbieten? Tee? Wein? Ob du es glaubst oder nicht, ich habe sogar Kekse hier", bot er ihr an, in der Hoffnung, dass sich die Stimmung etwas lockerte.
Hermine sah ihn etwas skeptisch an.
„Kekse?", echote sie. „Ich hätte dich nicht für das Krümelmonster gehalten."
Lucius hatte keine Ahnung, wer oder was das Krümelmonster war, doch der Vergleich schien Hermine bis ins Unendliche zu amüsieren. Sie kicherte unkontrolliert und immer, wenn sie ihn ansah, schüttelte sie wieder lachend den Kopf. „Bitte verzeih mir. Bei Gelegenheit werde ich es dir einmal erklären. Aber ich würde mich tatsächlich über Tee und Kekse freuen."

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Happy Hour
FanfictionLucius Malfoy möchte eigentlich nur seinen Drink genießen und Hermine will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Es ist also keine Überraschung, dass so eine Begegnung die Happy Hour dezent stören könnte. _____________________________________________...