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Die nächsten Tage verliefen angenehm ereignislos. Er hörte weder von Miss Granger noch von ihren Freunden auch nur das geringste Lebenszeichen und das konnte ihm recht sein. Diesen unangenehmen Abend begrub irgendwo in den hintersten Winkeln seines Kopfes und konnte ganz gut damit leben, den Zwischenfall zur Gänze zu vergessen. Daher war er umso erfreuter, als ihm eine Eule die Nachricht überbrachte, dass seine jüngste Bestellung endlich angekommen war und zur Abholung bereitstand. Wilton hatte das erfreuliche Talent, nahezu jedes Buch aufzuspüren, egal wie selten es war. Diese Dienste nahm Lucius regelmäßig in Anspruch um seine Bibliothek aufzustocken und sich von Langeweile oder wütenden Hexen abzulenken. Für seine Verhältnisse gut gelaunt beendete er seine Arbeit für den Tag und machte er sich auf den Weg in die Nokturngasse, um die Ware zu inspizieren.

Die ersehnte Ablenkung blieb ihm allerdings verwehrt. Kaum hatte er den Laden betreten, konnte er schon eine eindringliche Frauenstimme vernehmen, die ihm nur allzu bekannt vorkam.  

"Wilton, ich bitte Sie! Es muss doch einen Weg geben, dieses Buch zu beschaffen! Es ist wirklich wichtig für mich."

Doch der Ladenbesitzer zuckte nur entschuldigend mit den Schultern und erkläre die Sachlage anscheinend schon zum wiederholten Male:

"Miss Granger, es tut mir aufrichtig leid, aber ich kann Ihnen hier wirklich nicht helfen! Sämtliche existierende Exemplare befinden sich in Privatbesitz und niemand ist gewillt, es zu veräußern."

"Können Sie mir vielleicht eine Liste geben? Vielleicht kann ich ja mit den Besitzern reden und Ihnen die Situation erklären. Ich will es ja nicht einmal behalten, sondern es nur ausleihen."

Wilton warf Lucius einen kurzen fragenden Blick zu, doch bekam nur ein Kopfschütteln als Antwort. Anscheinend befand sich besagtes Buch in seinem Besitz, doch er war nicht gewillt, in aller Öffentlichkeit den Wohltäter zu spielen. Dies wurde von Wilton auch sofort akzeptiert und er vermittelte die schlechte Nachricht möglichst schonend:

"Ich bedauere es sehr, aber ich kann diese vertraulichen Daten nicht an Sie weitergeben, Miss Granger.  Diskretion ist eines meiner wertvollsten Ressourcen. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich weiterhin nach Ihrem Buch suchen und mein Bestmögliches geben werde."

Es schien Wilton aufrichtig leidzutun - er hatte schon immer ein zu weiches Herz gehabt.

"Ich verstehe. Trotzdem danke für Ihre Mühen, Wilton."

Was für ein ungewohnter Anblick. Hermine Granger gab sich einfach so geschlagen? Das kaufte ihr Lucius keine Sekunde ab.

Noch immer hatte sie ihn nicht bemerkt und das wollte er so beibehalten. Sich hinter einem dunklen Regal in den Schatten zu verstecken war vielleicht eines Malfoys unwürdig, aber er versprach sich ein paar interessante Erkenntnisse davon.

Granger hatte sich währenddessen allen Anschein nach wieder gefangen und schien ihr Interessensgebiet verlagert zu haben:

"Wilton, haben Sie nicht einmal erwähnt, dass Sie über einen Originaldruck von "Magische Moose" verfügen? Ein Freund von mir hat gesondertes Interesse an der Thematik und wäre über solch ein Geschenk mehr als begeistert."

"Aber natürlich, Miss Granger. Hier ist es auch schon."

"Danke Wilton. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich noch etwas umsehe?"

"Natürlich nicht, Miss Granger. Ich habe ein paar wundervolle Raritäten, die erst heute morgen eingetroffen sind. Ich bin überzeugt, dass Sie daran Ihre Freude haben könnten."

Daraufhin widmete sich Miss Granger einem Regal unweit von ihm und schien in ein älteres Buch mit einem Schnatz auf dem Einband versunken zu sein. Seit wann faszinierte Quidditch die junge Dame so sehr? Sein bisheriger Eindruck war eigentlich ein anderer gewesen.

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