Die Entscheidung, wo sie sich treffen wollten, war noch eine kleine Hürde, die es in sich hatte. Schnell war klar, dass die Öffentlichkeit keine Option mehr war - also blieb nur noch eine ihrer beiden Wohnungen zur Auswahl. Das Manor stand immer noch außer Frage und Lucius wagte es nicht einmal, diesen Vorschlag aufzubringen. Nach einem weiteren Briefwechsel, den man bestenfalls als unsicher und etwas missglückt bezeichnen konnte, hatte man sich auf seine Wohnung geeinigt. Die Vorbereitungen hatte er Minty überlassen, einzig der Stapel an Büchern auf seinem Wohnzimmertisch war sein Werk. Das und die Entfernung einer Zimmerpflanze, mit der Hermine verständlicherweise nicht noch einmal zusammenstoßen wollte.
Nun stand er bereits seit fünf Minuten und damit hoffnungslos zu früh etwas verloren in seinem Wohnzimmer und wusste nicht so recht, was er mit sich anfangen sollte. Noch einmal nahm er die Flasche Wein, die ebenfalls bereitstand und reiste damit zurück in seinen Weinkeller. Lucius entschied sich ein weiteres Mal für eine neue Flasche. Seine Wahl fiel auf einen süßen Weißwein aus Südfrankreich, den er gerne an warmen Sommertagen trank. Zwar war es immer noch kalt, nass und windig draußen, aber das war nur ein weiterer Grund, ein wenig Sommer in sein Zuhause zu holen. Es war ihm wichtig, dass sich Hermine bei ihrem Besuch wohlfühlte. Ihre kleine, verspätete Teestunde war zwar mehr als angenehm gewesen, doch sie löschte nicht die Erinnerungen an dunklere Zeiten aus. Etwas, das jenseits des Möglichen war, das wusste er. Aber dennoch verspürte er den Drang, schönere Erinnerungen zu erschaffen.
Dies musste auch die Erklärung für seine Unruhe sein - anders war sein albernes Verhalten nicht zu erklären - und Lucius beschloss, sich zusammenzureißen.
Wieder in seinem Wohnzimmer angekommen, tauschte er nur noch rasch die Gläser aus, ehe er auch schon hören konnte, wie jemand seinen Kamin betrat. Das Reisen mit dem Flohnetzwerk war keine sonderlich graziöse Angelegenheit, aber er musste Hermine zugestehen, dass sie das Beste aus der Situation machte. Mit federndem Schritt landete sie auf seinem Teppich, hustete kurz und beseitigte dann mit einem kleinen Wink ihres Zauberstabes sämtlichen Ruß, der sie begleitet hatte.
"Guten Abend, Hermine. Ich hoffe, du bist ohne Probleme hier angekommen", begrüßte er seinen Gast und musterte interessiert ihre Aufmachung. Ein eleganter, schwarzer Pullover, dunkle Hosen und Absatzschuhe. Die perfekte Garderobe für einen uneindeutigen Anlass. Er selbst hatte es ähnlich gehalten.
"Guten Abend, Lucius. Danke der Nachfrage, ich hatte keinerlei Schwierigkeiten. Auch, wenn es ein wenig ungewohnt ist den Schritt mit der Entführung zu überspringen und einfach das Flohnetzwerk zu benutzen", neckte sie ihn, lächelte aber schelmisch und nahm damit ihren Worten sämtliche Schärfe. Es war unmöglich, dieses Lächeln nicht zu erwidern.
Schweigend beobachtete er Hermine, wie sie sich interessiert umsah. Dann fiel ihr etwas auf:
"Ich sehe, du hast die Pflanze umgestellt. Hat sie versehentlich Draco gefressen oder hat sie nur wegen mir Wohnzimmerverbot?"
"Draco, Narzissa und zwei Hauselfen. Unfälle passieren, Hermine", antwortete er nur trocken und führte sie zu den beiden Sesseln, in denen sie schon zuvor Platz genommen hatten.
Er griff nach der Flasche Wein und zeigte sie seinem Gast.
"Ich habe mir erlaubt, eine Vorauswahl zu treffen. Ich hoffe, er entspricht deinem Geschmack - wenn nicht, wird Minty uns sofort eine andere Flasche bringen."
"Nicht doch. Ich bin mir sicher, er ist wunderbar", lehnte Hermine hastig ab. "Zugegeben, ich bin nicht die größte Weinexpertin. Aber ich mag Weißwein."
Das würde genügen, beschloss Lucius und schenkte ihnen beiden ein Glas ein.
"Hattest du eine angenehme Woche?", fragte sie und füllte damit die Stille.
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Happy Hour
FanfictionLucius Malfoy möchte eigentlich nur seinen Drink genießen und Hermine will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Es ist also keine Überraschung, dass so eine Begegnung die Happy Hour dezent stören könnte. _____________________________________________...