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Am nächsten Abend stand Hermine in ihrem Wohnzimmer und bereute es zutiefst, dass sie Ginny schon vor zehn Minuten fortgeschickt hatte. Es war fünf vor acht und sie war so nervös wie damals vor den Prüfungen in der ersten Klasse. Doch egal wie oft sich Hermine einredete, dass sie doch einfach nur mit Lucius zu Abend aß - ihre Unruhe wollte sich einfach nicht legen. Mit einem schwarzen Cocktailkleid würde sie nichts falsch machen, egal wohin er sie auch ausführte und in ihrer Handtasche hatte Hermine alles, was sie brauchte. Das hatte sie bereits dreimal überprüft.

Punkt acht Uhr apparierte endlich Lucius in ihr Wohnzimmer und begrüßte sie mit einem Lächeln auf den Lippen:

„Guten Abend, Hermine. Ich muss sagen, du siehst wundervoll aus. Schwarz steht dir!"

Er zwinkerte ihr sogar noch zu. Kein Wunder, dass er ihr schwarzes Kleid mochte, trug Lucius doch selbst fast ausschließlich schwarz.

„Danke! Du siehst auch gut aus!", erwiderte Hermine das Kompliment und das völlig zu Recht. Es war noch immer ungewohnt, ihn in einem Muggelanzug zu sehen, doch bei Merlin, stand er dem Zauberer gut. „Wollen wir?"

Hermine hakte sich nur zu gerne bei ihm unter und prompt wurde sie aus ihrer Wohnung direkt auf einen Waldweg befördert. Neugierig sah sich Hermine um, doch sie hatte keine Ahnung, wo sie war. Sie befanden sich auf alle Fälle nicht mehr in London.

„Wo sind wir?", fragte sie zwar nicht misstrauisch, aber dennoch nicht weniger neugierig.

„Darf ich dir das Mirazur vorstellen? Es handelt sich um..."

„Das Mirazur?", unterbrach ihn Hermine und konnte es kaum fassen. Schon immer wollte sie dort essen, vor allem, seitdem es einen Ableger in England eröffnet hatte. Lucius schien aufrichtig überrascht zu sein.

„Du kennst das Restaurant bereits?"

„Aber natürlich kenne ich das Mirazur. Es hat einen hervorragenden Ruf, nur leider habe ich noch nie einen Tisch hier bekommen. Ich will gar nicht wissen, wie du so kurzfristig hier reservieren konntest."

Lucius lachte leise in sich hinein und setzte sich in Bewegung. Bereits ein paar Schritte weiter machte der Weg eine Biegung und das Restaurant offenbarte sich in seiner ganzen Pracht. Es handelte sich um moderne Architektur, doch die klaren Linien blieben stets elegant und fügten sich überraschend gut in die englische Landschaft ein. Hermine blieb kurz stehen und genoss den Moment. Ihr Begleiter gab ihr diese Zeit freundlicherweise und beobachtete sie mit milder Belustigung.

„Es freut mich, dass ich anscheinend die richtige Wahl getroffen habe. Du musst wissen, dass ich hier regelmäßig Gast bin und genieße sowohl das Ambiente als auch die Küche hier aufs Äußerste", erklärte er und kam selbst beinahe ins Schwärmen.

„Ich bin überrascht, dass du Stammgast in einem Muggelrestaurant bist, Lucius. Aber es ist eine schöne Überraschung", meinte Hermine gut gelaunt, als sie Arm in Arm mit Lucius das Restaurant betrat. „Ich bin vor allem ein Freund des guten Geschmacks. Etwas, das hier definitiv gegeben ist. Außerdem ist die Lage meiner Privatsphäre mehr als förderlich, ebenso die restliche Klientel. Fast jeder, der hierherkommt, möchte seine Ruhe haben und einfach nur sein Essen genießen. Auch manche Geschäftstermine werden hier abgehalten. Auf alle Fälle hat der Inhaber gesondertes Interesse daran, die Privatsphäre seiner Gäste zu schützen. Die Chancen stehen daher gut, dass wir uns morgen nicht in der Tageszeitung wiederfinden werden."

Natürlich! Das leuchtete Hermine ein und fasziniert beobachtete sie, wie Lucius fast schon wie ein alter Freund von der Empfangsdame des Mirazur begrüßt und zu einem Tisch geführt wurde.

Die nächsten fünfzehn Minuten konzentrierte sie sich völlig darauf, sich nicht zu blamieren. Natürlich hatte sie gute Umgangsformen, jedoch lag ihr viel daran, vor Lucius eine gute Figur zu machen. Sie war kein kleines Kind, das noch nie in einem feinen Restaurant gewesen war. Zu ihrer Freude sagte Hermine das heutige Menü mehr als zu und sie freute sich aufrichtig darauf. Jeder Gang war von der Umgebung des Restaurants inspiriert. So ahmte die Vorspeise einen Fluss nach, der hier entsprang und die Hauptspeise war dem hiesigen Wäldchen entlehnt.

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