Sammy hatte nach dem Unterricht zum Glück nicht weiter nach gefragt, als ich ihm sagte, ich wolle nicht darüber reden. Er nahm mich in den Arm und begleitete mich darauf zurück über das Gelände. Ich ging in die Bibliothek um mein Buch weiter zu lesen. Dadurch konnte ich am besten abschalten. Fast keiner war hier, manche waren noch im Speisesaal etwas essen, andere waren auf dem Gelände unterwegs. Irgendwann bemerkte ich blicke auf mir. Ich blickte mich um und sah Aidan mit seinen zwei besten Freunden Noah und Finn. Die drei zusammen waren das, wie ich es nannte, Deppentrio. Sie sahen alle drei zu mir, doch als sich unsere Blick trafen, sank Aidan seinen Kopf und er sah verlegen auf seine Schuhe und dann durch den Raum. Mit gerunzelter Stirn konzentrierte ich mich wieder auf das Geschehen in meinem Buch. Ich war ganz in meiner Welt und kaute gespannt auf meiner Unterlippe herum, da es gerade so spannend war. Jemand räusperte sich und ließ sich dann gegenüber von mir nieder. "Na Kleine, wie geht's dir denn so?" leicht erschrocken sah ich auf. Es gab hier nur einen der mich Kleine nannte und das war nun mal Aidan. "Gut und dir?" fragte ich verwirrt. Keine Ahnung, was er nun schon wieder vor hatte. Er zuckte mit den Schultern und ließ sich auf den Sessel, auf dem er saß zurückfallen. "Ich weiß nicht. Mal so, mal so." antwortete er unbeholfen. Kurz nickte ich als Zeichen, dass ich ihm zuhörte. "Sag mal, was machst du später noch so?" fragte er normal. Ich ließ mein Buch in meinen Schoß fallen und sah ihn kritisch an. "Ich weiß ja nicht was du so Nachts machst, aber ich schlafe da." mein Sarkasmus war zu hören und kurz lachten wir leise. "Okay jetzt wirklich, was hast du noch vor?" er setzte sich auf und stützte sich mit seinen Unterarmen auf seinen Oberschenkeln ab. Gespannt sah er mich an. "Naja wahrscheinlich lesen oder sowas, nichts wichtiges. Wieso?", ich war echt neugierig, worauf er hinaus wollte. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen und ich vernahm ein leuchten in seinen Augen, als würde er sich darüber sehr freuen. Zugegeben, seine Augen hatten wirklich etwas anziehendes an sich. Ebenso seine markanten Gesichtszüge. "Komm um 22:30 Uhr zur Tür des Dachbodens." flüsterte er kaum hörbar, doch ich verstand ihn aufs Wort. Verwirrt musterte ich ihn. Was er wohl nun wieder vor hatte? Dennoch nickte ich. Das war in 1 1/2 Stunden, da hatte ich noch genug Zeit. Kurz spürte ich noch seinen Blick auf mir, dann stand er auf und verließ mit Noah und Finn den Raum.
Nach einer Stunde beschloss ich, auf mein Zimmer zu gehen. Auf dem Weg dorthin klingelte mein Handy. Es war Robin. Was wollte er um diese Uhrzeit von mir?
"Hey." begrüßte ich ihn etwas leiser.
"Hallo Victoria." sagte eine bekannte Stimme. Abrupt blieb ich stehen. Es gab nur eine Person, die mich immer bei meinem richtigen Namen nannte.
"Liebes, ich hab gehört du bist zurzeit gar nicht im Hause. Ich hatte mir gedacht, ich besuche euch mal und sehe da, du bist nicht einmal zu Hause." sagte er. "Was willst du?" bekam er nur von mir zu hören. Er lachte kurz. "Die Frage Liebes, kannst du dir selbst beantworten." antwortete er mir. Wie ich sowas hasste. Schließlich war das jetzt auch keine richtige Antwort. "Ich will vieles Liebes, aber um jeden Punkt auf meiner Checkliste abzuhaken, brauche ich auch dich auf meiner Seite, Liebes." fuhr er fort. "Tja tut mir leid, aber den Punkt wirst du wohl von deiner Liste streichen müssen." sagte ich selbstbewusst. Ob ich es in dem Moment war, wusste ich selbst nicht, dennoch kam es so rüber. "Glaub mir, du wirst freiwillig kommen. Alles mit der Zeit. Liebes ich würde ja gerne noch plaudern, aber ich muss mich noch um Jack kümmern." ehe ich etwas sagen konnte hatte er aufgelegt. Jack. Jack wie Jack Johnson. Er hatte also meinen Dad entführt. Dazu war er, wenn er die Wahrheit sagte, bei mir zu Hause. Immerhin hatte er Robins Handy. Ich hatte Angst. Wie gerne würde ich jetzt mit jemanden über all das hier reden. Kurz atmete ich durch und wählte Steves Nummer. Es dauerte nicht lange und er nahm zum Glück ab.
"Tori? Alles klar bei dir?" seine Stimme hörte sich äußerst besorgt an.
"Naja physisch ja, aber psychisch eher weniger. Aber deswegen rufe ich dich nicht an. Ich weiß wer Dad hat." Still er wartete bis ich weiter reden würde. "Es ist Black Bird." seinen Namen hauchte ich nur, niemand sprach ihn je aus. Zu schlimmes hatte er zu verantworten. Er bekam seinen Namen mit der Zeit. Es wurde schon immer spekuliert, wie er wohl wirklich heißen würde. Wo er auch war fand man immer ein B.B. vor. Er war der Anführer der Night Shadows, der anderen Organisation. Schon seit vielen Jahren war er untergetaucht. Mir war schon die ganze Zeit über bewusst, er würde zurückkehren. Josh hatte mir erzählt, dass er mich damals in seine Gewalt bekommen wollte. Damals war ich noch ein Baby. Er hatte mir auch erzählt, dass er mich Victoria nannte, sowie Liebes. Steve riss mich aus meinen Gedanken. "Okay Tori. Ich denke da wo du bist, bist du vielleicht auch am sichersten. Hier geht alles drunter und drüber. Aber woher hatte er deine Nummer?" man konnte ihm seine Sorge in der Stimme deutlich raushören. "Robin... Steve er ist bei mir zu Hause! Was wenn er ihnen etwas angetan hat. Ich... Ich..." weiter reden konnte ich nicht. Ich brach zusammen und viele Tränen verließen meine Augen. "Hey, Tori wir bekommen das hin okay. Hier wird keinem etwas angetan. Wir werden sie in Sicherheit bringen, versprochen." versuchte er mich zu beruhigen. "Danke Steve." meine Stimme war brüchig. "Tori?"
"Ja?"
"Bitte pass auf dich auf!"
"Werde ich, du bitte auch!" danach legten wir auf. Ich versuchte meine Atmung zu beruhigen. Nun war nicht nur Yaren in Gefahr, ich ebenso. Und meine Familie, einfach alle, die mir wichtig waren.
Ganz neben mir starrte ich durch den dunklen Flur, der sich vor mir erstreckte. Vor nicht einmal einer Woche, war noch alles gut gewesen. In 10 Minuten sollte ich zum Dachboden gehen. Vielleicht würde mir etwas Ablenkung gut tun.Mit einem ausdruckslosem Gesichtsausdruck bewegte ich mich in Richtung Dachboden.
"Aidan?" flüsterte ich leise und sah mich um. Eine Holztreppe führte noch weiter hoch ins dunkle hinein. Etwas Angst hatte ich schon dort alleine hoch zu gehen. "Aidan? Das ist nicht lustig!" Plötzlich hörte ich ein knarren einer Treppenstufe. Mein Herz begann sein Tempo zu erhöhen. "Ich werde jetzt gehen, hab keine Lust auf deine unlustigen Aktionen!" rief ich und betonte unlustig dabei leicht. Ich drehte mich um und wollte mich auf den Weg in mein Bett begeben, als mich jemand packte. Ich wollte auf schreien, doch mir wurde eine Hand vor dem Mund gehalten. Aus Reflex versuchte ich mich zu wehren, was auch ziemlich gut gelang. Die Person ließ mich los und ich drehte mich innerhalb einer halben Sekunde um und war kampfbereit."Alles gut Kleine, komm runter bin ja bloß ich." lachte er leicht. "Lachst du mich gerade aus?!" Ich entspannte mich wieder und sah ihn verstört an. Er versuchte sein Lächeln zu unterdrücken und schüttelte den Kopf. "Ist nicht witzig." sagte ich lustlos und strich mir eine Strähne hinters Ohr. "Was ist los Kleine?" er sah mich besorgt an. Ich sah auf und lächelte. "Wieso was soll denn sein?" stellte ich mich dumm und tat so, als wäre nichts. "Hör auf damit." sagte er und sah mir tief in die Augen. "Was meinst du?" ich runzelte die Stirn. Natürlich war mir bewusst, was er meinte. "Du musst nicht lügen, nicht bei mir." Er sah mich an und ich konnte den wirklichen Aidan sehen. Kurz kam er mir näher, doch ich ging einen Schritt zurück und räusperte mich. "Wie dem auch sei, wieso sollte ich her kommen?" wechselte ich gekonnt das Thema. Aidan fuhr sich kurz durch seine golden aussehenden Haare und sammelte sich wieder. "Vertraust du mir Kleine?" grinste er mich an und streckte seine Hand zu mir aus. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und legte meine Hand in die seine. Gemeinsam gingen wir Hand in Hand die Holztreppe zum Dachboden hinauf. Er öffnete eine Tür und führte mich hinein. Schon wieder sah ich eine Treppe. Skeptisch sah ich ihn an. Oben angekommen sah ich mich um. Aidan kannte den Dachboden anscheinend schon, denn er ging zu einer weiteren Tür.
"Komm her Kleine." mit einer Handbewegung deutete er in seine Richtung. Schon wieder eine Treppe. "Wirst du mir noch etwas anderes als Treppen zeigen?" motzte ich ironisch. "Finds heraus Kleine." er ließ mich mit einem Grinsen auf den Lippen vor gehen. Als ich endlich die letzte Stufe gemeistert hatte, legte Aidan seine Hände auf meine Augen. Ich lächelte und meine Hände fanden ihren Weg zu seinen. Die Wärme seiner Hände lösten eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Wir gingen durch die Tür und ich spürte die frische Nachtluft in meinem Haar. Aidan führte mich weiter auf dem Dach herum. Als wir stehen blieben beugte er sich zu meinem Ohr. Ich konnte seinen warmen Atem spüren und bekam schon wieder eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper.
"Bereit Kleine?" flüsterte er in mein Ohr. Ich nickte und war auf alles gefasst. Er nahm langsam seine Hände weg und direkt spürte ich die fehlende Wärme dort. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und was ich sah, verschlug mir die Sprache. Ich konnte über die gesamte Stadt sehen. Die Lichter tanzten in der Dunkelheit und ließen den Himmel erleuchten. Ich machte große Augen und lachte erstaunt vor Freude auf. "Oh mein Gott, Aidan das ist, wow!" ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir fiel gar nicht auf, dass wir noch unsere Hände noch festhielten. "Woher wusstest du, dass es hier oben so aussieht?" er legte seinen Kopf auf meine Schulter ab und sein warmer Atem traf auf meine Haut. "Ich komme oft zum nachdenken her. Als ich hier noch neuer war, hab ich den Ort durch Zufall gefunden." sagte er und sah schräg zu mir hoch. "Über was denkst du nach?" fragte ich und lehnte meinen Kopf leicht gegen seinen. "Über vieles. Ich brauche manchmal einfach eine Auszeit von dem allem hier." dachte er laut. Hätte nicht gedacht, dass Aidan Moore mal eine Auszeit brauchte. Natürlich behielt ich das für mich, das wäre sonst ziemlich taktlos gewesen.
"Wieso verstellst du dich?" unterbrach ich irgendwann die angenehme Stille zwischen uns. Er löste sich von mir und stellte sich gegenüber von mir hin. Kurz schnaufte er. "Wer sagt denn, dass ich mich verstelle?" stellte er die Gegenfrage. Ich rollte kurz die Augen und ging an ihm vorbei. "Och Kleine, du musst doch jetzt nicht gehen." lachte er leicht. "Wer sagt denn, dass ich gehe?" grinste ich und legte mich auf den Boden um die Sterne zu betrachten.
DU LIEST GERADE
Undercover
FanfictionDie 16 jährige Victoria, Tori hatte noch nie ein normales Leben. Sie lebte nie länger als zwei Jahre in der selben Stadt mit der selben Identität. Sie gehört zu eine Organisation von Agenten. Ihr Dad hat eine hohe Position und ist so gut wie der Lei...