Kapitel 10

214 11 2
                                    

Das alles mit meinem Dad machte mir zu schaffen. Ich entschloss mich noch etwas für mich zu sein und meine Füße führten mich auf das Dach, wo ich auch Gestern mit Aidan war. Er hatte recht, hier oben kann man in Ruhe über alles nachdenken. Wie es meinem Dad wohl gerade ging oder eher gesagt ob er überhaupt noch lebte. Ob Mum, Josh und Robin noch lebten? Nein, sie lebten bestimmt noch. Für Zweifel waren keine Zeit, denn mein Handy klingelte wieder. Ermutigend atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich dann abnahm.
"Hallo?" ich versuchte selbstsicher zu klingen.
"Hallo Victoria." kurz schloss ich meine Augen, dies würde nichts gutes bedeuteten. Mein ganzer Körper spannte sich an. Mein Herz schlug so heftig gegen meine Brust, dass ich schon beinahe Angst hatte, es würde sie durch hämmern.
"Also, ich mach es kurz Kleines. Siehst du unten den schwarzen Van stehen? Ich bin mir sicher, dass er dir bekannt vorkommt." Ich erstarrte. Er wusste, wo ich mich befand. Ich brauchte einen ziemlich guten Plan und zwar schnell.
"Ich will, dass du und deine kleine Prinzessin Freundin einsteigt. Ohne Tricks Kleines. Denn sonst könnte ja vielleicht deiner Geliebten Familie etwas zustoßen und das wollen wir ja nicht." eines musste man ihm lassen, er war immer auf alles vorbereitet.
"Du hast 12 Stunden, wir sehen uns ja dann." erst als das ersehnte Geräusch ertönte, dass er aufgelegt hatte, atmete ich aus. Anscheinend hatte ich die Luft angehalten. Shit, was sollte ich bloß tun?! Ich hatte Angst, auch wenn mir beigebracht wurde, nie welche zu haben. Egal, wie ich mich entscheiden würde, es würde nicht gut für mich ausgehen, das wusste ich.

"Hier bist du!" erschrocken sprang ich auf und wollte schon auf die Person losgehen, doch es drohte keine Gefahr daher hielt ich mich im letzten Moment zurück. "Hey alles gut ich bin's bloß." ich sah nickend auf den Boden. Es war Aidan. "Alles klar? Du siehst aus, als hättest du gerade ein Gespenst gesehen." stellte er fest und kam mir näher. Ich atmete tief ein und schluckte alles runter, was mir diesen Kummer bereitet hatte. "Ja klar, alles bestens, was soll sein?" lächelte ich ihn gefälscht an. Er runzelte die Stirn und zog mich einfach in eine Umarmung. Sein Herz schlug schneller, als normal und seine ausgehende Körperwärme ließ mich geborgen fühlen. Er atmete gleichmäßig ein und aus, was mich beruhigte. Behutsam streichelte er meinen Rücken auf und ab.
"Du kannst es mir sagen, wenn du willst." hauchte er bloß, doch ich verstand ihn. Ich biss mir auf die Lippe um zu verhindern, dass ich schluchzte. "Du kannst mir nicht helfen Aidan." versuchte ich ruhig zu sagen und löste mich aus unsere Umarmung. Schnell wollte ich an ihm vorbei gehen, doch er hielt mich fest. Seine Hand umschloss mein Handgelenk und er drehte mich um.
"Und was wenn ich das kann?" fragte er und ich spürte seinen Blick auf mir. Verwirrt sah ich von unseren Händen auf. "Ich hab dein Telefonat mitgehört." beichtete er mir. Erstarrt stand ich vor ihm und konnte mich nicht rühren. Die erste Regel und wichtigste hatte ich gebrochen. Gefährde niemals unter keinen Umständen deine Deckung. Schnell löste ich mich und brachte etwas Abstand zwischen uns. "Warte, wie meinst du das?" ich musste zuerst herausfinden, was er wusste bevor ich mich noch selbst verrate, falls nicht schon geschehen. "Naja ich weiß so viel, dass dich Black bedroht und dich in der Hand hat." sagte er locker und fuhr sich durch seine blonden Haare. Ich runzelte die Stirn. "Oh Verzeihung, ich bin Thomas Sangster oder auch Aidan Moore." er hielt mir seine Hand hin und lächelte leicht. Kurz zögerte ich, dann schüttelte ich seine Hand. "Nele also..." zögernd sag ich ihn an. Konnte ich ihm vertrauen? "Victoria richtig?" kam er mir zuvor. "Tori." verbesserte ich ihn. Er lächelte und ich schüttelte seine Hand, welche er mir noch immer hin hielt.
"Halt, woher..." ich brach ab um nach Worten zu suchen. "Woher weißt du... Ich meine... Also ich dachte..." ich versuchte passende Worte zu finden, doch nichts davon brachte ich zu Ende. Er schien sich darüber zu amüsieren, denn er versuchte nicht zu schmunzeln. Schließlich verstummte ich und wartete auf eine Erklärung.

"Ich weiß, dass das gerade alles ziemlich schnell passiert Tori, aber du kannst mir vertrauen. Ich bin hier, um dich zu beschützen." skeptisch sah ich ihn an. Ich verschränkte meine Arme und positionierte mich neu. "Ich brauche keinen Beschützer, danke." schnell ging ich an ihm vorbei.
"Gut dann unterstütze ich dich eben, nenn es wie du willst." setzte er erneut an. Meine Schritte wurden immer schneller und irgendwann rannte ich, bis ich mich in meinem Zimmer wiederfand. Keuchend schloss ich schnell die Tür hinter mir und ließ mich zu Boden sinken. Meine Gedanken kreisten um alles, was soeben geschehen war herum. Ich durfte nicht den Fokus verlieren, nicht zu diesem Zeitpunkt. Noch einmal atmete ich tief durch, dann stand ich auf und begann zu überlegen. Noch war genug Zeit um einen guten Plan auf die Beine zustellen. Ungeduldig lief ich im Zimmer hin und her. Einige Zeit verstrich, bis ich endlich einen Entschluss fasste. Aber das konnte ich nicht alleine durchziehen, ich brauchte dabei Hilfe.
Ohne lange zu zögern öffnete ich die Tür und wurde direkt wieder hinein gestoßen. Es war Thomas/Aidan.
"Okay hör zu, ich will dir helfen. Ich werde auch nicht als Beschützer bei dir sein sondern als dein Freund und meinetwegen Partner. Aber ich will nicht, dass du das alleine durchziehst." hielt er seine Rede wie vorbereitet, was sie wetten auch war. Ich seufzte und sah ihn an. "Wieso willst du das nicht?" fragte ich nach. Verlegen sah er zu Boden und  schluckte. "Hab ich doch gesagt, weil ich nicht will, dass du das alleine machst." er sah auf und sein Blick war sanft. Ich schmunzelte und nickte leicht. "Abgesehen davon, dass ich dir gerade die selbe Frage stellen wollte, gehe ich mal davon aus, dass wir das zusammen machen." erleichtert nickte er und atmete durch, als wäre er angespannt gewesen. Eine Stille entstand zwischen uns. Er räusperte sich und kratzte sich am Hinterkopf. "Also hast du einen Plan?" brachte er hervor und sah mich gespannt an. Lächelnd nickte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

(wenig später, noch 10 Stunden)

"Das ist verrückt. Hast du dir selbst zugehört?!" aufgebracht sah Thomas mich an. Ich seufzte und hielt seinem Blick stand. "Hast du eine bessere Idee? Außerdem haben wir nicht die Zeit für eine andere Möglichkeit. Vertrau mir, es muss einfach funktionieren." mein Blick glitt wieder zur Karte, die vor uns auf einem Holztisch war. Inzwischen waren wir hoch auf den Dachboden gegangen, um ungestört alles zu besprechen. "Was wenn nicht? Was wenn in der letzten Sekunde etwas schief geht und du... Und du es nicht mehr da raus schaffst?" er bemühte sich nicht noch wütender zu werden. "Hey hast du schon vergessen? Es geht hier nicht um uns. Wir müssen Yaren beschützen und alle anderen. Sie kommen zuerst." er wollte etwas einwenden, doch er schloss den Mund wieder, da ich weitersprach. "Meine Familie kommt zuerst." mit leicht glasigen Augen sah ich ihn an. Er rangelte mit sich selbst. Schließlich gab er doch nach und wir perfektionierten unseren Plan.

"Also ich fasse zusammen:
Wenn er kommt um Yaren und mich zu holen, steigen wir ohne großen Widerstand ein und fahren mit ihm. Währenddessen du uns mit Hilfe des Peilsenders verfolgst. Er wird uns bestimmt zu seinem Quartier bringen, da bin ich mir sicher. Dann wird er uns zu meiner Familie bringen. Naja und ab da muss ich ihn hinhalten, da du mit Hilfe der anderen die Sprengkörper anbringen wirst. Danach gibst du mir das Zeichen und der Kampf beginnt. Wir wissen nicht, wie es meiner Familie gesundheitlich geht, daher müssen wir vom schlimmsten ausgehen. Ihr werdet sie alle rausschaffen, so schnell es geht. Und ich kümmere mich um den Rest. Verstanden?" erklärte ich nochmal. Thomas stützte sich auf dem Tisch ab und sah vertieft auf die Karte. Ich legte meine Hand auf seine und er sah auf. Sein Blick verriet mir, was in ihm vorging. Seine Hand war warm und die Berührung löste eine kurze Gänsehaut bei mir aus, doch ich ließ mich dadurch nicht beirren. "Thomas?" versuchte ich auf ihn einzugehen. "Thomas hör mir zu, wir ziehen das jetzt durch okay? Zusammen. Aber hey, ich als Optimistin finde, dass das nur gut gehen kann. Trotzdem würde ich es verstehen wenn du noch aussteigen möchtest..." weiter kam ich nicht. "Spinnst du?! Ich lass dich das nicht alleine machen. Wir sind doch jetzt schließlich Partner." widersprach er mir schnell. "Du musst dich nicht rechtfertigen, ist doch alles gut." Kurz schluckte er. "Gut dann sollten wir es den anderen sagen." sagte er und sah mich entschlossen an. Erst jetzt fiel mir sein angenehmer britischer Akzent auf und auch, dass wir die Hand des anderen hielten. Mein Blick wanderte schnell auf unsere Hände und dann wieder zu ihm. Ich ließ los und räusperte mich. Auf den Weg zu den anderen schwiegen wir, vermutlich dachte jeder über passende Worte für gleich nach.

Wir kamen bei den anderen, die im Speisesaal saßen, an. Ich nickte kurz zu Thomas, als Zeichen, dass ich das alleine machen würde. Er ging zu Noah und Finn, somit war er wieder Aidan und das Deppentrio wider vereinten. Die Gespräche am Tisch waren voll im Gange als ich dazu kam. "Hey Nele, wo warst du denn so lange?" fragte mich Sammy, der mich aufforderte mich neben ihn zu setzen. "Ja ich hatte viel um die Ohren und dann konnte ich mein Buch nicht aus der Hand legen, ich hab einfach die Zeit vergessen." witzelte ich. Sammy schmunzelte und sah mich an. Er war wirklich ein guter Freund. Leider hatte ich ihn lieb gewonnen, was den Abschied umso schmerzhafter machen würde. Neben Sammy wollte ich es noch Yaren, was ja nahe liegt, da es um sie ging, Ronja und vielleicht auch noch Toni und Alice sagen. Die anderen wollte ich raus halten, desto weniger Bescheid wussten desto weniger waren in Gefahr. Aber vielleicht wäre es gar nicht so schlecht für den Plan, wenn sie uns auch helfen würden. Am Tisch besprachen wir viele verschiedene belanglose Dinge. Immerzu spürte ich Thomas Blick auf mir ruhen. Wieso er mich wohl immer so ansah? Bestimmt war er gespannt, wann ich anfangen würde. Nach und nach füllte sich der Saal. Sammy, Ronja und Yaren wollten gerade aufstehen, da schloss ich mich ihnen an und zusammen gingen wir an die Essentheke. "Leute kommt nach dem Essen zur Treppe ganz oben, ja? Es ist wirklich wichtig und sagt den anderen bitte erstmal nichts versprochen?" sie alle nickten und wir begaben uns wieder zurück an den Tisch. Als wir mit dem Essen fertig waren gingen sie wirklich nach und nach aus dem Raum. Ich warf Thomas noch einen letzten Blick zu, bevor auch ich den Saal verließ.

Hoffentlich glaubten sie mir, wenn nicht würde das nächste Problem anstehen...

Undercover Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt