Kapitel 17

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Schon vor der Haustür hörte ich meine Eltern streiten.
Sie waren beide nicht gut drauf.
Nicht gut für mich.

Ich steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte, sodass die Tür aufging. Mom und Dad sahen mich mit großen Augen an. Sie wechselten schnelle Blicke und lächelten mich scheinheilig an. "Ich geh dann mal auf mein Zimmer. Tut euch keinen Zwang an, hab euch eh gehört." sagte ich und eilte auf die Treppe zu hoch in mein Zimmer. Die Tasche landete in der ersten Ecke die in sah. Weinen war keine Lösung, es würde mir nichts nützen. Daher begann ich zu packen.

Nach einer Weile klopfte es an meiner Zimmertür. Es war Josh. "Kommst du? Mom und Dad wollen mit uns allen reden." sagte er halb in der Tür stehend. Genervt stand ich auf. "Wieso sollte ich dabei sein? Oder wir? Wir müssen doch sowieso immer alles über uns ergehen lassen." protestierte ich. Josh rollte mit den Augen. "Ich kenne die beiden jetzt schon seit 20 Jahren. Es war nie ihre Absicht, dass es so kommt. Alles was sie tun, ist in unser aller wohl. Und jetzt komm sie warten schon." er drehte sich um und ging. Ich wusste, dass er recht hatte.

Wir hatten aber auf Gefühle und die mussten auch nicht so egoistisch sein. Widerwillig ging ich runter.

Mom saß am einen Ende des Tisches und Dad am anderen. Die Jungs in der Mitte. Ich setzte mich zwischen sie. Es war Stille, niemand sagte einen Ton. "Wir müssen euch etwas sagen." begann Dad. "Es ist vermutlich besser, wenn wir getrennte Wege gehen." fuhr er fort. "Wir lassen uns scheiden." sagte Mom schnell. Dad sah sie warnend an. "Fürs erste trennen wir uns nur." korrigierte Dad sie. Robin, Josh und ich sahen die beiden nur abwechselnd an. "Ihr entscheidet, wo ihr leben wollt." verkündeten sie. Wir sahen uns ratlos an. So oder so, wir drei würden zusammen bleiben. "Ist das euer Ernst?!" Josh stand auf und war sichtlich wütend und enttäuscht. "Und ich dachte, dass das mit Tori wäre unfair. Aber, dass ihr uns zwingt uns zwischen euch zu entscheiden ist das letzte!" stimmte Robin mit ein. "Komm Tori, wir helfen dir beim packen. Wäre wohl besser, wenn du ins Internat ziehst." schlug Josh vor und zog mich zusammen mit Robin in mein Zimmer.

Niedergeschlagen setzten wir uns alle irgendwo in meinem Zimmer hin. "Und was ist mit euch?" brach ich die Stille, die entstanden war. "Lass das mal unsere Sorge sein. Wir sollten mal anfangen alles einzupacken." sagte Josh und stand auf. Zusammen bauten wir alles ab und verstauten es in Kartons. Es war schon 22 Uhr, als wir endlich fertig waren. Ich musste nur noch ein paar Kleinigkeiten einpacken. "Jungs?" ich musste mich zusammenreißen nicht los zu heulen. Beide sahen mich mitfühlend an.

"Danke." sagte ich, bevor wir uns alle umarmten. "Jungs?" gerade wollten sie gehen, dann drehten sie sich nochmal um. "Könnt ihr hier schlafen? Ein letztes Mal? So wie früher." fragte ich und warf ein Kissen nach ihnen. "Na warte, das gibt Rache!" rief Robin und rannte auf mich zu. Zuerst warf er das Kissen in mein Gesicht und dann fing er an mich durch zu kitzeln. Lange hatten wir zu dritt nicht mehr so viel Spaß gehabt. Später gingen wir ins Robins Zimmer, da es das größte war. Wir guckten einen Film und mal wieder schlief ich ein.

Ich wurde früh durch ein Schnarchen geweckt. Josh schnarchte immer. Wie Robin da nur schlafen konnte? Müde setzte ich mich auf. Es war 5 Uhr morgens. Schlafen konnte ich nicht mehr. Daher blieb ich wach und entschloss mich runter zu gehen. Dad lag auf der Couch. Welche Hölle wohl besser wäre? Bei Mum oder bei Dad? Vermutlich hätte ich mich für Dad entschieden. Egal für wen, sie hätten beide nie Zeit für uns gehabt. Das hatten sie bisher ja auch nie wirklich.

Ich entschloss mich den Sonnenaufgang zuzusehen. Meine Gedanken kreisten um vieles, sie endeten bei Thomas. Inzwischen schien die Sonne und ich ging wieder rein, um mich anzuziehen.

Als ich rein ging war Dad schon wach. Kurz beobachtete ich ihn. Er sah völlig fertig aus. "Morgen Dad." sagte ich. "Morgen Süße." seine Stimmlage verriet mir, dass es ihm nicht gut ging. Schuldgefühle kamen in mir auf und ich wurde unschlüssig. "Dad, wo ziehst du hin?" fragte ich ihn und war auf seine Antwort gespannt. "Die Organisation hat mir eine Villa angeboten hier in London. Am anderen Ende der Stadt." sagte er ehrlich. "Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mitkomme?" fragte ich vorsichtig. Dad lächelte und umarmte mich. "Natürlich nicht. Ich freue mich, dass du mitkommst." sagte er überglücklich. "Hast du deine Sachen schon gepackt?" fragte er und löste sich von mir um einen Schluck Kaffee zu nehmen. "Ja gestern Abend. Die Jungs haben mir geholfen. Wann gehst denn los?" fragte ich. "Ich wollte den Jungs noch Bescheid geben und dann wäre ich soweit. Du kannst dich ja noch vom Mom und den Jungs verabschieden. Ich trag schonmal alles ins Auto." schlug er vor und trank seinen Kaffee in einem Zug aus. Er stellte die Tasse ab und ging zum Auto.

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