Kapitel 4

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Mein Wecker weckte mich aus meinem Traum und ich schreckte hoch. Genervt schaltete ich ihn aus und seufzte. Es war 6:00 Uhr. Müde stand ich auf und zog mir Sportsachen an, um laufen zu gehen. Die Jungs taten es mir gleich und zusammen verließen wir das Haus. Nach ca. 45 Minuten waren wir wieder an unserem neuen Haus angekommen. Wie immer rannten die Jungs streitend zum Badezimmer und ich trainierte noch eine Weile weiter. Leider konnte ich dies nicht sehr lange tun, da ich mich ja noch fertig machen musste. Nach dem duschen machten wir Frühstück und setzten uns an den Esstisch. Mom kam auch dazu und sah ganz entspannt aus, was ich gut fand, da ich mich nicht noch mit ihr streiten wollte. "Na wie habt ihr geschlafen?" fragte sie während sie sich eine Kaffee machte. "Ich hab geschlafen wie ein Bär, der Winterschlaf macht." sagte Robin und grinste. Josh rollte grinsend die Augen. "Gut Helena und du?" fragte Josh sie und sie setzte sich zu uns an den Tisch. "Ich auch." sagte sie simpel. "Tori, machst du dich schonmal fertig? Wir müssen bald losfahren." sagte sie mit gespielter Leichtigkeit. Ich nickte verständlich und räumte meine Sachen auf. In meinem Zimmer hatte ich Gestern nur die Möbel und unwichtige Sachen in mein Zimmer gestellt. Wäre ja unnötig gewesen alles auszuräumen nur für eine Nacht. Ich packte mein Handyladekabel, Laptop mit Ladekabel und vier Bücher noch ein. Es waren zwei meiner Lieblingsbücher, ein neues, auf das ich schon gespannt war und das, was ich zurzeit las. Noch einmal seufzte ich und dann nahm ich den Koffer und den Rucksack mit nach unten. Bedrückt zog ich mir eine Jacke und meine Nike Schuhe an. Den Rucksack zog ich auch an und war somit fertig. Mom kam zu mir und die Jungs kamen noch mit bis zum Auto. Dann verabschiedeten wir uns voneinander.

"Schreib uns klar!" sagte Josh und umarmte mich fest. Stumm nickte ich und drückte ihn nochmal ganz fest. "Ja, vergesse uns nicht kapiert?!" witzelte Robin, den ich darauf auch lange und feste umarmte. "Pass auf die auf Schwesterchen." sagte er noch zu mir. "Ihr auch auf euch." sagte ich und verkniff mir die kommenden Tränen. Zu dritt umarmten wir uns nochmal, dann musste ich ins Auto einsteigen. Sie winkten, als wir losfuhren und ich winkte ihnen mit glasigen Augen zurück. Die Fahrt ging schnell, obwohl es fast eineinhalb Stunden waren. Bevor ich ausstieg sah Mom mich an. "Du schaffst das Tori." sagte sie und ich nickte. Dann stiegen wir aus und sie erklärte mir noch, wie ich ins Sekretariat kam. Wir umarmten uns zur Verabschiedung, dann musste sie fahren und ich ins Gebäude gehen. Die Sonne schien und es sah ziemlich freundlich hier aus. Ich öffnete die Haupteingangstür und machte mich auf den Weg ins Sekretariat. Bevor ich klopfte hörte ich, wie jemand mit jemanden stritt. Kurz hielt ich inne. "Klopfst du auch oder willst du da lieber wie eine Statur stehen bleiben?" fragte mich ein blonder Junge und räusperte sich. Ich sah ihn an und schluckte kurz. Schnell wand ich mich wieder der Tür zu und klopfte. "Herein!" rief eine weibliche Stimme streng und ich öffnete die Tür. Sie sah mich überrascht an. "Hallo, du musst Nele Brown sein, nicht wahr?" fragte sie mich und lächelte mich an. Ich nickte und musterte sie. Sie war schon etwas älter und hatte die dunkel braunen Haare hochgesteckt. Um ihren Hals hatte sie ihre Brille mit einer Kette hängen. Ihr knall roter Lippenstift sprang einem direkt ins Auge. Sie trug eine hellblaue Bluse und einen schwarzen engen Rock, der ihr bis zu den Knieen ging. "Hallo, ich bin Mrs. Evans." stellte sich die Frau mir vor. Neben mir stand ein Mädchen, dass ziemlich genervt aussah. Sie sah aus, wie die berühmte Zicke der Schule, aber ich wollte keine voreiligen Schlüssel ziehen. Ich lächelte sie kurz nett, sie hingegen sah mich arrogant an und schmiss ihre Haare nach hinten. Sie war definitiv die Zicke der Schule. Hoffentlich waren nicht nur so Mädchen hier! Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als es plötzlich klopfte und die Frau wieder "Herein!" rief. Verwundert drehte ich mich um und sah ein nett aussehendes Mädchen. Sie hatte längere dunkelbraune Haare und trug einen schwarzen Haarreif. Ihre Schuluniform, die sie trug war mir bei der Zicke nicht aufgefallen. Zum Glück war es eine schöne Uniform und keine hässliche. Ihre Ausstrahlung war positiv und verlieh mir ein gutes Gefühl. Mit ihren braunen Augen sah sie mich freundlich an. "Hallo Sally, schön dich zu sehen!" sagte die Frau fröhlich. "Hallo Frau Evans, sie wollten mich sehen?" hab sie ebenso freundlich von sich und stellte sich neben mich. "Ja könntest du freundlicher Weise Nele ihr Zimmer zeigen?" sagte sie und deutete auf mich. Verständlich nickte sie. "Natürlich, komm ich zeig dir alles." sagte sie und wir verließen den Raum. "Ich bin Sally, die Vertrauensschülerin, also wenn du etwas hast, komm zu mir. Wir gehen erst zu den Schlafräumen, dann zeig ich dir den Rest unseres Internats." sagte sie freundlich und ich folgte ihr. Wir gingen einen langen Gang entlang, rechts und links waren überall Türen. Kein Schüler war zu sehen, wahrscheinlich, weil sie noch Unterricht hatten. Irgendwann blieb sie stehen und öffnete eine Tür. "So hier ist dein Zimmer. Das Bett da ist noch frei." sagte sie und zeigte auf eines der Betten. Ich nickte. "Das da ist Yaren, sie ist Heute auch neu hier, wie du." zeigte sie auf ein Mädchen, dass gerade beim auspacken war. Das musste sie sein, sie hatte nicht einmal einen Decknamen. "Danke, Sally." sagte ich freundlich und sie nickte, bevor sie das Zimmer verließ. "Hey ich bin Nele." sagte ich während ich mich auf mein neues Bett setzte. "Freut mich dich kennenzulernen Nele, ich bin Yaren, aber das weißt du ja bereits." ich nickte und begann auch auszupacken. Inzwischen begann wir uns zu unterhalten und verstanden uns, zum Glück, blendend. Wäre schwierig geworden, wenn sie mich nicht leiden konnte. "Und wieso bist du hier?" fragte sie mich nach einiger Zeit. "Naja, meine Eltern hatten nicht viel Zeit und wir sind wieder hierhin gezogen. Denke mal, dass sie mehr arbeiten müssen als sonst." sagte ich, was nicht gelogen war. "Und du?" fragte ich und war gespannt auf ihre Antwort. "Ähmm... Also ich bin hier, weil meine Eltern mich vermutlich mal los haben wollten." sagte sie zögerlich. Besonders gut im lügen war sie nicht. Aber man konnte es ihr abkaufen. Mein Handy klingelte und als ich drauf sah, wusste ich, dass es Dad sein musste. "Ich muss mal kurz telefonierten, bin gleich wieder da." sagte ich und ging schnellen Schrittes raus. Die anderen hatten noch Unterricht, mich würde keiner hören. Trotzdem sprintete ich leise in einen Raum. "Hallo?" fragte ich und versuchte ruhig zu atmen. "Hallo Süße, und?" fragte er direkt. Ich glaubte manchmal waren ihm seine Missionen wichtiger als seine Familie. "Ja alles wie gewollt." sagte ich, falls mich jemand belauschte, wüsste er nicht worum es ging. "Gut Süße. Vergiss nicht mir täglich Bericht zu erstatten. Wir werden dich informieren, sobald Probleme auftreten können. Wenn dir etwas nicht geheuer ist, sag du sofort bescheid!" sagte er streng und innerlich seufzte ich genervt. "Ja klar mach ich." sagte ich. "Dann bis Morgen Süße!" sagte er und legte auf. Enttäuscht sah ich auf mein Handy. "Klar, bis Morgen..." sagte ich nachdenklich und verließ wieder den Raum. Ich sah auf den Boden und plötzlich sah ich zwei Schuhe vor mir und sah auf. "Na Kleine, neu hier?" fragte er und grinste mich komisch von oben an. Es war der Junge von eben. Er war größer als ich, weshalb ich hoch gucken musste. Eigentlich hätte ich jetzt gekontert, aber ich war ja Nele Brown und nicht Tori Johnson. "Ja bin ich." sagte ich und sah ihm in die Augen. Er hatte dunkelbraune Augen, die mich in einen Bann zogen. Seine Haare waren blond, fast erdbeerblond. Sie sahen weich aus und saßen perfekt. Wir standen uns ziemlich nahe, weshalb ich einen Schritt zurück wich und gegen die Tür kam. Er grinste noch immer so und kam nach. Wir standen uns noch näher als vorher. Ich schmunzelte nickend und wollte aus dieser unangenehmen Position verschwinden, doch er legte seine Hände links und rechts von meinem Kopf an der Tür ab. Mit ausgestreckten Armen stützte er sich ab und sah zu mir runter und ich zu ihm hoch. Schnell sah ich mich um und mir kam eine Idee. Langsam und unauffällig ging ich mit meiner Hand nach oben und griff den Türkauf. Ohne zu zögern drehte ich ihn, trat schnell auf Seite und er fiel in die Tür. Verwundert sah er sich um, ich stand noch neben der Tür. Fragend sah er mich an, dann hauchte er ein Lachen und stand auf. Bevor er etwas sagen konnte, klingelte es zum Schulschluss und wenige Sekunden später war der Gang voller Schüler. Ich erkannte meine Chance und mischte mich unter sie. Triumphiert öffnete ich meine Zimmertür und schloss sie schnell wieder hinter mir. Yaren sah verwirrt auf und sah mich fragend an. "Sorry, war wichtig." sagte ich und atmete durch. Sie nickte und wieder öffnete sich die Tür.

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