* Prinzessin *

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Unter Aufsicht von Sofie, lief ich vorsichtig die Treppe runter. Sie hielt mein Kleid hinten hoch und ich vorne. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals ein Kleid getragen zu haben, außer vielleicht als Kind. Aber das sollte auch nach der Hochzeit so blieben. Auch wenn das alles wunderschön aussah, diente es auch nur zu Hochzeit und nicht als Freizeitlook. Kleider sind nicht mein Ding. Schon alleine das aufs Klo gehen mit Kleid, nicht angenehm, da ziehe ich mir lieber eine Hose runter, als ein Kleid nach oben.
Wie so oft, schweife ich gerade wieder ab.
Unten angekommen, schnappte mich sofort mein Bruder und zog mich hinter die Hauswand. Was für ein Aufriss, damit mich Lukas nicht sehen kann, was sich sowieso in zwanzig Minuten geändert hat. Wir standen also auf der Wiese hinter dem Haus und warteten, auf unseren Auftritt. Tom war immerhin derjenige, der mich zum "Altar" führen sollte.
"Richtig elegant!", brüllte Tim plötzlich quer durch den Garten und mir war klar, dass Lukas soeben seine Position eingenommen hatte.
Es war nicht mehr lange bis zur Trauung und eine Überraschung kam direkt auf mich zugelaufen. Unsere Standesbeamtin war angekommen und ließ sich direkt von Sofie zu mir führen.
"Ich hab alles geklärt für dich, ich habe alle Unterlagen. Die Hochzeit wird heute ordnungsgemäß und offiziell über die Bühne laufen.", sagte sie und in dem Moment kam mir eine Träne. Nichts hätte ich mir in diesem Moment mehr gewünscht als das. Außerdem kam nun noch mein Brautstrauß ins Spiel. Es war wunderschön, was Sofie so alles dem Garten entlocken konnte.
Ich scharrte quasi schon mit den Hufen, ich wollte endlich heiraten und dann war es soweit. Die Musik fing an zu spielen. Ich atmete tief durch und grinste meinen Bruder an, der mir ein letztes Mal liebevoll über die Wange Strich und mich umarmte. Dann henkelte er mich ein und mein kleiner Einmarsch begann.
Ich erblickte Lukas und war geflasht. Ich hatte ihn ja schonmal in Sacko und Fliege gesehen, aber da war es dunkel. Nun knallte die Sonne und er war so hübsch. Und auch Harry, der direkt neben Lukas saß, war so brav und erwartete mich mit seiner Fliege um den Hals.
Lukas schaute mich voller Liebe an und konnte es scheinbar nicht glauben, mich nur einmal im Leben mit Kleid zu sehen. Ich bin auch der Meinung, er hat sich auch eine Träne verdrückt, aber das ist Spekulatuion.
Als ich vorne ankam, umarmte ich ein letztes mal meinen Bruder und dann trafen sich Lukas und meine Blicke. Wir bekamen alles um uns herum nicht wirklich mit. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich nicht viel von der Traurede mitbekam, was zwar traurig ist, trotzdem war der Moment einfach zu schön, endlich da anzukommen, wo ich hin wollte. Am Ende registrierte ich nur die Worte Ja, die wir beide sagten und dann das obligatorische: "Sie dürfen die Braut nun küssen." Was wir auch sehr liebevoll, aber intensiv in die Tat umsetzten. Der kleine Applaus, der paar Leute die anwesend waren, bekam ich auch nicht mit. Ich war in meiner eigenen kleinen Welt. Einfach nur glücklich. Alle Probleme waren für diesen einen Tag ganz weit weg und keiner redete auch nur darüber.

"Herr und Frau Strobel, darf ich Sie bitten die Torte anzuschneiden?", sagte Tim und reichte uns ein Messer. Scheinbar das größte was er überhaupt in unserem Haushalt finden konnte.
Frau Strobel - wow... Es war toll nun so zu heißen, wie die zweite große Liebe in meinem Leben und die letzte.
Anne hatte sich selbst übertroffen. Die unteren zwei Etagen der Torte hatte sie so gemacht, wie ich es vorgeschlagen hatte. Es war eine Kombi aus diversen Tortenstücken, die zu einer zusammengesetzt wurde, aber die oberste hatte sie ganz frisch gebacken und da wir uns ja oft unterhielten, traf sie auch noch voll meinen Geschmack. Es war ein Schoko Minz Traum, ganz in pastell grün, passenden zu den Blüten, die auf meinem Kleid waren. Ein kleines Brautpaar, was oben auf der Mitte stand, hatte sie auch noch irgendwo gefunden. Sie war ein Schatz.
Zusammen schnitten wir den Kuchen an und das verspätete Kaffeekränzchen konnte stattfinden.

Später am Tag zog ich dann endlich mein Feierkleid an. Es war eigentlich Wahnsinn, was die Jungs für Geld ausgegeben hatten, nur, dass ich zwei Outfits für so kurze Zeit hatte. Doch sie hatten ihr Ziel voll erreicht. Ich fühlte mich tatsächlich, wie eine Prinzessin.
Das Abendkleid war ziemlich schlicht und ging mir bis knapp über die Knie. Es war smaragdgrün und edel geschnitten. Es war ein Kleid, was ich durchaus auch mal so tragen würde.

Tim gab den Grillkönig und dann stand noch etwas an, was ich eigentlich nie wollte.
Der Hochzeitstanz.
Das letzte mal tanzte ich Walzer in der Schule, ob ich das noch einmal hinkriegen würde? Doch das musste ich garnicht. Sehr oft hatte ich kommuniziert, dass ich nicht tanzen kann und das einzige was ich könnte, war ein alberner Tanz und genau dieser wurde unser Hochzeitstanz.
Klingt blöd aber plötzlich standen wir alle im Garten und tanzten meinen Tanz - den Ententanz.
Es war so unnormal, sodass es perfekt für Lukas und mich passte, denn ganz ehrlich, wir waren auch nicht ganz dicht im Kopf und so schön unnormal.

Es war eine lange Nacht, mit viel Essen und Musik. Ich liebte unsere Hochzeit und auch, dass nur unsere engsten Freunde dabei waren. Ich hätte mir den Tag nicht besser vorstellen können und denke immer noch gerne daran zurück.

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt