* Abschied *

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Dieser Brief liegt nun in meinem Nachttisch. Ich kenne Lukas gut und ich weiß, dass er irgendwann diesen Tisch leer räumen wird und ich hoffe er freut sich dann über ein paar letzte Worte von mir.

Auch ich werde mich hier an dieser Stelle so langsam von euch verabschieden. Es fällt mir nicht gerade leicht, denn das Schreiben hier hat mich echt jedesmal in eine Zeitkapsel gesteckt, mit der ich zurück in die Vergangenheit gereist bin. Ich habe nicht nur die Highlights in meiner Acht jährigen Beziehung hier aufgeschrieben, nein, ich habe sie jedesmal mit jedem Wort, was ich hier schrieb wieder und wieder durchlebt.
Ihr habt die guten und die schlechten Tage von mir / uns verfolgen können und es war eine gute Entscheidung.

Wieso ich so plötzlich aufhöre, mögen vielleicht einige von euch sich fragen, doch genauso viele können es sich bestimmt auch schon denken.
Mir geht es Tag für Tag schlechter. Ich bin nun fast täglich in ärztlicher Behandlung und es zehrt an meinen Nerven. Der Tumor wächst mittlerweile explosionsartig, wie Kresse auf feuchtem Küchenpapier. Das Schreiben fällt mir auch immer schwerer. Worte zu finden ist mittlerweile ein Geduldsspiel von mir geworden. Außerdem benötigt das Schreiben so viel Zeit, die ich nun lieber mit Lukas noch verbringen möchte. Jeder Tag, Stunde, Minute und jede Sekunde sind gerade und auch schon davor, Gold wert.
Ich möchte noch alles auskosten was geht, auch wenn das nicht mehr viel sein wird.
Ich hatte rückblickend ein sehr bewegtes Leben, doch am Ende fand auch ich meinen Ruhepol in Lukas. Klar reiße ich ihn nun in die Trauer, doch es mag hart klingen, aber er wird damit umgehen können. Wir leben nun fast zwei Jahre mit der Krankheit zusammen und wir beide hatten ausreichend Zeit, um damit klar zu kommen. Natürlich denkt man sich immer, dass man damit leben kann, wenn man es auf sich zu rennen sieht, doch man kann es doch nicht, wenn plötzlich die wichtigste Person im Leben fehlt.
Das plötzlich alles so schnell gehen könnte, wussten wir, trotzdem ist es ein Schock, jeden Tag aufs Neue, was der Krebs mit einem machen kann.
Ich werde mich jetzt auch den täglichen Untersuchungen entziehen, denn diese rauben mir nur unnötig Zeit, die ich lieber an anderen Orten und mit der Person meines Lebens verbringen will. Im Endeffekt bringen mir die Ärzte auch nichts mehr. Nur täglich schlechte Nachrichten, dass der Tumor wieder gewachsen ist und das braucht mir niemand in einem weißen Kittel sagen, dass merke ich schon von ganz alleine. Jeden Tag fallen mir Sachen, die ich vor einigen Monaten noch mit links gemacht habe, immer schwerer und es tut so weh...

Von daher werde ich nun dieses Kapitel beenden und ihr müsst mir versprechen, dass ihr jeden Tag so lebt, als wäre es euer letzter, denn sonst bereut ihr es irgendwann.

Macht es gut und bleibt gesund!

Eure Lilly ❤️

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt