* Aktueller Stand *

81 4 5
                                    

Die Chemotherapie begann und mir ging es noch nie schlechter in meinem Leben. Ging man nicht zum Arzt, damit es einen besser geht? Doch immer noch eins bis zwei Tage nach der Behandlung, ging es mir wirklich richtig mies. Mir war kotzübel und ich hätte den ganzen Tag schlafen können. Es war wirklich der Horror.
Ich saß immer viel im Garten nach den Behandlungen, weil ich die frische Luft brauchte, sonst hätte ich im Strahl gekotzt.
Hoffentlich sollte man auch für diese Qual belohnt werden und der Tumor würde verschwinden, aber das ist er leider nicht.
Ich kann euch heute sagen, ich habe den Tumor immer noch, einige Metastasen sind zwar verschwunden, aber das auch nicht für die Ewigkeit. Der im Kopf ist zwar durch die Behandlung ein wenig geschrumpft, doch das würde nicht lange anhalten und er hätte die Größe wie vorher, bzw. würde sogar wachsen.
Darüber nachgedacht, hatte die Chemo eigentlich nichts geändert, im Gegenteil, dadurch, dass es mir immer so mies ging, war es vielleicht sogar eine schlechte Entscheidung, nicht einfach dem Krebs sein Ding machen zu lassen. Es ist tatsächlich fraglich, so sagte es auch der Arzt zu mir, ob mein Leben tatsächlich wirklich durch die Chemotherapie etwas verlängert werden konnte. Sie können einfach nicht einschätzen, wie lange ich noch leben kann, denn jeden Tag könnte der Tumor in meinem Kopf ein Wachstumsschub bekommen und dann auf diverse Nerven drücken und ich wäre von jetzt auf gleich behindert oder tot. Dieser Gedanke macht mir schon etwas Angst. Doch ich bin vorbereitet.
Sollte dieser Arschloch Krebs irgendwann mein Leben so verändern, dass es nicht mehr lebenswert ist, habe ich vorgesorgt und auch in einem langen sehr emotionalen Gespräch mit Lukas, alles weitere geklärt, dass ich es beenden werde.
Doch noch ist mein Leben in Ordnung.
Die Therapie wurde irgendwann auf Tabletten umgestellt, um weiterhin das Wachstum des Tumors zu vermindern, doch besiegen kann ich ihn nicht mehr, denn dazu wurde er doch zu spät erkannt.
Ich will nicht sagen, dass es mir gut geht, aber so wirklich schlecht geht es mir auch nicht. Mittlerweile habe ich gelernt damit umzugehen, wie ich mich zu verhalten habe, wenn es im Kopf sticht, als würde mir jemand heiße Stricknadeln ins Hirn stechen. Ab und zu gibt es diese Phasen, doch ich werde mein Leben nicht mehr dem Krebs anpassen, sondern er muss sich mir anpassen. Durch gewisse Atemtechniken, die ich mir selbst angelernt habe, kann ich mit den noch selten Momenten, der absoluten Schmerzen, damit umgehen und dabei ist auch egal wo wir gerade sind. Ich kann es im Auto anwenden, auf Tour, auf die ich immer noch mitkomme oder am besten natürlich immer noch zu Hause.
Ab dem Moment, wo klar war, dass mir nicht mehr geholfen werden kann, überraschte mich Lukas ständig mit neuen Sachen, einfach damit ich noch einmal Sachen erlebe, die ich eventuell nicht mehr erleben könnte. Das geht nun seit mittlerweile fast zwei Jahren so. Und mal ehrlich an seine kleinen und großen Überraschungen habe ich mich so gewöhnt, dass ich diese nicht mehr missen will.
Er tut wirklich alles für mich. Lukas wäre auch immer dazu bereit irgendwelche Auftritte oder Konzerte zu känzeln oder zu verschieben, wenn ich wirklich einen schlechten Tag habe, doch auch dagegen streube ich mich, denn wie gesagt, der Krebs ist zwar da, soll aber in unserem Leben nicht die entscheidende Rolle annehmen und bei der Meinung bin ich auch strikt.

Ab jetzt werden die Kapitel, die ich euch schreibe eventuell ein wenig kürzer, doch auch meine Lebenszeit verkürzt sich immer mehr, sodass ich euch wenigstens noch die tollsten Überraschungen und ganz wichtig, das Kapitel unserer Hochzeit, mit euch teilen kann.
Die war der absolute Hammer und spontaner ging es kaum noch. Doch da will ich garnicht soweit vorgreifen.

Ich hoffe ich kann euch noch ganz lange mit Storys versorgen, doch wie ihr wisst, der Krebs ist ein Arschloch und er hat die Fäden in der Hand.
Ich habe allerdings die Kämpferin in mir entdeckt und werde so lange standhaft bleiben, bis ich mich nicht mehr halten kann und er mich in die Knie zwingt. Ich ich verspreche euch, da wird er einen heftigen Kampf mit mir austragen müssen.

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt