* Naturgewalten *

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Ich lief aus dem Wohnzimmer hinaus und das Geräusch wurde lauter, doch so richtig zuordnen konnte ich es nicht. Draußen regnete es in Strömen, hatte ich vielleicht ein Fenster vergessen zu zu machen und es tropfte irgendwo hinein? So langsam machte mir der Stromausfall sorgen, ja es war sogar ziemlich gruselig durch den langen dunklen Flur zu laufen und Zimmer für Zimmer abzuklappern, aus dem ich dieses pochen wahrnehmen könnte.
In der Küche war nix, auch das Fenster war geschlossen, ebenfalls in dem kleinen Abstellraum, welcher ein eigentlich ungleiches Fenster hatte. Ich betrat mein Zimmer, und tatsächlich war da das Fenster gekippt, ich dachte ich hätte den Übeltäter entdeckt und es würde sich darum handeln, welches immer zu und auf ging. Ich schaltete meine Batterie betriebene Lichterkette an und machte mich auf den Weg vorbei an meinem Bett zum Fenster und als ich es schließen wollte, traute ich meinen Augen kaum.
In der Auffahrt stand Lukas und war von oben bis unten komplett durchweicht von dem Regen. Was wollte er hier und wie zum Teufel konnte er nur so schnell hier sein? Ich fand einfach keine Erklärung. Ich hoffte darauf, dass er mich nicht sieht, doch diese Hoffnung löste ich in Luft auf, da ich leider die Lichterkette anschaltete und ich nun wahrscheinlich leicht sichtbar für ihn war. Und tatsächlich, er entdeckte mich und winkte mir unsicher zu.
Wie angewurzelt stand ich am Fenster, wie sollte ich reagieren, immerhin war ich gerade dabei seine Handynummer zu löschen und ihn aus meinen Leben zu verbannen. Was im Nachhinein eigentlich nicht möglich gewesen wäre, da ja Tom die ganze Zeit mit ihm zu tun hat.
Ich starrte also in die Auffahrt, während meine Hand Stock steif am Fenstergriff festhielt. Ja ich glaube Überforderung trifft perfekt auf die Situation zu.
Irgendwie tat er mir schon leid, wie er tropfend da stand und der Wind um die Häuser pfiff.
Ich atmete schwer durch und tat dann das, was mein Leben grundauf änderte. Eigentlich änderte sich immer alles für mich mit jeder noch so kleinen Situation.
Ich atmete tief durch und ging vom Fenster weg, machte mich wieder auf den langen Weg durch den Flur, bis hin zur Haustür, die ich nun vorsichtig öffnete.
"Nun steh da nicht so rum und komm rein!", brüllte ich ihm relativ emotionlos entgegen.
Langsam setzte er sich in Gang und stand dann plötzlich im Flur.
Immer noch nicht hatte ich die Blondine vergessen und ich konnte Situationen einfach nicht gekonnt überspielen, zumindest nicht solche.
Mit starrem Blick forderte ich ihn auf, genau da stehe zu bleiben, wo er war, denn auf ein nasses Sofa hatte ich keine Lust. Schnell kramte ich in Tom's Zimmer nach irgendwelchen Klamotten, die ich nur ertasten konnte, von Strümpfen angefangen bis hin zu einem Shirt. Rein optisch hätte die Kleidung auch Lukas passen müssen, doch war sie immer noch 1-2 Größen zu groß. Das war aber egal, denn immerhin war sie trocken und das war die Hauptsache. Auf dem Rückweg kam ich am Bad vorbei und zog noch schnell ein Handtuch von der Heizung.
Alle diese Sachen übergab ich ihm und teilte ihm nur mit, dass er sich doch bitte was trockenes anziehen sollte und die nassen Sachen einfach in der Pfütze liegen lassen sollte, die er ohnehin schon produziert hatte.
Ich ging ohne weitere Worte ins Wohnzimmer, wo die Batterien langsam nach ließen und ein Dämmerlicht sich quer durch den Raum zog.
Ich starrte aus dem Fenster, wo sich die Bäume nur so bogen, so etwas hatte ich auch noch nie erlebt. So einen starken Sturm.
Während ich also in die Natur draußen vertieft war, kam dann auch Lukas ins Wohnzimmer. Im ersten Moment schwiegen wir uns nur an. Naja ist ja auch ganz typisch, dass wenn man Besuch hat, dass man sich um andere Dinge kümmert, als um die Person.
Doch dann fasste er sich scheinbar ein Herz und fragte ganz vorsichtig nach, was mit mir los sei.
Ich schüttelte nur den Kopf und meinte: "Ach nix, alles gut!"
"Das glaubst du doch selber nicht, irgendwas stimmt doch nicht...", sagte er und setzte dich auf das Sofa, wo ich vorher die ganze Zeit gesessen hatte. Ich bekam garnicht groß mit, was hinter mir geschah, denn immer noch war ich in der Naturgewalt von Draußen gefangen. Mich faszinierten solche Spektakel immer wieder. Bei Gewitter oder solchen Stirmböen wurde mir immer wieder bewusst, wie klein und hilflos wir doch alle waren.
Das einzige grell leuchtende Objekt im Raum, muss Lukas' Augen magisch angezogen haben, denn anders kann ich mir das folgende nicht erklären. Denn ich kann mir bis heute nicht vorstellen, dass Lukas von sich aus, mein Handy griff.
"Du... Du wolltest mich löschen?", hörte ich plötzlich seine sanfte Stimme, ganz vorsichtig und verunsichert fragen.
Ich riss die Augen auf und war geschockt. Wie sollte ich ihm das nun erklären? Ich drehte mich fix rum, griff zu meinem Handy, welches immer ich vom Tisch aus leuchtede und ließ es mit Hilfe der Tastensperre verdunkeln.
"Was hab ich dir getan? Ich dachte es wäre was... Ja ich bringe es auf den Punkt... Ich dachte es wäre etwas besonderes zwischen uns...", sagte Lukas weiter in seinem Monolog und es verunsicherte mich mehr und mehr, und es machte mir Angst was darauf zu sagen. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Sollte ich alles abstreiten? Ich war restlos überfordert mit der Situation und wich Lukas Blicken aus, die immer noch fragend auf eine Antwort warteten.
Mir wurde alles zu viel und ich sackte im Sessel, in mir zusammen und die Tränen flossen nur vor sich hin...

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt