* Wayne *

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Der Sturm draußen wurde immer heftiger, doch ich war ja drinnen in Sicherheit, also mir konnte kein Ast auf den Kopf fallen. Doch leider ist das den Stromleitungen irgendwo im Viertel passiert, ich bekam davon nix mit, denn immerhin liefen meine Deko Lichter, die ich leuchten hatte, alle auf Batterie. Ich weiß das das viel mehr ins Geld geht, als was mit Kabel, aber mit Akkus war das schon okay und die lästigen schwarzen Kabel musste man auch nicht bändigen.
Nunja egal...
Fakt war aber, dass ich innerlich irgendwie zufrieden war. Der Besuch auf dem Friedhof zog mich im ersten Moment ganz schön runter, doch dann im Nachhinein stellte sich eine innere Zufriedenheit ein.
Immer noch pfiff der Wind und unser Dachbodenfenster klapperte wie wild. Doch was für mich damals gruselig erschien, war mir nun völligst egal. Nein, irgendwie war es sogar beruhigend.
Ich ließ mich gehen, und plumpste in die Sofalehne.
Doch immer wieder kamen brockenweiße die Erinnerungen zurück, doch nicht an Jo oder Lisa, nein an Lukas und die mysteriöse Frau, die bei ihm war. Wieso kamen mir immer wieder Gedanken? Ich hatte ihn doch abgeschrieben, für mich war die Sache durch. Ich hatte keine Lust auf seinen Lifestyle und wer wusste damals schon, wie es alles noch kommen könnte, wenn er doch den großen Durchbruch schaffen würde. Mal abgesehen davon, dass er nicht gerade den besten Umgang mit den Trailerpark Jungs auf der Bühne hatte. Ich wusste, das wollte ich nicht. Wäre er kein Sänger, sehe das bestimmt anders aus, doch so gesehen war das Thema durch.
Trotzdem konnte ich mich nicht von ihm reisen und immer wieder funkelten mich seine blauen Augen im Kopf an. So intensiv, wie an diesem Abend, hatte ich das noch nie.
Ich schloss erneut meine Augen und dann nahm ich mein Handy wahr, welches vibrierend über den Tisch rutschte. Ich hatte keine Lust mit jemanden zu reden, doch irgendwann, nach endlosen Vibrationen, nahm ich den Anruf an, ohne darauf zu achten, wer da eigentlich dran war.
"Hallo?", sagte ich ziemlich genervt und die fröhlich klingende Stimme von Lukas schmetterte mir entgegen.
"Na alles gut bei dir? Habt ihr auch Stromausfall?"
Stromausfall? Das hörte ich zum ersten mal. Auch wenn ich keine Lust hatte, stand ich auf und lief im Dämmerlicht zum Lichtschalter und drückte ihn ein paar mal.
"Ja schaut so aus.", sagte ich kurz und knapp. Auf große Gespräche konnte ich gedrost verzichten. Doch anscheinend bemerkte das Lukas nicht und prabbelte weiter los: "Ja, dann hat wohl ganz Berlin kein Strom." "Mhhhh...", war das einzige, was mit dazu einfiel. Es war ein Gedanke, den meine heutige beste Freundin wieder passend auf den Punkt gebracht hätte, mit ihrem Spruch: "Kennste Wayne? Wayne Interessierts?..."
Es war mir herzlich egal, ob ganz Berlin an einem Stromausfall litt.
Während ich also an das Desinteresse dachte, sprach Lukas ununterbrochen weiter, was nun genau, keine Ahnung...
Ich kam wieder zu mir, als es am anderen Ende der Leitung still wurde. Hatte er aufgelegt? Ich nahm das Handy vom Ohr und starrte auf das Display, doch die Leitung bestand noch.
"Lilly bist du noch da?", hörte ich es plötzlich dumpf sagen und der Höhrer wanderte wieder an mein rechtes Ohr.
"Ja, na sicher, wo soll ich denn sonst sein?", sagte ich und endlich bemerkte er, dass mit mir etwas nicht stimmen konnte.
"Ist wirklich alles in Ordnung? Du bist so... Komisch....?", sagte er vorsichtig, weil er nicht ahnen konnte, wie ich auf so etwas reagieren würde. Doch ich blieb entspannt und erklärte ihm, dass ich nur müde sei. Dann legte ich einfach so auf. Garnicht meine Art und Weise, doch ich tat es einfach.
Er versuchte auch garnicht mehr, noch einmal anzurufen, auch die Nachrichten, die ich nun erwartete blieben aus, doch dass nur aus einem anderen Grund. Der Stromausfall hatte die WLAN Box lahm gelegt und zu Hause hatte ich generell die mobilen Dienste aus, doch so etwas bemerkte ich garnicht, sondern ich wurde immer enttäuschter, dass keine Nachricht zu mir durchdrang.
Was war nur mit mir los? Ich musste mir allmählich eingestehen, dass der Stachel sehr tief saß, den ich mir in Neukölln eingefangen hatte. Ich war eifersüchtig, dass konnte ich nicht mehr verheimlichen oder schön reden... Ich war wirklich eifersüchtig, auf die blonde Eule, die ich da gesehen hatte.
Mir wurde bewusst, dass ich mich langsam wieder fangen musste. Ich geriet von einer in die nächste Sache und das tat mir nicht gut.
Ich sponn weiter in meinem Wahn und wieder wurde mir etwas sehr bewusst. Was würde eigentlich sein, wenn das wirklich eine Zukunft mit Lukas und mir hätte? Wie lange sollte das gut gehen? Auf Konzerten sind unglaublich viele Mädels, die dann meinen Freund anhimmeln würden. Wie sollte ich das aushalten, wenn ich jetzt schon auf jemand eifersüchtig war, den ich garnicht kannte. Vielleicht war es ja auch nur eine gute Freundin von ihm, doch wer wusste das schon. Da ich immer ziemlich negativ eingestellt war, dachte ich es wäre seine "Freundin", von der ich noch nie etwas gehört hatte.
Ich musste abschließen, mit Lukas, mit der Situation, auch wenn es mir nicht leicht fallen würde, denn schließlich war er der erste, der meine Geschichte hörte. Und was hatten wir für Spaß.
Mein neues Gehirngespinst musste ich aber durch ziehen.

Ich nahm mein Handy, schaute ein letztes mal unsere Nachrichten an und mit einer weiteren kleinen Träne löschte ich sie alle. Dann war Lukas Nummer dran, erst blockieren und dann löschen. Ich holte noch einmal tief Luft und während ich meinen Finger über die Löschen Taste hielt, unterbrach mich ein merkwürdiges Geräusch, welches mich ablenkte und dessen ich dann erst einmal nachgehen musste.
So legte ich mein Handy wieder auf den Tisch und mit einem unwohlen Gefühl machte ich mich auf die Suche nach den Geräusch, welches nicht aufhören wollte ...

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt