* Der Alltag hat ein Ende *

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Es waren wieder einige Monate ins Land gegangen und nun stand das an, was mir am meisten Angst bereitete. Was heißt Angst, ich hatte Respekt vor dem, was kommen würde.
Kurzum, eine Tour stand an, doch wäre das nicht genug, nein - Lukas musste schon vorher eine halbe Deutschlandreise als Promo hinter sich bringen.
Lukas alias Alligatoah hatte plötzlich Termine über Termine und unser normaler Alltag war vorbei.
Er überzeugte mich, auf beide seiner Deutschland Touren mit zu kommen. Um ehrlich zu sein, wäre ich auch echt enttäuscht gewesen, wenn er mich nicht gefragt hätte, ob ich mitkommen mag.

"Alles eingepackt für zwei Wochen Deutschland?", fragte er mich, als ich mit meinem Koffer in der Auffahrt auf ihn wartete. Ich nickte und stieg ein. Es war ein komisches Gefühl so weit durch die Nation zu fahren, ohne meinen Bruder, der allerdings wieder als Tour Manager bei der richtigen Tour dabei sein würde.
Wir grasten in den zwei Wochen so viele Städte ab, dass man am Ende garnicht mehr wusste, wo man überhaupt war.
Es war eigentlich wie ein langer Roadtrip, bei dem Lukas immer mal wieder für einige Stunden weg war, um Termine warzunehmen.
Die Hotelsuche und Auswahl hatte ich übernommen, denn während sich Lukas auf alles vorbereitete, wollte ich ihm diese Sache wenigstens abnehmen. Es machte mir Spaß, denn auch ich sollte ja von der ganzen Sachen haben, somit wühlte ich vor antritt sämtliche Städte nach den schönsten Übernachtungsmöglichkeiten durch.
Ich wusste ja was Lukas gefiel, sodass in meinen Augen nicht schön ist, was teuer ist, nein im Gegenteil, ich hatte jeweils die Perlen der Region herausgefunden. Das heißt relativ kleine Hotels oder Pensionen, die komplett in der Natur lagen und man die besten Aussichten hatte.
Jeden Tag aufs Neue wurde Lukas damit überrascht und ich tippte nur die Adresse im Navi ein. Wo wir am Ende raus kamen, konnte er nie ahnen.
Dennoch war er immer hochzufrieden mit meiner Auswahl.
Auch ich hatte allerdings mein absolutes Hotel Highlight auf das Ende der Promo Tour gelegt, nur gut, dass das auch seine letzte Station für die Interviews war.
So kamen wir am letzten Tag in unsrem letzten Hotel an, und Lukas war schon sehr verblüfft, als er plötzlich mit dem Auto über einige Waldwege fahren musste, die allerdings viel besser waren, als die, die zu seinem Lieblingsort führten.
"Hier ist doch garnix...", sagte er, als er auf einem kleinen Parkplatz mitten im Wald ankam, und das Navi sagte, dass er sein Ziel erreicht hat.
"Warte doch mal ab...", sagte ich und plötzlich hatte ich den Spieß rum gedreht. Nun war er derjenige, der ungeduldig war.
Wir stiegen aus und machten einen 300 Meter Marsch zwischen den Bäumen, bis wir plötzlich auf eine kleine Hütte stießen, an der in grossen Buchstaben Rezeption stand.
Lukas Blicke wurden skeptischer, dass konnte ich ganz genau durchs Fenster beobachten, als ich uns anmeldete.
Ich grinste innerlich. Ein Mitarbeiter dieses besonderen Hotels führte uns nun zu unseren Baum.
Und Lukas dämmerte es langsam, was ich mir das ausgesucht hatte. Es war ein Baumhaushotel. Über eine Leiter kamen wir dann in unser Reich, für die nächsten 24 Stunden. Da Lukas schon alle Termine an diesem Tag hinter sich hatte, konnten wir dieses Zimmer, es war auf jeden Fall das luxuriöseste des Hotels, komplett genießen.
Wortlos, aber mit einem grinsen auf dem Gesicht stolzierte er durch das komplett in Holz ausgestattete Zimmer, bis er mich dann in den Arm nahm. Nicht nur für ihn war dieses Zimmer ein Highlight, nein auch für mich, denn Höhe war eigentlich nicht mein Ding.
Er redet heute immer noch von diesem Hotel und immer wenn wir dort in der Gegend sind, buche ich uns da ein.
So das war ein kleiner Schwank aus der Promotur.

Ein paar Wochen später ging es dann los auf die richtige Tour, man kann beides garnicht vergleichen. Hätte mich mein Bruder damals nicht kurz mitgenommen auf Tour, hätte ich zu dem Zeitpunkt überhaupt keinen Plan gehabt, was abgehen würde.
Mehrere Wochen würden wir alle nun von zu Hause weg sein und das nicht unbedingt in Hotels, nein Busleben war angesagt.
Ich hatte das Privileg, mir tag täglich auszusuchen, ob ich Bus fahren wollte oder mit meinem Bruder im Auto. Das lag ganz einfach daran, dass alle Mitarbeiter nicht mit im Bus fahren konnten. Nur die Anzahl an Menschen durfte in Tourbussen sein, wie dieser auch Schlafmöglichkeiten bot. Doch diesen Infos gehen alle zu sehr ins Detail.
Ich sah während der Tour fast die selben Städte wieder, wie auch schon auf der Promotur. Es fühlte sich teilweise so an, als hätte ich in jede dieser Städte irgendwas vergessen, was ich nun persönlich und mit einer Menge Leute wieder abholte. Ein komischer Vergleich ich weiß.
Die ganzen Trailerpark Jungs waren auch dabei, sodass jeden Abend eine ausgelassene uns süffige Stimmung herrschte, außer bei Lukas, der auf Tour komplett auf Alkohol verzichtete. Als seine erlaubte Droge hatte er ja mich dabei, sagte er immer wieder.
Dann war es soweit, der erste Konzertabend stand an, das wo vor ich immer Angst hatte. Würde ich eifersüchtig werden, wenn die ganzen Mädels ihm zujubeln würden und Selfies wollten? Ich wusste es nicht und ließ es auf mich zukommen...

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt