* Liebevolle Ansage *

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Ich dachte eigentlich, dass ich mit der Diagnose gut umgehen kann, doch da hatte ich mich selbst belogen.
Wie ihr schon wisst, saßen wir nun am Ufer unseren Lieblingsplätzchens und alles war ruhig, bis zu dem Moment, als ich in ein Selbtmitleid verfiel. Es war so, als hätte mir jemand mit einer Nadel ins Gehirn gepieckst und es sprudelte nur so aus mir hinaus.

"Hase, meinst du nicht, es wäre besser, wenn ich mir eine eigene Wohnung besorge? Dann musst du dir das Elend nicht antun, was gerade mit mir passiert..."
Lukas schaute mich entgeistert an und ich spürte auch eine gewisse Wut in seinem Blick.
"Ich habe Krebs und ich merke doch, dass das nicht heilbar ist. Ich will dir diesen Schmerz nicht antun, den ich damals verspürte bei Lisa und Jo. Fang du ein neues Leben an und ich komm schon irgendwie klar..."

Lukas packte mich ziemlich grob am Arm, aber nicht so, dass ich einen blauen Fleck davon tragen würde.
Er wurde laut, so hatte ich ihn noch nie erlebt...
"Sag mal, spinnst du jetzt komplett? Ich lass doch nicht die Frau, sie ich liebe mit ihrem Schicksal alleine. Du weißt schon, dass wir verlobt sind und heiraten wollen? Dadrüben liegt unser riesen Baby im Moos und der wollte bestimmt auch nicht, dass wir wegen deinem Selbstmitleid plötzlich getrennte Wege gehen!"
Jetzt starrte ich ihn plötzlich so an, wie er vorher mich. Ich war irritiert, denn so kannte ich den Mann an meiner Seite garnicht. Er holte tief Luft, beruhigte sich eine Sekunde und sprach dann ruhiger weiter:
"Weißt du, Zuckerschnute, ich verspreche dir eins: Ich werde immer für dich da sein, und wenn die Phase auch gerade super schlecht ist, gibt es immer noch einen kleinen Funken Hoffnung, der Heilung heißt. Solltest du die Chemotherapie kriegen, dann ist es so, ich würde dich nicht weniger lieben, wenn du plötzlich Glatze hättest. Falls du dich zurück erinnerst, habe ich dich kennengelernt mit einer Frisur, die nicht mal ein Azubi an seinem ersten Ausbildungstag so schlecht schneiden würde. Und trotzdem hat es irgendwie gleich gefunkt, nur hat es gedauert, bis wir zusammen kamen, weil es nicht sonderlich leicht war, dich alte Paranuss zu knacken. Man... Ich liebe dich und wir werden heiraten, auch wenn es das letzte ist, was wir je zusammen erleben werden. Aber diesen Tag wird uns keiner nehmen. Jetzt reiß dich bitte zusammen, auch für mich und rede nicht über irgend eine Trennung. Wir haben jetzt ein gemeinsames Leben und das Leben wir auch gemeinsam. Ob nun in guten oder schlechten Tagen... "
Danach nahm er mich in den Arm. Ich wusste garnicht was ich dazu sagen sollte. Er hatte recht und es hatte mich noch nie jemand so liebevoll zusammengefaltet, wie er. Ich schätzte seine Worte in diesem Augenblick mehr, als je zuvor. Lukas ließ den Kämpfer in sich heraus und erwartete es wenigstens auch ein wenig von mir.

Es war alles nicht leicht, wie sollte ich nur damit umgehen? Jetzt war ich plötzlich der Teil, der irgendjemand einmal Schmerzen antun würde. Ich war nun die, die viel früher als geplant sterben würde. Wie sich dann Lukas fühlen würde, wusste ich aus eigener Erfahrung ganz genau. Doch wäre der Schmerz vielleicht doch sanfter, wenn man sich Tag für Tag damit auseinandersetzte und es jeden Moment so weit sein konnte?
Jetzt schon dachte ich über den Tod nach, daran sieht man mal wieder, wie nagativ ich eingestellt war.
Ich schwor mit meine Negativität, die ich wohl immer an mir haben würde, für mich zu behalten und den beiden Jungs ihre Hoffnung zu lassen. Mein Körper kannte ich trotzdem am besten und ich hatte schon ein negatives Gefühl, dass es wohl sehr schnell bergab gehen könnte.
Lukas und ich lagen uns wieder ewig im Arm und nun sprach ich wieder: "Tut mir leid Hase, dass ich immer so negativ bin. Natürlich will ich jede Sekunde mit dir genießen. Außerdem steht nix anderes mehr auf meiner Agenta, außer irgendwann diesen doofen Namen Schmidtke abzulegen und endlich Strobel zu heißen."
Wir grinsen uns an. Es war ein angestrengtes Lächeln, das war mit Sicherheit uns beiden anzusehen und nicht nur Lukas. Wir versuchten beide gute Mine zum bösen Spiel zu machen. Doch innerlich waren wir beide gebrochen.

Wir konnten im Endeffekt nur die nächsten Untersuchungen abwarten und hoffen, dass ich auf den Beinen bleiben würde und nicht wieder einen Zusammenbruch erleide.

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt