* Lebensretter *

73 5 0
                                    

Wieder war ein dreiviertel Jahr vergangen, es war Herbst und den ganzen Sommer lang waren wir gemeinsam auf diversen Festivals unterwegs.
Mittlerweile liebte ich die Festivals mehr, als die normale Tour, weil ich immer wieder neue Bands sah, die ich total toll fand und ja - ich gebe es zu, es auch voll ausnutzte, dass ich Backstage nah an ihnen dran war, um Selfies zu machen. Dabei half mir Harry natürlich ungemein, denn er war der "Anlocker" und viele der Stars kuschelten ihn durch und schon hatte ich mein Selfie in der Tasche. Ich war ein richtiger Fotojäger geworden. Außerdem waren bei Festivals, Lukas Auftritte nicht sonderlich lang, je natürlich wann er auftrat, und geplant werden musste auch nicht so viel, sodass wir immer mehr Zeit zusammen verbrachten, als auf einer herkömmlichen Tour. Wir schauten uns viele Shows an. Von hinter der Bühne und teilweise auch inkognito von vor der Bühne. Es war ein Segen, dass Lukas relativ selten von Fans angesprochen wurde. In die Karten spielte uns auch, dass er doch recht unbekannt war. Jeder kannte den Drogen Song, aber keiner das Gesicht dazu, sodass wir auch Stadtbummel ohne große Probleme machen konnten.

Es ging also wieder auf eine zwei Monatige Tour und dieses Mal war ich garnicht gut drauf. Ich fühlte mich krank, doch war es nicht wirklich. Ich war heilfroh, dass wir diesesmal sehr oft in Hotels schliefen und weniger im Tourbus, denn ich brauchte irgendwie ein halbwegs normales Bett und eine heiße Dusche, die einen natürlich auch von den Locations gestellt wurde, aber es war nie das selbe, wie in einem schönen Hotel.
Jeden Morgen wachte ich auf und hatte keinen klaren Blick, alles schien verschwommen, aber das legte sich im Laufe des Tages, genauso wie die Kopfschmerzen, mit denen ich fast täglich zu kämpfen hatte.
Aber sowas behielt ich immer für mich. Ich erzählte niemanden von irgendwelchen Weh Wehchen die ich hatte, denn ich hatte keine Lust auf Mitleid oder irgendwas in der Art.
Lukas bemerkte zwar, dass ich nicht wirklich die war, die er kennenlernte, doch ich schob alles auf den Stress, den die Tour immer mit sich bringen würde.
Auch Harry war anders gegenüber mir. Er war sensibel und legte sehr oft seinen Kopf auf meinen Schoß, obwohl er es in der Regel nie lassen konnte mich abzuschlecken, tat er das so gut, wie nicht mehr. Als spürte er schon die ganze Zeit, dass irgendetwas faul war.

Es lief die ganze Tour so und endlich waren wir nach zwei Monaten bei Lukas letzten Gigs in Berlin angekommen und meine Stimmung hob sich wieder. Denn endlich hatte ich wieder unser kleines Haus im grünen vor den Augen. Endlich wieder Zeit und Normalität. Während der Konzerte in Berlin schliefen wir immer in der Neuköllner Wohnung.
Der erste Konzertabend war gelaufen und ich atmete tief ein, als ich mich darin ins Bett fallen ließ. Es war schön wieder zu Hause zu sein, in einer gewohnten Umgebung. Ich brauchte das einfach.

Am nächsten Tag luden wir unsere Koffer wieder ins Auto und machten uns wieder auf den Weg zur Max Schmeling Halle an der das letzte Konzert stattfinden sollte und danach herrschte wieder eine Zeit lang Normalität.
Da am Vorabend nicht wirklich alles rund lief, fing alles wieder mit Proben an.
Lukas stand also auf der Bühne und brachte alle Checks hinter sich, während ich im Backstage saß.
Tom war leider nicht da, da er schon jetzt seinen neuen Job angetreten hatte und nun ein anderer Konzert Manager mit uns rumfuhr. Eigentlich schade, aber ich konnte meinen Bruder verstehen. Unser Marzahner Haus war auch schon so gut, wie verkauft, es lief halt in diesem halben Jahr alles zusammen. Vielleicht zu viel für mich, weswegen ich mich auch nicht gut fühlte.

Ich spielte gerade mit dem Handy rum als ich Harry's feuchte Nase an meiner Hand spürte. Er stupste mich sanft an und ich wusste nicht, was ihm fehlen würde, denn auch das kannte ich von dem Dicken nicht.
Aus Reflex wechselte ich einfach die Hundefutter Sorte in seinem Napf aus, vielleicht hatte er ja genug von Rind uns wollte nun mal Hühnchen haben, der feine Herr.
Doch darauf wollte er garnicht hinaus. Im Nachhinein betrachtet, wollte er mich schon warnen, doch ich verstand es nicht.
Als ich die Dose gebeugt in seinen Napf schüttete, hatte ich einen heftigen Stich in meinem Kopf. Es war stechend, brennend und bohrend zugleich, ich hatte nicht einmal mehr Kraft mich auf den Beinen zu halten, geschweige denn um Hilfe zu rufen.
Ich brach zusammen und alles wurde schwarz vor Augen.
Was danach passierte, kann ich euch nur aus Erzählungen weiter geben.
Weil rings rum kein Mensch weit und breit war, machte sich wohl Harry auf den zur Bühne und da er leider Angst vor Treppen hatte, machte er lautstark am Bühnenrand auf sich aufmerksam, bis Lukas endlich seine Proben unterbrach und schauen wollte, was da los sei.
Der Dicke bellte wohl ununterbrochen und biss sogar Lukas in die Hose und zog ihn ein Stück mit.
Lukas folgte ihm und dann sah er mich vor dem Futternapf liegen und nur noch flach atmen, sodass er sofort einen Krankenwagen rief.

Ich wurde irgendwann im Krankenhaus wach, allerdings erst am nächsten Tag. Lukas spielte sein Konzert noch professionell runter und solange er nicht da war, kam tatsächlich mein Bruder aus Hamburg angefahren, um neben meinem Krankenbett auf mich aufzupassen.
Wie gesagt ich wurde wach und starrte an die weiße Decke. Ein wenig Panik machte sich in mir breit, als ich die Schläuche in meinen Armen sah, doch das legte sich, als ich nach rechts Blicke und Lukas seinen Kopf auf meiner Bettkante liegen hatte, um ein wenig zu schlafen. Er hatte sogar noch sein Konzert Outfit an, sodass ich wusste, dass er unmittelbar nach seinem Auftritt zu mit gerast sein musste.

Doch was war nur passiert?

Dann stand er einfach so da... (Alligatoah Fan-Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt