"Aufstehen!", befahl Gandalf. Ich sah mich vorsichtig um und ging dann zum Fenster und sah draußen Beorn Holz hacken.
"Ich sollte als Letzte gehen", meinte ich, "Wir haben noch etwas zu klären." Ich wartete also drinnen bis alle Beorn vorgestellt wurden und er einverstanden war, sie aufzunehmen.
"Guten Tag", begrüßte ich ihn, und sein Gesicht erstarrte etwas.
"Was machst du hier?", fragte er grimmig.
"Bitte Beorn, wollen wir den Vorfall nicht vergessen, es tut mir wirklich leid", versuchte ich ihn zu besänftigen.
"Du hast mir ein Pony gestohlen!" "Es war ein paar Wochen später wieder da." "Honig geklaut!" "Ich hatte Hunger und keine andere Möglichkeit. Die Waldelben waren hinter mir her." "Die Waldelben verärgert!" "Bitte, das hat doch wirklich nichts mit dir zu tun! Und du kannst sie nicht leiden!"
"Meinetwegen", gab Beorn nach, "Dann bleib halt auch hier, aber nur weil ich gerade meinen freundlichen Tag habe und ihr hoffentlich schnell wieder geht!"
"Vielen Dank! Ich weiß wie schwer dir das fällt", bedankte ich mich und ging Gandalf hinterher ins Haus. Beorn ließ uns frühstücken und gab uns Ponys, dann machten wir uns auf den Weg in Richtung Waldelbenpfad.
Diesen Pfad war ich noch nie gegangen, wenn ich durch diesen Wald gegangen war, nutzte ich die alte Waldstraße, die seit einigen Jahren aber unpassierbar war. Wir ritten den ganzen Tag in einem schnellen Tempo, schneller als die Orks aber nicht. Als wir Rast machten war es schon dunkel, in der Ferne sah ich die Silhouette Beorns in seiner Bärengestalt sich gegen den Himmel erheben.
Er hinderte die Orks, anzugreifen. Sie waren nah.
"Hast du das gesehen?", fragte Bilbo und zeigte in die Richtung in der Beorn einige Sekunden zuvor zu sehen war.
"Ja", antwortete ich, "Er gibt auf seine Ponys acht und beschützt sie vor den Orks. Sie sind näher als du denkst." Nachdenklich nickte der Hobbit.
"Was hast du in der Stadt der Orks erlebt? Du warst ja einfach verschwunden", versuchte ich das Gespräch weiterzuführen.
"Ich bin mit einem Ork vom Weg gefallen. Ich habe gesehen, wie eine bleiche Gestalt ihn mitnahm und tötete, ich wurde nicht entdeckt. Dann hab ich den Weg raus gesucht", meinte er ausweichend und wandte sich ab. Das war nicht die ganze Wahrheit, aber ich wusste jetzt, dass Gollum noch lebt.
Am Morgen brachen wir wieder früh auf und kamen gegen Mittag am Tor zum Elbenpfad an. Gandalf ritt davon, er wurde anscheinend anderswo gebraucht.
"Nicht vom Pfad abkommen. Der schwarze Fluss führt vergiftetes Wasser, man kann ihn nur über die Brücke überqueren!", gab er uns mit. Die Luft im Wald war dick und schwer zu atmen, der Weg schien endlos durch den Wald zu führen.
Es war immer das gleiche, dämmrige Licht unter den Blättern. Die Zwerge schienen nach einiger Zeit wie benebelt, auch mir klebte das Gehirn wie die Spinnenweben, die hier überall waren. Bilbo zupfte an ihnen und die Netzte schwangen noch meterweit.
Lange Zeit später, ob Stunden, Tage, oder Wochen konnte ich nicht sagen kamen wir an dem Fluss, vor dem Gandalf uns gewarnt hatte, an, die Brücke war eingestürzt. Ehe ich mich versah, kletterten die Zwerge und Bilbo an den Bäumen über den Fluss, ich folgte ihnen und bis auf Bombur kamen auch alle unversehrt an. Er war tief und fest eingeschlafen und nicht aufzuwecken.
Irgendwann wurde Bilbo auf einen Baum geschickt, um unsere Position herauszufinden. Während ich unten wartete, verschwanden die Zwerge auf einmal. Ich spürte plötzlich einen scharfen Stich und konnte gerade noch herumfahren und die Spinne sehen, bevor ich zusammenbrach.
Das nächste was ich mitbekam war, dass ich voller Spinnenweben war und kopfüber hing. Dann fiel ich auf einmal nach unten, neben mir noch einige andere. Mühevoll befreite ich mich von den Spinnenweben und griff nach meinem Schwert.
Die anderen Zwerge lagen in der Nähe herum, Thorin regte sich als erstes.
"Alles in Ordnung?", fragte ich ihn. Er nickte und zeigte ein paar Meter hinter mich und sagte hasserfüllt: "Spinnen!" Ich fuhr herum, ich konnte Spinnen nicht ausstehen, man könnte sogar sagen ich hatte etwas Angst vor ihnen, was ich aber nie zugeben würde.
Schützend hielt ich mein Schwert vor mich und ein paar Sekunden später steckte es im Spinnenkopf. Die anderen Zwerge waren inzwischen auch wieder auf den Beinen und wehrten sich gegen die anströmenden Spinnen. Angeekelt verzog ich mein Gesicht und stacht mein Schwert in jede Spinne in Reichweite.
"Spinnen sind wohl nicht deine Lieblingstiere!", bemerkte Kili lachend.
"Nein, ganz und gar nicht", antwortete ich verbissen kämpfend, wie er nur in so einer Situation lachen konnte, "Wie kommst du denn darauf?"
Wir wurden regelrecht in die Enge getrieben, es schien als wären unendlich viele Spinnen in diesem verfluchten Wald. Auf einmal fielen die Spinnen zu Hauf aus den Bäumen und Elben tauchten auf. Sie waren verdammt schnell und hatten uns in Sekunden umkreist. Ich hoffe, sie wussten nicht mehr, wer ich war.
Uns wurden die Waffen abgenommen und sie führten uns in den Palast des Waldelbenkönigs, Thranduil. Wir liefen ihm direkt über den Weg, ich starrte alle Elben wütend an. Als er mich sah wirkte er überrascht: "Ich kann mich an euch erinnern, Lin, ein Wunder, dass ihr es geschafft habt so lange zu überleben. Sperrt sie alle in den Kerker."
Er war begeistert... Hoffentlich waren sie nicht wegen mir im Kerker gelandet, doch soweit ich wusste, mochte er keine Zwerge und daher war es egal, ob ich dabei war, oder nicht.
Unsanft wurde ich in eine Zelle gestoßen und setzte mich auf den Boden, so dass ich einen guten Überblick bekam, was um mich herum passierte. Thorin wurde von Wachen abgeholt und dann wahrscheinlich von Thranduil ausgefragt, die anderen versuchten die Zellentüren einzuschlagen.
"Das geht nicht!", klärte ich sie auf, "Glaubt mir, ich habs selbst versucht. Man muss auf eine Unachtsamkeit der Wache warten." Eine Weile später, die wir schweigend die Wände anstarrend verbracht hatten wurde Thorin zurückgebracht.
"Hat er einen Deal angeboten?", fragte Balin hoffnungsvoll.
"Ja, hat er. Ich habe ihm gesagt îsh kakhfê ai-'d dûr-rugnu auf seins und das seiner Sippschaft!", antwortete Thorin aufgebracht. Tja, wie es aussah war nicht nur ich nicht immer nett zu den Waldelben.
"Ein Handel wäre unsere letzte Hoffnung gewesen", meinte Balin bedrückt.
"Nicht unsere Letzte!", sagte Thorin. Ich flüsterte: "Bilbo, natürlich!"
Eine Weile später kamen zwei Elben an meine Zelle und musterten mich: "Lin? Ihr sollt zu Thranduil!"
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Lin, lonely fighter
FanfictionLin, eine ehemalige Bewohnerin des Erebors, erfährt von der Mission der Zwerge. Der Hass, die Verzweiflung und die Rachsucht sind das Einzige was sie noch antreiben. Sie schliesst sich der Gruppe an, um sich an Smaug zu rächen. Doch zugleich merkt s...