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Am Morgen sah ich mich im Erebor um, es war fast alles wie früher, nur es stank nach Drache und einiges war verbrannt.

In den Hallen in denen der Schatz war, über den ich nur staunen konnte, war Thorin. Er starrte gebannt auf das Gold und murmelte vor sich hin.

Ich hörte Schritte und Oin, Fili, Kili und Bofur kamen mit Bilbo im Schlepptau hereingerannt.

"Wieder gesund?", fragte ich Kili, woraufhin er nickte. Dann bemerkte Thorin sie auch endlich: "Willkommen, meine Schwestersöhne, im Erebor!"

Er warf Fili einen Rubin zu und sah dann wieder auf die Goldberge.

"Kommt, die anderen freuen sich sicher auch, euch wieder zu sehen!", meinte ich und lief voraus ins Esszimmer. Die Neuankömmlinge wurden freudig begrüßt und ich machte mich auf den Weg zur Wache.

Nach einer Weile, die ich dort gesessen hatte, sah ich in der Ferne eine Kolonne Menschen in Richtung Erebor laufen. Ich sprang auf und ging hinunter, um es Thorin zu berichten.

"Thorin, einige Menschen, die Überlebenden von Thal haben sich auf den Weg hierher gemacht!", erzählte ich, "Sie werden Gold wollen, um ihre Stadt wieder aufzubauen."

"Sie werden nichts bekommen!", sagte er scharf.

"Warum? Du hast es ihnen versprochen!", fragte ich und mein Bild von ihm brach in sich zusammen.

"Geh zurück auf den Wachposten, die restlichen sollen auch dorthin kommen!" Ich musterte ihn misstrauisch, er hatte sich verändert.

Trotzdem gehorchte ich ihm und suchte alle Zwerge und Bilbo zusammen. Kaum waren wir ein paar Minuten am Wachposten, kam auch Thorin und befahl: "Wir bauen eine Mauer, niemand soll hier herein kommen!"

Ich war verwundert und etwas enttäuscht von ihm. Ich hätte den Menschen zwar auch nur ungern was abgegeben, aber er hatte sein Wort gegeben.

Missmutig fing ich an, mit den anderen die Mauer aufzutürmen, erst kurz vor Morgengrauen waren wir fertig.

"Balin, warum macht Thorin das?", fragte ich den alten Zwerg als wir fertig waren, "Er benimmt sich wie sein Großvater."

"Er ist dem Gold verfallen, wir können nichts tun, er muss diese Krankheit allein besiegen!", meinte Balin.

"Ich mache mir Sorgen", gab ich zu, "Orks kann man töten, aber eine Krankheit, die man nicht heilen kann..."

"Das, mein Kind, ist Liebe", sagte er und stand auf. Verständnislos sah ich ihm hinterher. Ich? Meinte er das ernst?

Als ich mich ausgeruht hatte kam ein Bote ans Tor, Bard, er wollte verhandeln.

"Warum kommt ihr mit einer Armee?", fragte Thorin mit Blick auf das Elbenheer, das in Thal bereit stand.

"Warum verschanzt ihr euch wie ein Dieb in seiner Höhle?", fragte Bard zurück.

"Vielleicht weil ich erwarte beraubt zu werden!", brüllte Thorin. Schließlich ließ er sich überreden, mit Bard zu verhandeln, lehnte aber jedes Angebot ab. Fassungslos sah ich zu ihm, sagte aber nichts, wenn Balin recht hatte, könnte man nichts ändern.

Bilbo hatte es schon versucht.

"Sucht den Arkenstein!", befahl Thorin und drehte sich um.

"Das kann ja ewig dauern!", stellte ich mit einem Blick auf die unermesslichen Goldberge fest. Bilbo zuckte mit den Schultern und fing an im Gold zu wühlen.

Unmotiviert half ich mit, ich wollte den Arkenstein zwar unbedingt finden, aber Krieg braute sich zusammen, und das war jetzt wichtiger als dieser Stein.

Den ganzen Tag durchsuchte ich Goldberge, immer mit dem Gedanken an den bevorstehenden Krieg und Thorin. Als wir endlich die aussichtslose Suche abbrechen durften war es schon spät und ich ging direkt schlafen, denn wenn Krieg kommen würde, wäre es ratsam, ausgeschlafen zu sein.

Trotzdem lag ich noch lange wach und dachte über Balins Worte nach.

Als ich am Morgen aufstand waren die Meisten schon auf den Beinen und rüsteten sich mit Waffen und Rüstungen. Ich gesellte mich dazu und stockte meine Waffen auf.

"Zum Tor!", rief der Wachhabende Zwerg, "Sie kommen!" Ich sah auf das riesige Elbenheer.

"Thorin, die können wir nie alle besiegen, wir sind in der Unterzahl!", sagte ich ihm überflüssigerweise, "Du weißt, ich würde soetwas nie sagen, aber es sind zu viele!"

Bard und Thranduil traten aus der Menge. "Wir nehmen das Angebot an. Das was uns gehört für das was euch gehört!", rief Bard.

"Ihr habt nichts!", brüllte Thorin zurück, "Nichts was ich will!" Wortlos zog Bard den Arkenstein aus seinem Mantel und hielt ihn ins Sonnenlicht. Er war wunderschön, glitzerte in allen Farben.

"Das ist ein Trick. Der echte Stein liegt im Berg!", rief Thorin wütend. Wie sollten sie an den Stein gekommen sein? Außer ihn zu klauen.

"Nein, Thorin, ist es nicht", Bilbo trat hervor, "Ich hab ihnen den Stein gegeben."

"Dieb!", schrie Thorin ihn wütend an und kam bedrohlich näher.

"Nein", behauptete Bilbo, "Ich bin zumindest ein ehrlicher Dieb. Ich wollte ihn dir schon geben, viele Male!"

"Werft ihn über die Mauer!", befahl Thorin und packte Fili, der sich nicht rührte.

"Na gut, dann mach ich es eben selbst", Thorin schnappte sich Bilbo und zog ihn auf die Mauer.

Lin, lonely fighterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt