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"Das aber auch nicht!', meinte Bilbo leise und zog mich vorsichtig weg.
Ich lies es geschehen.
Ich folgte ihm, Bilbo, Dwalin und einigen anderen zu einem Heiler, der meine Schulter wieder zusammenflicken sollte und sich um die ganzen Prellungen und alles andere kümmern sollte.
Die nächsten Tage lag ich apathisch im Heilerzelt und rührte mich kaum, aß nicht.
Ich starrte die ganze Zeit den Ring an, den Thorin mir gegeben hatte, ich wusste nicht genau, was er bedeutete, aber er war wichtig, da war ich mir sicher.
Balin kam dann, eines Abends zu mir, gefolgt von Gandalf.
"Du kannst nicht einfach bloß rumliegen, steh auf, morgen ist die Beerdigung!", fuhr Gandalf mich an. Ich funkelte ihn wütend an.
"Was er sagen wollte ist, ob du nicht zufällig einen Ring von Thorin hast?", meinte Balin freundlich.
"Er hat mir den hier gegeben", ich hielt den Ring hoch und Balin sah mich ehrfürchtig an.
"Meine Königin", sagte er und verbeugte sich, "Ihr werdet gebraucht. Das Zwergenvolk braucht einen Anführer!"
"Warte, was?", fragte ich und setzte mich aufrecht hin, "Hör auf mit dem Scheiß! Das ist gruselig!"
"Das ist der Ring, den der Anführer der Durins trägt. Das bist jetzt du!", erklärte Gandalf.
Er schmiss mir einen Stapel Klamotten hin.
"Ein Grund mehr, dass du jetzt aufstehst und dich da draussen nützlich machst!", er sah mich streng an.
"Wie kann das überhaupt sein? Ich bin keine Durin!", warf ich ein.
"Woher willst du das wissen, niemand weiß wer du bist! Jetzt geh da raus und Gib deinem Volk den Anführer, den sie brauchen!", er ging mit wehendem Mantel, gefolgt von Balin hinaus.
Ich stand auf und zog die Kleidung an, immer noch überrumpelt von der Situation.
Gandalf und Balin standen vor der Tür und begleiteten mich zu einem Ratstreffen, in dem besprochen wurde, was mit dem Durinsvolk geschehen sollte.
Alle Zwerge der Gemeinschaft, die noch lebten, waren da.
Als ich eintrat hob Balin meine Hand mit dem Ring hoch und ich lächelte gequält.
Fast augenblicklich sprangen alle Zwerge auf und verbeugten sich ehrfürchtig.
"Meine Königin!", erklang es fast synchron.
"Thorin hat eine gute Wahl getroffen!", sagte Dwalin.
"Ich war die Einzige die da war", sagte ich etwas zu giftig und nahm am Kopfende des Tisches platz und versuchte mit der neuen Situation klarzukommen.
Balin setzte sich rechts von mir, Gandalf links.
Es gab eine Menge zu tun und schon bald schwirrte mir der Kopf von all den Informationen.
Erst mitten in der Nacht waren wir fertig, vor der Tür wartete schon ein jüngerer Zwerg, der mich in mein neues Zimmer brachte, eines der Größten im Berg.
Dort wurde mir genau rechtzeitig eine heiße Suppe gebracht, inzwischen hatte ich ziemlich Hunger, die ich noch schnell aß, bevor ich ins Bett fiel.
Am nächsten morgen kam direkt ein Heiler, gab mir nochmal Medikamente und ließ dann das Frühstück bringen.
Wenig später kam Bilbo herein und leistete mir etwas Gesellschaft bis ich losging um bei der Beerdigung zu sein.
Ich kam viel zu früh und hatte so den Raum und die drei toten Zwerge ganz für mich. Bis auf ein paar Worte wollte ich nichts sagen.
Ich bemühte mich, die Tränen herunterzuschlucken und so königlich zu sein, wie alle es von mir erwarten würden.
Immerhin hatte ich jetzt eine Aufgabe, eine verdammt wichtige Aufgabe, die mir verbot in der Vergangenheit zu leben.
Aber etwas Zeit zum trauern wollte ich schon haben, ich vermisste Thorin schmerzlichst, er wäre der Beste König gewesen. Und jetzt musste ich sein Vermächtnis bewahren, die beste Königin sein, die ich sein konnte.
Ich sah Thorins Leiche an und schwor mir, immer gut für unser Volk zu sorgen. Nie zu vergessen für wen ich das tat.

Langsam kamen immer mehr dazu, nicht nur Zwerge, es waren unglaublich viele.
Ich sagte ein paar Worte, aber nicht viel, ich hatte Angst, dass ich weinen müsste, Balin übernahm das meiste Reden, das konnte er sehr gut. Ich würde ihn zu meinem Berater machen, er wäre gut dazu geeignet. Er war schlau und konnte gut überzeugen, war Thorin treu ergeben.
Ich blieb noch länger bei den Gräbern, es war alles still.
Auf dem Gang begegnete ich Thorins Vetter Dain, der Herrscher der Eisenberge.
Er sah mich grimmig an: "Wenn ich nur eine einzige Beschwerde über dich höre, werden wir dich absetzten!" Dann lachte er laut und schlug mir auf die Schulter.
Ich zuckte zusammen, es tat noch immer verdammt weh, lächelte dann aber: "Gut, und wenn du nicht gut für die Zwerge sorgst passiert das Selbe!"
Wir unterhielten uns eine Weile, er war ruppig aber eigentlich ganz okay. Mit Sicherheit ein guter König.
Und das erste Bündnis war damit auch schon geknüpft. Ich hatte die Armee der Eisenberge hinter mir stehen.
Der Leichenschmaus fand in einer großen Halle statt, in der so ziemlich jeder Zwerg der Gegend anwesend war.
Einige bedachten mich mit misstrauischen Blicken, andere mit Neugierigen oder Abwertenden. Ich würde mich hier durchsetzen müssen.
"Zwerge des Erebors und alle anderen", erhob ich die Stimme, einen Krug Bier in der Hand, "Ein guter König ist von uns gegangen, doch der Erebor war sein Geschenk an uns, werden wir es in Ehren halten und uns gerne an Thorin, Fili und Kili erinnern. Sie sind im Kampf um unsere Heimat mit vielen anderen gestorben, die wir lieben. Trinken wir auf sie alle!"
Ich hob den Krug hoch über meinen Kopf und alle taten es mir nach und riefen Namen von den im Kampf gefallenen, "Unsere Aufgabe ist noch nicht getan, es wird lange dauern, vielleicht länger als wir es erleben werden, aber es wird alle Opfer wert sein. Der Erebor wird wieder in altem Glanz strahlen, wir werden nie die Helden vergessen, die uns das ermöglicht haben. Unsere Heimat, unser Herzstück aller Reiche ist wieder da- und wir werden ihn verteidigen! Doch zuerst werden wir feiern! Wir feiern unsere Helden, die im Kampf gestorbenen und die Überlebenden!"
Ich nahm einen tiefen Schluck aus meinem Krug und setzte mich wieder an das Kopfende des langen Tisches.
Es wurde laut in dem Raum, viele Trinksprüche fielen, Geschichten wurden erzählt.
Ich bemühte mich, fröhlich zu sein, aber ich vermisste die Anwesenheit von Thorin zu sehr.
Es war im letzten Jahr selbstverständlich geworden, dass er immer da war, so dass nun eine um so größere Lücke war.

Lin, lonely fighterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt