achtzehn

2.8K 295 44
                                    

"Alexander Gideon Lightwood, was geht hier vor sich?"
So geweckt zu werden, ist übrigens keine sehr angenehme Art und ich hebe träge den Kopf. "Beruhige dich, Cat. Warum schreist du denn so?" Sie starrt mich an. "Was los ist? Sag du es mir. Wie sieht es in der Küche aus? Hast du getrunken? Wo ist Dot? Warum sitzt du hier?"

Müde stehe ich auf und schlurfe hinaus, während sie mit folgt. "Alec?" fragt sie schon fast hysterisch. "Dann sind zu viele Fragen für diese Uhrzeit und das ohne Kaffee. Schläft Magnus noch?" brumme ich. "Nein, Ragnor ist auch da und macht ihn gerade zum Frühstück fertig. Wir waren sehr verwundert, wie es hier aussieht und Dots Auto stand nicht vor der Tür und in deiner Wohnung warst du nicht und...."

"Cat. Komm runter." fahre ich sie an und sie zuckt zurück. "Entschuldige, ich wollte dich nicht anschreien, aber wie du siehst, geht es uns allen gut und wir leben noch. Also gib mir um Himmels Willen zehn Minuten um zu pinkeln und mir wenigstens durch das Gesicht zu waschen."

Sprachlos nickt sie. "Warte in der Küche auf mich und bitte koch Kaffee." Wieder nickt sie und ich laufe hoch in meine Wohnung. Schnell springe ich unter die Dusche, erledige alles Nötige und stehe schon fünfzehn Minuten später umgezogen und mit feuchten Haaren in der Küche, wo Cat mir tatsächlich wortlos einen Kaffee reicht. Das Chaos hat sie beseitigt und sehnsüchtig blicke ich zu der Stelle, an der Magnus mich beinahe geküsst hätte.

"Also, was war hier los?" fragt Cat noch einmal und ich blinzel sie an. "Gegenfrage. Warum kommen du und Ragnor gleichzeitig hier an?" Schlagartig wird sie feuerrot und ich grinse. "Es ist nicht so, wie du denkst. Sein Auto ist nicht angesprungen und er hat mich lediglich gefragt, ob ich ihn mitnehmen kann. Fall gelöst. Jetzt zu dir."

Ich trinke noch einen Schluck. "Magnus denkt, wir hassen ihn alle, er hatte einen kleinen Ausbruch. Sozusagen eine kleine Panne, aber wir haben den Schaden behoben und es geht ihm gut. Dot war allerdings mit den Nerven am Ende und ich hab sie nach Hause geschickt. Ende." Kritisch beäugt mich meine Freundin. "Ende? Und wie kommt er darauf, dass wir ihn hassen?" fragt sie und ich seufze. "Zwischen ihm und mir gab es ein Missverständnis und weil er deswegen so eine zauberhafte Laune hatte, hat er gemeint, alle sind gegen ihn. Zufrieden?"

Sie schüttelt den Kopf. "Nicht so wirklich. Du verschweigst mir doch etwas, Alec. Ich kenne dich." Ihre Stimme klingt misstrauisch und ich versuche nicht einzuknicken. Dann schreit sie auf und bohrt ihren Zeigefinger in meine Brust. "Ha. Du magst ihn. Ist es nicht so?" Ich versinke fast in meinem Kaffee und zucke mit den Schultern. "Sag mir die Wahrheit. Bist du etwa verknallt in ihn?" Was ist los? Steht das auf meiner Stirn oder was?

"Ich mag ihn, ja aber wir haben beschlossen, wir sind nur Freunde. Er steht nicht auf Männer und damit bin ich wohl raus." Sie zieht die Stirn kraus. "Was? Wieso denn? Hat er dir nicht gesagt...."

Weiter kommt sie nicht, denn Ragnor kommt herein. "Magnus wäre dann soweit, Alec. Guten Morgen erstmal. Großartige Leistung, mein Freund." Anerkennend klopft er mir auf die Schulter und lächelt dann Cat an. "Frühstückst du mit uns?" fragt er und sie strahlt. "Ja, gerne." Er nickt und wendet sich wieder an mich.

"Er hätte gerne heute Pfannkuchen." sagt er und ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Was ist denn da los?" Ragnor grinst. "Das hat er früher immer gegessen, wenn er einen zu viel getrunken hat. Also, Cat kommst du?" Sie nickt und wirft mir noch einen Blick zu. "Wir reden später nochmal." raunt sie mir zu und geht hinaus.

Als ich nach einer halben Stunde frische Pfannkuchen und Kaffee serviere, lächelt Magnus mich an und ich kann nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. "Alexander, was auch immer ich gesagt habe, ich entschuldige mich." begrüßt er mich. "Schon gut. Ist nichts passiert." sage ich augenzwinkernd. Erleichtert atmet er auf und ich balanciere das Tablett zu ihm. "Zum Glück. Ich dachte schon, ich hätte etwas unpassendes zu Ihnen gesagt. Ich kann mich kaum noch erinnern." In meinem Kopf überschlägt sich alles.

Er siezt mich wieder und weiß nicht mehr, dass er mich beinahe geküsst hätte? Das ich ihm gesagt habe, wie gern ich ihn habe? "Alexander." ruft er aber da ist es auch schon passiert. Vor Schreck habe ich das Tablett schief gehalten und alles kippt um. Mit einem lauten Klirren rutschen die Tassen herunter und der Kaffee ergießt sich auf dem Teppich. Bevor ich reagieren kann, liegen die Pfannkuchen ebenfalls am Boden.

Wie erstarrt stehe ich da und sehe auf die Bescherung. Cat springt auf und fasst mich am Arm. "Alles in Ordnung, Alec?" Ich nicke. "Es tut mir sehr leid. Ich hab wohl zu wenig geschlafen." murmel ich und bücke mich nach den Scherben. Tränen sammeln sich in meinen Augen und halb blind, krieche ich auf dem Boden herum. "Es ist nicht schlimm. Alec. Lass es liegen. Ich mach das schon." Ich kann nur nicken und sie zieht mich wieder nach oben.

Ich bin nicht in der Lage Magnus anzusehen und sehe hilflos zu Cat, die ihre Stirn runzelt, als sie mich betrachtet. "Vielleicht solltest du dich hinlegen. Ich mache neues Frühstück. Kein Wunder, dass du so fertig bist. Du hast dir noch nicht einen freien Tag genommen. Ist doch okay wenn er heute einen Tag Urlaub nimmt, oder Magnus?" plappert sie los und ich sehe sie kurz an und stürze dann hinaus.

Ich ertrage das gerade nicht und ich bin froh, dass Cat die Lage erkannt hat und mir zur Seite gestanden hat. So schnell wie möglich, laufe ich nach oben, streife meine Schuhe ab und lasse mich ins Bett fallen. Erst jetzt fällt mir auf, dass Magnus kein Wort gesagt hat und ob ich will oder nicht, ich zittere am ganzen Körper. Nur mit Mühe zerre ich meine Decke über mich und versuche die Augen zu schließen.

Free meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt