"Alexander." Die Stimme lässt mich wieder zur Besinnung kommen und als ich die Augen öffne, finde ich mich noch immer auf dem Boden der Umkleide. Der Rollstuhl liegt neben mir und ich brauche einen Moment, bis ich realisiere, dass Magnus meinen Namen gerufen hat. Träge drehe ich den Kopf und sehe, wie er neben mir liegt. Er ist knallrot im Gesicht und er schwitzt.
"Magnus, geht's dir gut?" murmel ich und er lacht trocken. "Ich bin nicht derjenige, der umgefallen ist. Also, wie geht es dir?" Ich fasse mir an den Kopf und kann eine kleine Beule ertasten. "Ich glaub ganz gut. Hab eine Beule." Er legt den Kopf auf den Boden und atmet erschöpft. Dann wird es mir bewusst.
"Wie bist du hierher gekommen?" frage ich und setze mich auf. "Mach mal langsam, sonst liegst du gleich wieder hier und bis nach oben zum Telefon schaff ich es wirklich nicht." höre ich ihn dumpf sagen und ich starre ihn an. "Bist du bis hierher gerutscht?" frage ich und er hebt den Kopf. "Gerutscht, gekrabbelt, gerobbt. Wie auch immer du es nennen magst." Erstaunt sehe ich ihn an. "Magnus, das ist großartig. Ich bin sprachlos." Wieder lacht er auf. "Ich hab einen Knall gehört und du hast nicht mehr geantwortet. Was blieb mir da anderes über?" Ich rutsche näher zu ihm und küsse ihn. "Danke, mein Retter. Ich versuch es mal mit aufstehen. Lass uns von hier verschwinden."
Tatsächlich haben wir es irgendwann bis ins Wohnzimmer geschafft, wo Magnus Dr. Roberts anruft und mit ihr spricht. Völlig erledigt liege ich auf dem Sofa und gespannt sehe ich meinen Mann an, als er fertig ist. "Sie kommt." sagt er. "Wieso das?" frage ich. "Na, sie will uns beide untersuchen." Ich schüttel den Kopf. "Mit mir ist alles in Ordnung. Es geht mir gut." murmel ich.
"Alexander, du bist umgekippt und hast dir dabei den Kopf gestossen. Das nehmen wir nicht auf die leichte Schulter. Sie soll sich zumindest mal die Beule ansehen, findest du nicht?" Er klingt wütend. "Du bist sauer auf mich." stelle ich fest und er funkelt mich an. "Ich bin nicht sauer auf dich, es macht mir eine Scheiß Angst, dass ich dir im Notfall nicht helfen kann. Wie kann man so unfähig sein wie ich?" Er klingt frustriert und ich sehe ihn an.
"Willkommen in meiner Welt, Magnus. Jetzt weißt du mal, wie ich mich fühle. Ich kann dir auch nicht helfen und das ist ein verdammt beschissenes Gefühl." Ich werde nun ebenfalls wütend und wir funkeln uns an. "Das kann man doch gar nicht miteinander vergleichen. Ich bin ein Krüppel und du bist gesund." wirft er mir an den Kopf. "Du bist genau so gesund. Du kapierst das nur einfach nicht, es ist in deinem Kopf und wenn du das mal begreifen würdest, könnten wir beide längst an einem Strand spazieren gehen." motze ich ihn an und er wird blass.
"Du Arschloch. Ich arbeite jeden Tag daran, dir diesen albernen Wunsch endlich erfüllen zu können." schreit er und ich hole tief Luft. "Du willst doch gar nicht, das es funktioniert. Ist doch alles viel einfacher so für dich, Magnus." schreie auch ich jetzt. "Stop. Aufhören und zwar sofort." Ragnor und Cat stehen in der Tür und starren uns an. "Was ist hier los?" fragt Cat und sieht zwischen uns hin und her.
"Alexander ist umgefallen und ich konnte ihm nicht helfen aber dieser sture Bock meint, ich laufe mit Absicht nicht." brüllt Magnus und Cat zuckt zusammen. Sie eilt zu mir. "Ist alles in Ordnung, Alec?" fragt sie und ich seufze. "Ja, alles okay. Es ist nichts passiert. Magnus regt sich umsonst so künstlich auf." brumme ich. "Ahhh." schreit mein Mann und rollt aus dem Wohnzimmer. Ragnor sieht ihm nach und dreht sich dann zu mir. "Ihr habt beide einen Knall." jammert er und rennt seinem besten Freund hinterher.
Cat schüttelt den Kopf und setzt sich zu mir. "Das ist das erste Mal, dass ihr euch so streitet. Klär mich bitte auf." sagt sie und ich fasse mir an die Stirn. "Mir war schwindelig nach dem Schwimmen, ich bin umgefallen und Magnus hat sich quer durch den Raum bis zu mir gerobbt aber er ist ja lieber bockig und sieht seinen eigenen Erfolg nicht."
Cat klappt der Mund auf. "Er ist alleine bis zu dir gekommen?" fragt sie und ich nicke. "Ja. Was macht ihr eigentlich hier?" Sie seufzt. "Ragnor hat von dem Streit erzählt und ich habe darauf bestanden hierher zu kommen, damit die beiden sich vertragen. Wie es aussieht, war es eine gute Idee." Ich verziehe das Gesicht. "Ja, wahrscheinlich." Es klingelt und Cat sieht mich an. "Erwartet ihr Besuch?" fragt sie. "Magnus hat Dr. Roberts her zitiert."
Nachdem die Ärztin mich untersucht hat und außer der Beule nichts gefunden hat, sieht sie mich prüfend an. "Passiert Ihnen das öfter?" fragt sie und ich schüttel den Kopf. "Bisher noch nicht. Ich schlafe nicht so gut, vielleicht liegt es daran." Sie sieht mich prüfend an. "Erschöpfung." diagnostiziert sie. "Sie müssen mehr auf sich Acht geben. Es ehrt Sie, alles für Magnus zu tun aber Sie dürfen sich selbst dabei nicht vergessen. Ich verordne Ihnen Ruhe und wenn es nicht besser wird, schlafen Sie mal woanders." Ich werde blass. "Ohne Magnus meinen Sie? Das kann ich nicht." Sie lächelt. "Das kann ich gut verstehen, aber Sie brauchen Erholung."
"Wir finden eine Lösung." mischt sich Cat ein. "Ich passe persönlich auf, dass er sich mehr Ruhe gönnt." Ich sehe sie an. "Du machst mir Angst." sage ich. "Was willst du machen? Dich zwischen uns legen?" Sie wird rot. "Zur Not auch das." Dr. Roberts lacht. "Wenn es hilft, von mir aus. So, wo finde ich Magnus? Ich möchte ihn mir gerne ansehen." Sie klatscht in die Hände. "Ich bin hier." kommt es da von der Tür und als ich mich umdrehe, sehe ich meinen Mann mit Ragnor in der Tür stehen. "Dann kommen Sie mal her." fordert Dr. Roberts ihn auf und Magnus rollt näher heran.
DU LIEST GERADE
Free me
Hayran Kurgu(Abgeschlossene Geschichte) Alec Lightwood kennt die Schattenseite des Lebens nur zu gut. Er arbeitet als mittelloser Bäcker ohne Ausbildung und schlägt sich durch. Als er das Angebot bekommt für einen reichen Mann als Haushaltshilfe zu arbeiten, de...