zweiundvierzig

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Mein Bruder ist Magnus gegenüber sehr verhalten und ich kann ihm das nicht verübeln. Trotzdem lässt er sich widerstandslos die Krawatte von ihm binden und er bedankt sich artig bei ihm. Magnus hat ein feines Gespür dafür, was andere Menschen empfinden und so versucht er erst gar nicht, Jace in ein Gespräch zu verwickeln.

"Wir sollten langsam in den Garten. Der Friedensrichter ist schon da und die ersten Gäste haben sich schon gesetzt." verkündet meine Mutter, als sie von draußen wieder herein kommt. Plötzlich wirkt Jace nervös und ich nehme ihn zur Seite. "Was ist los?" frage ich leise und er beginnt zu schwitzen. Kleine Schweißperlen bilden sich auf seiner Oberlippe und ich lege beruhigend eine Hand auf seinen Arm.

"Ist es das Richtige?" murmelt er und ich reisse die Augen auf. "Also, wie lange seid ihr jetzt zusammen?" frage ich. "Das weißt du doch. Seit sieben Jahren." antwortet er. "Liebst du sie?" frage ich weiter und er nickt. "Warum?" Erstaunt sieht er mich an. "Warum? Weil sie die tollste Frau der Welt ist. Sie ist liebevoll, klug, wunderschön, kreativ, aufmerksam und sie wird mal eine tolle Mutter werden. Außerdem nimmt sie mich so, wie ich bin und unterstützt mich in allen Lebenslagen." Zufrieden nicke ich. "Immer noch Zweifel?" Er grinst. "Nein. Danke, Alec." Ich klopfe ihm auf den Rücken. "Jederzeit. Los geht's."

Draußen bleibt er nochmal kurz stehen und betrachtet die vielen Leute, die uns anstarren. "Beachte sie gar nicht. Es geht nur um Clary und dich. Die da sind nur Voyeure." raune ich ihm zu und er lacht leise. "Okay, dann wollen wir mal." Gemeinsam gehen wir nach vorne und ich stelle mich an seine Seite. Ich suche den Blick von Magnus und sehe, dass er neben meiner Mutter sitzt und mich anlächelt. Mir wird warm, als ich ihn betrachte. Wieder wird mir bewusst, wie sehr ich diesen Mann vergöttere. "Ich liebe dich." forme ich lautlos mit dem Mund und er versteht. Er erwidert es ebenso ohne dabei zu sprechen und Glück durchströmt mich.
Musik ertönt und dann kommt endlich die Braut herein.

"Clary, du siehst wunderschön aus." sage ich ihr eine Stunde später und sie lässt sich von mir in eine Umarmung ziehen. "Ich bin so froh, dass du da bist, Alec. Er hat dich sehr vermisst und ich auch." flüstert sie mir zu und ich hauche ihr einen Kuss auf die Wange. "Ihr habt mir auch alle sehr gefehlt." Sie lächelt. "Stellst du mir jetzt diesen wahnsinnig gut aussehenden Mann an deiner Seite vor?" fragt sie laut und sieht zu Magnus, der neben mir steht.

Stolz lege ich eine Hand auf seine Schulter. "Meine liebsten Schwägerin, dass ist Magnus, mein Mann. Magnus, das ist die wundervolle Clary und ihr seid jetzt wohl auch Schwager und Schwägerin." Clary grinst Magnus an. "So schnell kann es gehen Wir beide müssen unbedingt auf unser neues Verwandtschaftsverhältnis anstoßen, findest du nicht? Alec, ich entführe deinen Mann jetzt. Sag tschüss, Magnus." Er grinst ebenso. "Tschüss, Magnus." lacht er und die beiden verschwinden. Ich sehe ihnen hinterher und freue mich, dass sie sich scheinbar auf Anhieb so gut verstehen.

Gezielt mache ich mich auf die Suche nach meinen Eltern und finde sie gemeinsam mit Izzy an einem Tisch. Etwas angespannt setze ich mich dazu und sehe sie an. "Nun fragt schon." sage ich und hebe schon fast trotzig mein Kinn. Alle drei starren mich an und niemand sagt etwas. "Ich habt doch sicher Fragen und ich bin bereit, sie euch zu beantworten." seufze ich.

Meine Eltern werfen sich einen Blick zu und dann greift meine Mum nach meiner Hand. "Wir haben beschlossen, genau das nicht zu tun. Du bist erwachsen und wirst deine Gründe haben für deine Entscheidungen. Die Hauptsache ist, du bist wieder da und es geht dir gut." sagt sie fest und drückt meine Hand. "Wow. Okay, damit hab ich nicht gerechnet. Es tut mir leid, dass ich einfach gegangen bin." Meine Eltern nicken mir zu und lächeln.

"Eine Frage hab ich allerdings schon." platzt Izzy heraus und ich wende mich ihr zu. "Immer raus damit." sage ich. "Du und Magnus, ihr seid ein schönes Paar aber stört es dich nicht, dass er, naja." Sie bricht ab. "Das er nicht laufen kann?" frage ich und sie nickt. "Nein, Isabelle. Das stört mich ganz und gar nicht. Ich habe ihn genau so kennen und lieben gelernt. Den Rollstuhl sehe ich meistens gar nicht. Er ist einfach ein toller Mensch und wir ergänzen uns in allen Lebenslagen." sinniere ich und muss bei dem Gedanken an meinen Mann unwillkürlich lächeln.

"Genau so ist es. Ohne mich würde dein Bruder nur dummes Zeug machen, befürchte ich." ertönt auf einmal Magnus' Stimme hinter mir und ich drehe mich zu ihm um. "Hallo? So schlimm bin ich auch nicht." brumme ich gespielt beleidigt und er lacht. "Nein, schlimm nun wirklich nicht aber eben sehr eigensinnig." Er sieht meine Schwester an.

"Er hat Wochenlang behauptet, wir sind nur Freunde und jedesmal wenn ich etwas dazu sagen wollte, ist er abgehauen." grinst er und Izzy lacht laut. "Das passt zu Alec." Ich schmolle. "Woher soll ich auch wissen, dass du auf mich stehst?" frage ich und Magnus kommt näher. "Du hättest mich nur mal zu Wort kommen lassen müssen, dann wären wir schon viel eher ein Paar geworden." Ich lächel ihn an. "Ja, so bin ich. Stur und unwiderstehlich."

Ich gebe ihm einen kurzen Kuss und mein Vater räuspert sich lautstark. "Ich bin auf jeden Fall froh, dass ihr euch gefunden habt und ich hoffe, wir bekommen euch nun öfter mal zu Gesicht." Magnus nickt. "Ich habe mein Haus seit meinem Unfall nicht mehr verlassen. Heute ist es das erste Mal aber ich fühle mich hier sehr wohl und komme gerne öfter her, wenn ich darf."

Meine Mutter lächelt ihn warm an. "Wir bestehen darauf. Ihr seid jederzeit bei uns willkommen und ich kann es kaum erwarten, meinen Schwiegersohn richtig kennenzulernen." In meinem Hals bildet sich ein Kloß, denn es rührt mich zutiefst. Womit habe ich so ein Glück verdient?

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