fünfunddreißig

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Ich muss eingenickt sein, denn ich schrecke hoch, als Ragnor mich am Arm berührt. "Alec. Lass uns nach Hause gehen." sagt er leise und verwirrt kneife ich die Augen zusammen. "Ich will zu Magnus." sage ich und springe auf. "Er schläft jetzt." antwortet er und vermeidet es mir in die Augen zu sehen. "Okay, dann warte ich, bis er aufwacht." erwidere ich entschlossen. "Ragnor, was ist los?" fragt Cat ernst und Ragnor fährt sich über sein Gesicht. "Magnus ist erschöpft, er braucht jetzt viel Ruhe, okay?" Er klingt müde und ich werde misstrauisch. "Dann setze ich mich an sein Bett und warte da, bis er aufwacht. Ich gehe hier nicht weg."

"Alec, er will dich nicht sehen." herrscht er mich an und ich starre ihn an. "Er will mich nicht sehen?" wiederhole ich tonlos und lasse mich zurück auf den Stuhl sinken. "Moment mal, was ist hier los?" mischt Cat sich ein und Ragnor seufzt. "Ich weiß es nicht. Wir haben geredet und plötzlich hat er gemeint, er will Alec nicht sehen. Es tut mir so leid."

Wie in Schockstarre nicke ich nur und Cat versucht mich in den Arm zu nehmen. "Schon gut. Geht nach Hause. Ich bleibe hier, falls er es sich anders überlegt." murmel ich. Ragnor starrt mich an und nickt schließlich. "Okay, komm Cat. Ach ja, Alec?" Ich sehe zu ihm hoch. "Magnus liegt in Zimmer 32. Du bist berechtigt ihn zu besuchen, dafür habe ich gesorgt." sagt er und ich nicke. "Danke."

Besorgt sehen die beiden mich an, bis sie mich alleine lassen. Warum will er mich nicht sehen und was verbirgt er vor mir? Gibt er mir die Schuld daran, was passiert ist? Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich und nach einer Weile stehe ich entschlossen auf und mache mich auf den Weg zu Magnus Zimmer. Ich lasse mich nicht zurückweisen und ich werde mich an mein Versprechen halten, ihn nicht alleine zu lassen.

Die Krankenschwester, die in seinem Zimmer steht und auf einer Maschine herum drückt, sieht auf, als ich in der Tür stehe. "Sind Sie sein Freund?" fragt sie und ich nicke. "Alec Lightwood. Wie geht es ihm?" Sie sieht kurz zu Magnus, der zu schlafen scheint. "Machen Sie sich keine Sorgen. Es geht ihm gut. Er braucht nur ein bißchen Ruhe. Setzen Sie sich ruhig zu ihm." Freundlich lächelt sie mich an und deutet auf den Stuhl neben dem Bett. "Ich lasse Sie jetzt alleine. Klingeln Sie einfach, wenn was ist."

Ich sehe ihr noch hinterher und setze mich dann zögerlich auf den Stuhl. Eine Weile betrachte ich den schlafenden Magnus, bevor ich seine Hand ergreife und vorsichtig streichel. "Schlaf Magnus. Schlaf und erhol dich, aber jag mir nie wieder so einen Schrecken ein." flüster ich und lege meinen Kopf auf das Bett. Müdigkeit übermannt mich und wenig später bin ich eingeschlafen.

Als ich wach werde, ist es schon hell und ich reisse den Kopf hoch. Magnus starrt mich an und ich räuspere mich. "Ich bin wohl eingeschlafen." sage ich heiser und er nickt. "Hat Ragnor dir nicht gesagt, dass du nach Hause gehen sollst?" fragt er und ich nicke. "Hat er aber ich habe dir versprochen, dich nicht alleine zu lassen." erwidere ich. "Warum wolltest du mich nicht sehen?"

Er weicht meinem Blick aus. "Alexander, es macht doch alles so keinen Sinn. Wir beide passen nicht zusammen und es ist besser, du suchst dir einen anderen Mann und auch einen anderen Job. Ich bin ein einziges Minenfeld und das kann und will ich dir nicht weiter antun. Du hast etwas Besseres verdient, also geh einfach."

Ich reisse die Augen auf. "Wie bitte? Machst du gerade Schluß mit mir?" frage ich entsetzt und er nickt. "Genau das mache ich. Geh, bevor es zu spät ist." Ich versuche die Tränen zurück zu halten, die in meinen Augen brennen. "Zu spät für was?" flüster ich. "Bevor es zu intensiv wird mit uns. Bevor ich mich noch mehr in dich verliebe und dich dann gehen lassen muss. Bevor du richtige Gefühle für mich entwickeln kannst. Bevor du..."

"Ich liebe dich." falle ich ihm ins Wort und er erstarrt. "Was?" fragt er. "Ich sagte, ich liebe dich, Magnus. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen." Seine Augen füllen sich mit Tränen. "Nein, das darfst du nicht, Alexander. Ich bin nicht gut für dich und werde dich nur unglücklich machen. Das hast du nicht verdient." sagt er und eine Träne fließt über seine Wange.

Ich schüttel den Kopf. "Ich kann nicht." flüster ich und jetzt weint er wirklich. "Ich kann nicht einfach gehen und dich vergessen. Wie auch? Mein Herz gehört dir. Noch nie hatte ich solche Angst, wie heute Nacht. Der Gedanke daran dich zu verlieren, war unerträglich. Ich denke nicht, dass ich noch ohne dich leben kann." Ich stehe auf und setze mich zu ihm auf das Bett. Er beisst sich auf die Unterlippe und ich kann sehen, wie sehr er versucht sich zusammen zu reissen.

Stumm breite ich die Arme aus und nach einigen Sekunden kuschelt er sich an mich. Fest ziehe ich ihn an meine Brust. "Ich liebe dich auch, Alexander." murmelt er und das ist der Moment, wo alles über mir zusammen bricht. Die Angst, die Erschöpfung, die Müdigkeit, die Sorgen und der Schock darüber, dass er mich nicht sehen wollte, das alles kommt jetzt heraus und auch ich beginne zu weinen. Hilflos klammern wir uns aneinander und mir wird bewusst, wie sehr wir einander brauchen.

Magnus und ich gehören zusammen und nichts und niemand wird uns trennen können. Er ist mein Leben und ich habe noch nie jemanden so geliebt wie ihn. Niemals werde ich ihn aufgeben.

Free meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt