dreizehn

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Seit diesem Abend ist Magnus Bane mir gegenüber distanzierter, als zuvor. Ich dachte, unser Verhältnis hätte sich drastisch verbessert, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Er ist schlecht gelaunt und hat an allem was zu meckern. Das Essen passt ihm nicht, seine Mitarbeiter sind nicht pünktlich genug, das Wetter ist nicht nach seinen Wünschen und die Temperatur im Haus ist ihm nie gut genug. Ich weiß nicht, was plötzlich mit ihm los ist, mir gegenüber ist er besonders unausstehlich und es trifft mich sehr.

Eine Woche ist seitdem gemeinsamen Tag vergangen und ich kann ihn mit Ragnor motzen hören. "Nein, vergiss es. Heute schwimmen wir nicht." sagt er gerade im Flur zu ihm. "Aber Magnus, es ist doch wichtig, dass du in Bewegung bleibst. Du hast schon die Physio verweigert und Andrew hat mir gesagt, dass du gestern auch so bockig warst. Was ist los mit dir?"

Ich lausche an der Küchentür und zucke zusammen, als mein Boss losbrüllt. "Ich will einfach nicht. Meine Ruhe, die will ich. Verschwinde, Ragnor. Raus." Ich höre Ragnor fluchen und dann ist der Lift zu hören. Keine zwei Sekunden später kommt der beste Freund meines Chefs in die Küche gepoltert. "Arschloch." murmelt er und sieht mich an.

"Sorry, Sie haben nichts gehört." sagt er und ich hebe unschuldig die Hände. "Was das angeht, bin ich taub." Er nickt und setzt sich an den Tisch. "Ich verstehe einfach nicht, was mit ihm los ist." sagt er dann und sieht mich an. "Wenn ich das wüsste. Heute hat er den Teller mit seinem Essen herunter geschmissen. Dabei war es ein saftiges Steak und das mag er so gerne. Seit Tagen rührt er mein Essen kaum an."

Nachdenklich trommelt Ragnor mit den Fingern auf die Tischplatte. "Ist letzte Woche irgendwas passiert, was ich wissen sollte?" Ich drehe mich schnell um, damit er nicht sieht, wie rot ich werde. "Nein, es ist nichts passiert. Im Gegenteil. Wir hatten viel Spaß. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich hab für heute Nachmittag seine Lieblingskekse gebacken. Das hebt hoffentlich seine Laune."
Er seufzt. "Ich hoffe es. Leider muss ich jetzt los, meine Mutter braucht mich. Kommen Sie alleine klar?" Ich nicke schnell. "Natürlich. Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn was ist, rufe ich an."

Ich bin mir nicht so sicher, ob es wirklich okay ist mit Magnus alleine zu sein, denn ich habe eine böse Vorahnung, dass sein Verhalten an mir liegt weil er gemerkt hat, dass ich auf ihn stehe. Nachdem er zu seiner üblichen Zeit nicht im Salon zum Kaffee erschienen ist und ich ihn im Erdgeschoss nirgendwo finden kann, lege ich das Gebäck und eine Tasse Kaffee auf ein Tablett und gehe nach oben. Vorsichtig klopfe ich an seine Tür und öffne sie, nachdem keine Antwort kommt.

"Magnus?" frage ich leise. Er liegt auf seinem Bett und starrt an die Decke. "Was wollen Sie?" fragt er grantig und ich komme näher. "Sie sind nicht nach unten gekommen. Da dachte ich, ich bringe Ihnen die Sachen nach oben." Er setzt sich auf und starrt mich feindselig an. "So, dachten Sie das?" knurrt er und als ich ihm das Tablett reichen will, schlägt er plötzlich darunter und der Kaffee landet auf meinem Shirt, während die Kekse umher fliegen. Sprachlos starre ich ihn an, während ich das Gefühl habe, von dem heißen Getränk verbrüht zu werden.

"Wissen Sie was, Magnus Bane? Sie sind ein arrogantes Arschloch, was am liebsten im Selbstmitleid badet und alle um sich herum mit Absicht verletzt. Ich kündige." Ich sage das sehr ruhig, denn ich will ihm unter keinen Umständen zeigen, wie nahe mir sein Verhalten geht. Das Tablett lege ich auf seinen Nachttisch, räume die Kekse auf und stelle die Tasse ebenfalls dazu. Er starrt mich an und sagt kein Wort.

Als ich zur Tür hinaus gehe, drehe ich mich noch einmal zu ihm um. "Ich werde Cat informieren, damit sie herkommen kann wenn ich gegangen bin. Alleine lassen kann man Sie scheinbar nicht." Ich mache die Tür behutsam zu und wie vor einer Woche lehne ich mich an der Wand an und versuche meine Gedanken zu sortieren.

Ich fasse es nicht, was er soeben gemacht hat und bin davon überzeugt, es ist besser, wenn ich gehe. Gerade will ich nach oben gehen, um meine Sachen zu packen, als die Tür aufgerissenen wird und Magnus mit völlig zerzausten Haaren und rotem Gesicht heraus rollt. "Sie sind noch da." stellt er fest. "Bin schon weg." antworte ich und will gehen. Magnus packt mich am Arm. "Bitte nicht." murmelt er und ich sehe ihn erstaunt an. "Wie bitte?" frage ich und er seufzt.

"Bitte gehen Sie nicht." wiederholt er und ich runzel die Stirn. "Wieso nicht? Es liegt scheinbar an mir, dass Sie auf einmal so eine Laune haben oder nicht?" Er schweigt und ich fühle mich bestätigt. "Alexander?" Noch immer hat er mich am Arm. "Was?" frage ich. "Es tut mir leid. Wirklich." sagt er leise und aus einem Instinkt heraus, knie ich mich neben ihn. "Magnus, Sie können nicht so mit den Leuten umgehen. Was ist los?" Ernst sehe ich ihn an, doch er vermeidet den Blickkontakt mit mir. "Ich weiß es nicht." antwortet er und ich lache trocken auf. "Doch, Sie wissen es also spucken Sie es aus."

Langsam hebt er den Blick. "Ich mag Sie, Alexander und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, genau das eben nicht zu tun. Es verwirrt mich und ich kann nicht mehr klar denken." Verblüfft über seine Ehrlichkeit, suche ich einen Moment die richtigen Worte. "Ich mag Sie auch, Magnus aber behandeln Sie mich und all die anderen nicht wie Dreck. Das hat niemand verdient. Ich mag zwar nur Ihre Haushaltshilfe sein, aber ich kann Ihnen auch ein Freund sein. Sie müssen es nur wollen."

Er kneift die Augen zusammen. "Ich will das. Sie tun mir gut, Alexander. Mit Ihnen kann ich auf einmal wieder lachen und ich möchte nicht, dass Sie gehen. Ich hab mich falsch verhalten und das tut mir sehr leid. Bitte bleiben Sie." Langsam nicke ich. "Dann schlage ich vor, Sie fahren schon mal nach unten und suchen die Pizzakarte heraus. Ich gehe mich umziehen und dann treffen wir uns im Wohnzimmer. Nur Sie und ich. Einverstanden?"

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