Ma übertrieb. Ich hatte noch ihre Worte von vorhin im Kopf, während ich aus dem Haus trat. Sie hatte mich an den Schultern gepackt und mir tief in die Augen geschaut.
„Halte dich von Rune fern. Halte dich von dem allen fern."
Es war schon fast so, als hätte sie versucht, mich zu hypnotisieren. Ryan hatte es mitbekommen und wollte wissen, wer Rune sei, aber Ma hatte nur abgewinkt.
„Das ist nicht wichtig", hatte sie gesagt. „Aber wenn ein Mann mit schwarzem Haar und grauen Augen versucht, mit Serafina zu reden, musst du mich sofort über dein Handy anrufen, verstanden?"
„Okay."
Nachdem sie mir noch einen ernsten Blick zugeworfen hatte, der vermutlich Wehe, du hältst dich nicht daran bedeutete, wurden wir raus gelassen.
Die Tür fiel hinter mir und Ryan ins Schloss. Nachdenklich ging ich die Treppe hinunter und wäre fast in jemanden hineingelaufen.
„Fina, da ist ja dein Freund", sagte mein Bruder erfreut und hüpfte neben mich.
„Er ist ein Freund, nicht mein Freund", erwiderte ich genervt.
Verlegen drehte ich mich zu Silvan um, der Ryans und mein kurzes Gespräch schmunzelnd verfolgt hatte.
„Hallo Silvan. Was machst du hier?"
„Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?", fragte er zurück.
„Äh, doch schon ... Ich meine nur ... Ich wollte nicht ..."
Verdammt! Wieso konnte ich nicht wie ein normaler Mensch reden? Wenigstens einen ganzen Satz bilden sollte ich...
Silvan lachte auf und klopfte mir auf die Schulter. Ryan grinste, bevor er anfing mit glänzenden Augen auf und ab zu hüpfen. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
„Ich wollte dich zur Schule begleiten", sagte Silvan.
„Äh, super!"
Ich schlug mir innerlich gegen die Stirn. Hätte ich nicht ein bisschen erfreuter klingen können? Es hatte sich bestimmt so angehört, als wäre ich überhaupt nicht begeistert darüber.
„Ich meine, ich freue mich wirklich", versuchte ich mich aus dieser Lage zu retten.
„Kommt ihr? Die Schule fängt gleich an."
Ich war noch nie so froh darüber gewesen, dass Ryan mein Gespräch mit anderen unterbrach. Als Dank würde ich ihm einfach später Kekse kaufen oder Ähnliches.
Silvan und ich beeilten uns, meinen Bruder einzuholen, der munter voran hüpfte. Hatte er einen Flummi verschluckt?
„Wo warst du gestern? Ich habe auf dich gewartet, aber du bist nicht gekommen", bemerkte Silvan.
Oh Gott, ich hatte das Eisessen mit ihm völlig vergessen. Ich hatte ihm nicht einmal Bescheid gesagt!
„Mist, es tut mir Leid. Ich hätte dich anrufen sollen. Meine Mutter hat auf einen Familienausflug bestanden und nicht geduldet, dass jemand zu Hause bleibt."
„Na wenn das so ist. Ich dachte schon, du hättest es mit Absicht gemacht."
„Nein! Ich wäre gekommen!", hielt ich dagegen.
„Gut. Wie wäre es dann stattdessen mit heute Nachmittag?"
Hatte ich schon was vor? Nicht das ich wüsste.
„Klar."
„Ich hole dich um 16 Uhr ab", sagte Silvan mit einem strahlenden Lächeln.
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Ruf des Meeres
FantasyBand 1 der Trilogie Nach einem Hai-Angriff auf ihren Bruder kümmert sich Serafina wo sie kann um ihn. Eines Morgens erzählt er seltsame Dinge. Da glaubt sie, er würde verrückt werden. Als auch noch ein neuer Schüler in ihre Klasse kommt und behaupt...