Chap. 2

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Sie schaute mir tief in die Augen und man sah ihr an, wie sie mit sich rang. " Mama, bitte sag mir, was es ist, das dich bedrückt. ", sagte ich ruhig. In mir entstand ein mulmiges Gefühl, welches sich als gerechtfertigt herausstellte, nachdem Mama ihren Mund öffnete. " Y/N, es tut mir so leid, aber wir konnten es dir einfach nicht eher sagen. Sie sind beide gestorben. ", Mama war den Tränen nahe. Mein Herz spührte ich zerreißen, doch konnte ihm keinen Grund zuordnen. " Wann? ", war das einzige, das ich mit unerklärlichen Schmerzen in der Brust und einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen hervorbrachte. " Vor dreieinhalb Monaten .. ", sie biss sich auf die Lippe um nicht anzufangen, zu schluchzen, doch ich nahm sie in den Arm. Sie fing an zu weinen und in mir schmerzte alles noch stärker. Ich konnte diesen Schmerzen kein Gefühl zuordnen, doch wusste ich, dass ich das fühlen müsste, aufgrund meines Verlustes. " Sie werden über uns wachen. Es geht ihnen jetzt gut, so frei von allen ihren Krankheiten. Sie waren schon alt, aber hatten ein schönes Ende. ", flüsterte ich ihr zu und strich ihren Rücken auf und ab. Nach einigen Minuten fing sie sich wieder und ich hatte, im Gegensatz zu ihr, nicht mit den Tränen zu kämpfen. Ich weinte sowieso nicht vor anderen und würde damit auch heute nicht beginnen. " Mama, Noah? Wenn ihr mich entschuldigen würdet, ginge ich jetzt meine Sachen packen. " Da sie beide nickten, führten mich meine Beine in das Zimmer, welches ich morgen für immer verlassen würde.

Ich machte meine Musik auf laut und ließ sie mich durchströmen. Musik ist schon lange, das einzige, das mich noch etwas fühlen ließ. Sie half mir und gab mir die Kraft, die ich zum Leben noch benötigte. Als ich alle meine Klamotten verstaut hatte, war es auch schon halb zwölf in der Nacht. Mama kam vorhin noch einmal rein, um mir mitzuteilen, dass unser Flieger um 8 Uhr abheben sollte, ich also spätestens um 4 Uhr aufstehen müsse. Zum Glück kann ich im Flugzeug den Schlaf nachholen, den ich diese Nacht höchstwahrscheinlich nicht bekommen werde. Alles, was mir irgendwie etwas bedeutet, nahm ich mit ins Handgepäck, den Rest, also Anziehsachen, legte ich in meinen Koffer. Oft hatte ich nämlich auch von Freunden gehört, dass Koffer gut und gerne mal verschwinden können, bzw. nicht verschwinden, sondern einfach irgendwie falsch gepackt worden o. Ä. Oh mein Gott.. nein nein nein! Ich werde meine ganzen Bücher nicht mitnehmen können! Ich rannte aus meinem Zimmer und weckte Mama damit. " Y/N? Was ist denn? Wieso bist du noch wach? ", fragte die nun zu tiefst verstörte Frau mich, da es, wie bereits gesagt, echt spät ist. " Meine Bücher! Ich kann sie nicht mitnehmen! ", sagte ich lauter, als nötig gewesen wäre. Sie lachte nur und sagte : " Keine Sorge, Liebes. Unsere Möbel und ebenfalls die in ihnen verstauten Dinge, werden uns nachgeliefert. Das heißt, sobald unser Haus fertig ist natürlich erst. Packe die besten Bücher ein und auf den Rest wirst du wohl noch ein wenig warten müssen. " Okay, das zu wissen, beruhigte mich. Aber meine schönen Bücher, oh nein .. ich entschuldigte mich, sie geweckt zu haben, und ging wieder in mein Zimmer. Dort verbrachte ich die ganze Nacht mit packen, aussortieren und fluchen, dass ich echt zu viele Bücher habe. Mein Zimmer bestand praktisch aus ihnen!

Im Endeffekt bekam ich diese Nacht tatsächlich absolut gar keinen Schlaf, weswegen ich jetzt auch einfach Frühstück vorbereiten werde. Nicht großes, nur zwei Brötchen für jeden, um nicht mit leerem Magen das Haus zu verlassen, denn wie man weiß, ist das nicht gesund! Es war sowieso schon halb vier, also kann ich mich ja schon bereit machen, nicht? Als ich erst Mama und dann Noah wecken gehen wollte, bemerkte ich, dass genau diese zwei Personen ganz dreist hinter mir standen. " Ach, ihr seid ja schon wach! Hier! Aufessen und dann ab geht's fertigmachen und zur Bahn. ", lächelte ich die beiden an. Sie lachten ebenfalls und aßen in Ruhe. Mit Koffern und Handtaschen verließen wir eine gute Stunde später das Haus und verabschiedeten uns von ihm. Immerhin lebten wir bereits seit 4 Jahren in diesem. Jetzt beginnt ein Abenteuer, von dem ich nie hätte, träumen können. Aber wollte ich das überhaupt?

Die Bahn brachte uns zum gewünschten Ziel und somit stiegen wir aus. Nach einiger Zeit und elendigen Strapazen saßen wir auch pünktlich im Flieger, welcher Punkt 8 Uhr abhob. Noah und Mama saßen beide hinten im Flugzeug, während ich einen Platz weiter mittig hatte. Neben mir eine Frau mittleren Alters. Wahnsinnig hübsch, aber auch wahnsinnig gesprächig. Wir verstanden uns gut und somit redeten wir die ganze Zeit. " Sunmi? Darf ich dich mal etwas fragen? ", wendete ich mich unsicher an sie. Irgendwie beschäftigte es mich wirklich sehr, dass ich in ein paar Stunden mit einem Jungen in meinem Alter im selben Haus wohnen werde. Ich habe Angst, dass wir uns nicht verstehen werden. " Natürlich Y/N! Was liegt dir denn auf deinem kleinen Herzchen? Ein Junge? ", fragte sie mich in süßer Stimmlage. " Nein, also ja. Es ist etwas anders, als du jetzt denken magst. Ich bin nicht verliebt oder ähnliches, aber meine Mutter, mein Vater und ich ziehen zu Arbeitskollegen, solange unser Haus noch nicht fertiggebaut ist. Diese Kollegen haben einen Sohn, welchen ich nicht kenne. Ich habe einfach keine Ahnung, wie ich mit ihm umgehen soll, da ich bisher noch nichts über ihn in Erfahrung bringen konnte. Was mach ich bloß, wenn er übertrieben das Arschloch ist? Oder was ist, wenn ich mit seinem Charakter einfach nicht klarkomme? Wohl oder übel werde ich für eine Weile mit ihm zusammenleben müssen, ob ich möchte oder nicht. ", brachte ich meine Gedanken auf den Punkt. Und ja, gegenüber fremden Leuten nenne ich Noah einfach Vater, weil es für diese einfacher zu verstehen ist. Sie seufzte hörbar und antwortete mir mit : " Ach Y/N. Das klingt wirklich nicht einfach. Ich möchte dir etwas mit auf den Weg geben, dass meine Oma früher immer gesagt hat, also höre gut zu und merke es dir. Höre auf dein Herz und lasse es im Licht der Liebe erblühen. Deine Gefühle werden dich ewig leiten. Wenn du dich im deuten von ihnen irrst, werden sie dich zwar verletzen, doch wenn du richtig hinhörst, werden sie dich zur vollendeten Glücklichkeit führen. Denn am Ende sind es immer die Gefühle, die gewinnen. ", sie stoppte kurz, atmetete ein und fügte : " Das alles wurde von einer Frau gesagt, die Jahrelang für ihre große Liebe kämpfen musste. Der ständig irgendwelche Steine in den Weg geschmissen und Hürden aufgebaut wurden. Sie kämpfte so lange, so verzweifelt, doch am Ende war es das mehr als wert. Sie wollte, dass ich das niemals vergesse, auch wenn ihre Wortwahl ein jährliches Mysterium ist, und genauso handle und ich möchte nun, dass auch du es dir zu Herzen nimmst. Wann immer du Probleme bei Entscheidungen hast, hör auf dein Herz, denn das wird dich wirklich glücklich machen und immerhin lebt man nur einmal. ", hinzu. Ich ließ mir ihre Worte durch den Kopf gehen und umso länger ich überlegte, umso klarer wurde alles. " Danke, Sunmi! Wirklich. Ich werde das niemals vergessen, glaube mir. ", dankte ich ihr ehrlich. Sie lächelte mich an und dann kam auch schon die Durchsage, das wir uns nun im Landeanflug befinden würden.

Jetzt bin ich bereit. Bereit, für mein neues Leben. Bereit, diesen Jungen kennenzulernen, auch wenn ich verdammt nochmal nichts weiß. Bereit, für alles, was auf mich noch zukommen wird.
Doch, habe ich das eventuell zu früh entschieden?

Geheimnisse vor deiner Zeit | [J.Jk x Reader]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt