Geheimnisse vor deiner Zeit | [J.Jk x Reader]

Chap. 17

Jungkook kam dir näher, du achtetest nicht darauf. Wusstest nicht, was er da tat. Er nahm dich in seine Arme und hielt dich fest. Du versuchtest dich, aus seinen Armen zu winden, auch wenn du es nicht wolltest. Schaffen, tatest du es ja auch nicht. Als er merkte, wie du kapituliertest, zog er dich näher zu seinem Stuhl. Du nutztest den Moment seiner Unaufmerksamkeit und verschwandst in dein angrenzendes Badezimmer, weintest.

Ich hab's versaut. Ich weiß es einfach! Jetzt wird er aufgeben, nicht weiter versuchen, mich zum Reden zu bewegen. Aber ich konnte nicht anders! Ich bin nicht stark, sondern schwach! Ich sitze jetzt gerade hier, heulend auf dem Badezimmerboden, aber das ist besser, als dies vor einer anderen Person zu tun. Zuzugeben, schwach zu sein! Ich brauche eine Umarmung .. jemanden der mir sagt, dass ich etwas wert bin, dass ich genug bin! Aber .. gäbe es wieder eine solche Person in meinem Leben, würde ich sie wieder verlieren. Ich würde wieder stehen gelassen werden, ersetzt werden. Sowas darf sich einfach nicht wiederholen, denn nochmal stecke ich es sicher nicht so ' einfach ' weg, das weiß ich.

Ich weinte eine gefühlte Ewigkeit, bevor ich zurück in mein Zimmer trat. Und siehe da, er war weg. Zum Glück .. aber da liegt ein Zettel auf meinem Kopfkissen. Hm, eine Nummer? Die von ihm? Der Klapse? Ah! Auf der Rückseite stand, ich solle ihn anschreiben. Aber warum? Wollte er mir den Freiraum lassen, den ich möchte, mir aber trotzdem die Möglichkeit geben, ihn zu kontaktieren, falls ich etwas brauche? Also wenn ja, wäre das verdammt einfühlsam .. wenn nein, weiß ich nicht, was ich tun oder besser, denken, soll. Ich bin aber irgendwie auch da hängen geblieben, wo wir uns nicht leiden konnten? Was ist daraus bitte geworden? Ich denke, aufgrund der jetzigen Zustände, sollte ich weniger abweisend sein und auch tatsächlich nett und nicht gespielt nett. Nachdem er versucht hat, mir zu helfen,  kann ich diesen Mitbewohner ja schlecht für immer als Arschloch bezeichnen, richtig?
Pah, naiv.

Du entschiedest dich dafür, die Nummer unter seinem Namen abzuspeichern, dich aber schlafen zu legen und ihn morgen erstmal zu .. ja. Was wolltest du eigentlich tun? Du wusstest es nicht, machtest dir erst morgen früh Gedanken darüber, wenn es hieß ab in die Schule. Du warst erschöpft, fühltest seit langem überhaupt wieder etwas. Doch das würde sich ebenso schnell wieder ändern.

* Take me downtown | use my body all night | make me feel like last time | make it taste like love * , erklang mein momentaner morgendlicher Weckton, abgespielt von etwas, namens Handy. Ich streckte mich und schaute aus dem Fenster. Die Sonne strahlte förmlich in mein Gesicht, da ich die Vorhänge nie zuzog. Ich ging in mein Badezimmer, um mich zu duschen und anderweitig fertigzumachen. Als ich rauskam, lagen bereits wieder Anziehsachen auf meinem Bett. Wird das jetzt irgendwie Tradition? Könnte ich mich definitiv dran gewöhnen. 

Fertig angezogen ging ich nach unten, wo das Frühstück vorbereitet auf dem Tisch stand. Ich war die erste, da ich zwar früh, aber nicht früh genug, um mit Jenny Frühstück zu machen, aufgestanden bin. Hm, aber warte. Etwas fehlt, nur - unsere Bananenmilch! Jungkook und ich tranken morgens als einzigen Bananenmilch statt Kaffee! Ich ging also in die Küche, nahm zwei Gläser aus dem Schrank und goss die Milch bis zum Rand ein. Ich lächelte vor mich hin, das musste sicher total doof aussehen, aber ich mag Bananenmilch halt. Lasst mich!

" Guten Morgen ", sagte eine verschlafen klingende Stimme, die ich Jungkook zuordnete. " Guten Morgen! ", erwiderte ich um einiges wacher als er, " Ich .. möchte mich für gestern entschuldigen. Du wolltest nur helfen, aber ich brauche deine Hilfe nicht, danke. ". Mit diesen Worten nahm ich die Gläser und stellte sie an unsere Plätze. Ich schaute aus der großen Fensterfront auf den Garten. Der Anblick verzauberte mich immer wieder. " Warum bist du schon wach? ", stellte Jungkook wieder eine Frage und rieb sich die Augen. Der kann ja sogar niedlich aussehen, der Kerl, aber scheinbar hat er es heute wirklich mit sinnfreien Fragen. " Schule? Ist doch glasklar! ", sprach ich mit einer deutlichen Verwirrtheit in der Stimme. Er brach in Gelächter aus und musste sich sogar am Türrahmen festhalten, um nicht umzukippen. Was hab ich bitte schon wieder verpasst? Egal, was es ist,  es kann dieses Auslachen doch wohl echt nicht rechtfertigen! Als er sich beruhigt hatte und wieder sicher auf zwei Beinen stand, kam er näher, wuschelte durch meine Haare und sagte : " Es sind Ferien, du kleiner Holzkopf! ". " Sir, erstens woher soll ich das bitte wissen, wenn mir das keiner sagt? Und zweitens, würden Sie wohl so viel Anstand haben, wenigstens mit mir zu frühstücken, um mich nicht ganz wie einen Trottel dastehen zu lassen! ", fragte ich und letzteres sogar ein Stückchen verzweifelt. Er unterdrückte einen erneuten Lachanfall, verbeugte sich und gab mir meine gewünschte Antwort : " Sehr gerne doch. Würde sich die Dame dann zu mir an den Tisch gesellen? ". Ich lächelte die Augen verstehend und ging auf meinen Platz. Wir fingen stillschweigend, aber lächelnd, an, unser Essen zu verspeisen. Als wir gerade fertig waren, hörten wir ein Poltern von oben. Hm?

" Wir haben verschlafen! ", riefen dreieinhalb panische Stimmen. Warum dreieinhalb?  Weil Noah ein wenig verpennt hinterherhinkte. " Mama? Noah? ", fragte ich verwirrt. Meine Mutter rannte auf mich zu und sagte : " Wir haben ein extrem wichtiges Meeting in Gwangju und müssen schon in zwei Stunden da sein, fahren aber drei! Wir sind in vielleicht einer Woche wieder da. Macht's gut und Jungkook pass auf Y/N auf! ", schrie Mama uns zu. So schnell, wie das Poltern gekommen war, war es auch schon wieder weg. Jetzt stand ich, neben einem nicht nur halb so verwirrt aussehenden Jungkook und war absolut von der Rolle. " Ehm, was war das? ", sprach er aus, was ich dachte. Ich schüttelte bloß den Kopf. Ich hatte keine Ahnung. Nach kurzem überdenken, fingen wir an zu lachen, bis uns die Bäuche wehtaten. " Mit was für Irren leben wir eigentlich unter einem Dach, Y/N?! ", schrie lachte er. Ich sagte nur : " Wenn ich das bloß wüsste, obwohl wir ja auch nicht ganz normal sind. " und lachte ebenso weiter. Nach guten zehn Minuten waren wir wieder einigermaßen klar im Kopf und er streckte sich erstmal.

Mir fällt erst jetzt auf, dass er eine schwarze Jogginghose mit weißem Shirt anhatte, heißt, er im Sommerlook und ich, als wäre der Winter über uns hereingebrochen. Was eine Kombi, Wahnsinn. Aber warte  was mir gerade erst auffällt. Wenn Mama und Noah verschlafen hatten, wer hatte mir dann die Kleidung bereitgelegt? Hangover von Psy ertönte und ich schaute mich um. Woher kam das? Ach, lange wundern musste ich mich nicht, denn Jungkook ging an sein Handy. " Ja? ", ging er ran. Viel sagte der vor mir stehende Junge nicht, außer eingeworfenen ja's, kam nicht wirklich mehr. Worum es wohl ging?

Als das Telefonat beendet war, begann er zu lächeln. Aber nicht so, wie er es eben getan hatte, sondern eher verschwörerisch. Oh oh, das heißt nichts Gutes.. jedenfalls nicht für mich, das spührte ich. " Na? Hat da wer vielleicht Lust, mich morgen auf die nächste Veranstaltung zu begleiten? Nur diesmal bitte mit weniger Blut im Spiel ", fragte er grinsend. Meine Augen wurden groß : " Oh nein nein nein. Das kannst du knicken! Einmal hat mir vollends gereicht! ". Das hatte er doch nicht ernst gemeint, oder? Gott, habe Erbarmen! Ich bin noch so jung! Veranstaltungen aller Art sind die Hölle! " Tja ", brachte Jungkook hervor, " wir haben keine andere Wahl. Mutter hat eben angerufen, mir erklärt, was unsere nächste Veranstaltung sein wird. Sie soll morgen wieder gegen Abend sein, aber diesmal etwas sehr großes, pompöses, verstehst du? ". " Das meinst du jetzt doch bitte nicht ernst! ", stieß ich, verzweifelt klingend, hervor, " soll ich da etwa in einem Ballkleid auftreten oder wie stellst du dir das vor?! ". Neiiiiiin, ich möchte das nicht! Biiiiiiiitte nicht! " Naja, sagen wir nicht ich, Y/N. Unsere Eltern haben die Sachen, die wir tragen sollen, bereits in Auftrag gegeben gehabt und wir werden sie jetzt abholen fahren. Ich weiß nicht, was sie dir rausgesucht haben, aber es wird schon halb so schlimm werden ".

Gescheitert. Du bist kläglich gescheitert, Jeon Jungkook. Motivationsreden sind wohl nicht deine Stärke. ' Halb so wild ' murmelnd ging ich nach oben, und holte mir ein Kaugummi. Ich kann's echt nicht glauben. Ist ja nicht so, dass ich so welche Veranstaltungen absolut nicht leiden kann, letztes mal beinahe abgeknallt worden wäre und dann diesmal noch in nem verdammten Ballkleid da rum staksen werde! Warum ich so sicher bin, dass es ein Ballkleid wird? Das ist einfach, zu beantworten. Weil ' pompös ' nunmal soetwas voraussetzt.